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Volontariat bei der Allgäuer Zeitung: Kuriose Erlebnisse und schöne Momente

In eigener Sache

Volontariat bei der Allgäuer Zeitung: Unsere Volos erzählen von ihrer Ausbildung

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    Das sind die Volontärinnen und Volontäre der Allgäuer Zeitung (von links): Manuela Müller, Erik Perrey, Felicia Straßer, Hannah Greiner, Anna Stepanek, Kevin Bury, Johannes Füssel und Julia Geppert.
    Das sind die Volontärinnen und Volontäre der Allgäuer Zeitung (von links): Manuela Müller, Erik Perrey, Felicia Straßer, Hannah Greiner, Anna Stepanek, Kevin Bury, Johannes Füssel und Julia Geppert. Foto: Matthias Becker

    Wir schreiben, recherchieren, fotografieren, filmen, arbeiten mit Daten und Social Media: Als angehende Redakteurinnen und Redakteure der Allgäuer Zeitung ist für uns kein Arbeitstag wie der andere. Ob Festwoche, Viehscheid, Podiumsdiskussion, Konzert oder Bürgerversammlung - wir berichten von dort, wo etwas los ist. Wir interviewen und porträtieren Menschen, begleiten politische Debatten und blicken hinter die Kulissen.

    Immenstadts Volontär Erik Perrey (links) absolvierte für einen Artikel einen Anfänger-Skikurs am Riedberger Horn. Mit ihm auf dem Bild: sein Skilehrer Manfred Stein.
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    Ein Volontariat bei der Allgäuer Zeitung bedeutet Schreiben, Recherchieren, Fotografieren - und eine Menge Spaß. Ein paar Behind-The-Scenes Fotos.

    Jedes Jahr startet eine neue Reporter-Generation bei der Allgäuer Zeitung. Zwei Jahre lang dauert die Journalismus-Ausbildung, das „Volontariat“. Wir - die Volontärinnen und Volontäre, die aktuell im Allgäu für unsere Leserinnen und Leser im Einsatz sind - stellen uns vor: Was haben wir schon erlebt? Was begeistert uns am Journalismus? Aber auch: Aus welchen Erfahrungen haben wir gelernt?

    Hannah Greiner: Viehscheid, Festival, Taylor Swift? Alles dabei!

    Direkt nach dem Abi ins Volo stürzen – diese Entscheidung habe ich keinen Tag bereut. Gibt es einen besseren Job, als sofort in der ersten Arbeitswoche vom Viehscheid in Oberstaufen zu berichten und im Sommer darauf einen Selbstversuch als (unerfahrene) Barkeeperin auf dem Ikarus-Festival bei Memmingen zu wagen? Für mich nicht.

    Das absolute Highlight stand vergangene Woche an: Ich durfte Weltstar Taylor Swift auf ihrem Konzert in München sehen und berichten. Text, Foto, Video, Liveticker – einmal das ganze Programm. Mit den Kollegen gemeinsam an der Konzert-Kritik feilen und sie dann am nächsten Tag auf der Dritten Seite der Printausgabe zu sehen – was für ein Gefühl!

    Hannah Greiner, 19: Nach dem Abitur in Memmingen mit 18 Jahren ins Volo gestartet. Als Social-Media-Volontärin meistens damit beschäftigt, Fotos und Videos zu basteln.
    Hannah Greiner, 19: Nach dem Abitur in Memmingen mit 18 Jahren ins Volo gestartet. Als Social-Media-Volontärin meistens damit beschäftigt, Fotos und Videos zu basteln. Foto: Matthias Becker

    Als Social-Media-Volontärin im Digitalteam der Allgäuer Zeitung gilt es täglich, die Geschichten der Kolleginnen und Kollegen bestmöglich auf Instagram, Facebook und Co. zu bringen.

    Das läuft nicht immer glatt: Wie oft habe ich bei Videoumfragen schon vergessen, das Mikro anzuschalten? Zu oft! Zurecht hab ich mir auf Instagram unter einem Video mit schlechtem Ton einmal den Kommentar „Mikro is ne 2 von 10“ abgeholt.

    Kevin Bury: Die Schönheit der Region im Schnelldurchlauf

    Ich gebe es offen zu: Als gebürtiger Südbadener fremdele ich noch ein wenig mit dem Allgäu - allzu lange arbeite ich hier ja auch noch nicht. Umso schöner fand ich einen meiner ersten Außen-Einsätze: Ich sollte die neue Pächterin einer Alpe porträtieren und war für die Reportage den ganzen Tag in den Bergen unterwegs. Es gab das volle Allgäu-Programm: Alpenpanorama, Wanderung, Einkehr, Rinder mit dauerbimmelnden Schellen. Die Schönheit der Region für mich im Schnelldurchlauf.

    Kevin Bury, 33: Nach fünf Jahren als Lehrer war es Zeit für etwas Neues. Seit April beim Digital-Team in Kempten, um das Hobby zum Beruf zu machen.
    Kevin Bury, 33: Nach fünf Jahren als Lehrer war es Zeit für etwas Neues. Seit April beim Digital-Team in Kempten, um das Hobby zum Beruf zu machen. Foto: Matthias Becker

    Alle im Team geben sich größte Mühe, mich zu integrieren: Mittlerweile habe ich für ein Video die neuesten Trachten-Trends anprobiert und berühmte Feste der Region besucht. Tag für Tag werde ich im Job und vor Ort heimischer.

