Der Schraubverschluss bei Flaschen feierte Mitte August seinen 135. Geburtstag. Damals ließ sich der Brite Dan Rylands diese Erfindung patentieren. Der Verschluss sorgt bei manchen nun für Ärger. Denn seit Juli ist eine EU-Richtlinie in Kraft: Solche Deckel müssen künftig fest an der Flasche angebracht sein. Dahinter steckt die Idee, Müll in der Landschaft zu reduzieren. Als nicht zwingend und nicht logisch kritisiert das Verpackungsexperte Markus Prem von der Kemptener Hochschule.
„Bringt das wirklich etwas für den Planeten oder selbst für Europa? Und da ist meine klare Antwort: Nein“, sagte Prem kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um reinen Aktionismus, um ein schlechtes Gewissen zu beruhigen, monierte er. Der Experte geht aber davon aus, dass es den Verbraucher nicht langfristig stören wird und ein Gewöhnungseffekt eintritt - ähnlich wie beim Verbot von Plastikstrohhalmen.
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Markus Prem von der Hochschule Kempten: "Müssten ganz woanders ansetzen"
Prem sagte, die Menge an weggeworfenen Deckeln, die schließlich im Meer oder in Flüssen und Seen landen, sei äußerst gering. „Man hat damit der Industrie Milliarden-Investitionen unter anderem in neue Maschinen auferlegt für einen Effekt, der quasi nicht messbar ist.“ Der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels teilte mit, Anlagen hätten um- oder neu gebaut werden müssen. „Wir gehen von Beträgen im Millionenbereich aus“, hieß es.
Der Anteil von Europa und Amerika an den Kunststoffen, die ins Meer gespült werden, sei gering, sagte Prem, der unter anderem in der Verpackungstechnologie tätig ist. Die überwältigende Mehrheit stamme aus Asien. „Wir müssten ganz woanders ansetzen, wenn wir wirklich was bewegen wollten.“ So sei es viel wichtiger, Kunststoffe zu recyceln und einen Kreislauf zu bilden: „Kunststoffe sind bisher in vielen Bereichen Verbundmaterialien, die nicht oder nur sehr schwer recycelbar sind.“