    Eine klassische Journalisten-Erfahrung habe ich bei meinem ersten Interview gemacht. Weil ich nicht multitaskingfähig bin und mich ganz auf das Gespräch konzentrieren wollte, entschied ich mich gegen den Notizblock und für die Sprachrekorder-App auf dem Handy. Nun, Sie ahnen es: Zurück im Büro bemerkte ich, dass die App keinen einzigen Laut aufgenommen hatte. Bitter.

    Manuela Müller: Immer etwas zu erzählen

    Die größte Schwierigkeit am Volontariat bei der Allgäuer Zeitung? Das richtige Maß zu finden, wenn man sich mal wieder dabei erwischt, wie man Freunde und Familie mit Erlebnissen des Tages vollquasselt. Seit bald zwei Jahren finde ich mich regelmäßig in Situationen wieder, die mir ohne das Volo so sicher nie passiert wären. Etwas skurril und doch eindrucksvoll: Ein Jodelkurs auf der Hündeleskopfhütte bei Pfronten.

    Manuela Müller, 26: Wenn sie nicht gerade mitten im Schreiben aktueller Geschehnisse der Kemptener Lokalredaktion steckt, kümmert sie sich um das Wohl der Büropflanzen.
    Manuela Müller, 26: Wenn sie nicht gerade mitten im Schreiben aktueller Geschehnisse der Kemptener Lokalredaktion steckt, kümmert sie sich um das Wohl der Büropflanzen. Foto: Matthias Becker

    Mancher denkt nun vielleicht - klar, die AZ und der Jodelkurs, welch ein Klischee. Doch die Themen sind weitaus vielseitiger, eins davon hat mich beispielsweise über mehrere Monate begleitet: Als ich zu den Kemptener Stolpersteinen recherchierte, mich mit den Verbrechen der Nazis beschäftigte und eine Serie entstand. Woran ich immer gerne denke? Jegliche Termine mit Hund. Ob Schulhund im Allgäu-Gymnasium oder Mantrailing in der Stadt.

    Gerade als Beginnerin läuft aber nicht immer alles rund. Da kann es schon mal passieren, dass man sich wundert, warum so viele Menschen ebenfalls zu einer „mittel-spektakulären“ Gerichtsverhandlung gekommen sind. Stellte sich heraus, ich saß versehentlich bei einer Versteigerung - das war nicht der Plan.

    Felicia Straßer: Söder hinterher gestrampelt

    An einem Tag bin ich bei einer Löschübung der Feuerwehr dabei, an einem anderen fotografiere ich die feiernde Menge beim End-of-Summer-Festival in Willofs (Ostallgäu). Mal schlendere ich mit Block und Stift über das Tänzelfest-Lagerleben in Kaufbeuren, mal verfolge ich das Geschehen bei der Pride Parade in der Innenstadt. Kein Tag während meines Volontariats war wie der andere. Nur eines steht fest: Es wird nie langweilig.

    Felicia Straßer, 22: Nach einigen Monaten Studium zur DiplomVerwaltungwirtin entschied sie sich für das Volontariat bei der Allgäuer Zeitung.
    Felicia Straßer, 22: Nach einigen Monaten Studium zur DiplomVerwaltungwirtin entschied sie sich für das Volontariat bei der Allgäuer Zeitung. Foto: Matthias Becker

    Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Situation, als 40 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine mit einem Bus in Kaufbeuren ankamen. Ich durfte dabei sein, wie sie im Rathaus begrüßt wurden. Einer von ihnen erzählte mir, wie er die Schrecken des Krieges erlebt hat.

    Was eher weniger nach Plan lief, war eine Radtour mit Markus Söder. Ungünstigerweise hatte der bayerische Ministerpräsident ein E-Bike – und ich nicht. Nun lässt sich erahnen, worauf die Geschichte hinausläuft. Kaum kam der erste Hügel, fiel ich in der Gruppe zurück, während unzählige Teilnehmer mit motorisierten Fahrrädern schnurstracks an mir vorbeizogen. Söder radelte entspannt an der Spitze, und ich bekam leider gar nicht mehr mit, was er da vorne so plauderte.

    Julia Geppert: Ein Raum zum Ausprobieren

    „Ein Volo-WAS?“ Das schoss mir als ersten durch den Kopf, als mir eine Fotografin der Allgäuer Zeitung von dieser Ausbildung erzählte. Noch nie zuvor habe ich davon gehört, mir war aber direkt klar: Bei der Zeitung arbeiten? Das Abenteuer möchte ich mitnehmen. Als Multimedia-Volontärin komme ich viel rum. Es ist alles drin. Videos drehen, fotografieren und schreiben. Letzteres kostete mich anfangs große Überwindung.

    Julia Geppert, 24: Nach dem Abitur auf einer Gestaltungs-FOS, etwa zwei Jahre in Elternzeit und als Fotografin in der Selbstständigkeit, begann sie 2023 ein Multi-Media-Volontariat.
    Julia Geppert, 24: Nach dem Abitur auf einer Gestaltungs-FOS, etwa zwei Jahre in Elternzeit und als Fotografin in der Selbstständigkeit, begann sie 2023 ein Multi-Media-Volontariat. Foto: Matthias Becker

    Ich schrieb zwar gerne für mich selbst, aber in der Schule waren meine Deutschlehrerinnen und -lehrer nie so ganz überzeugt von meinen Aufsätzen. Deswegen hakte ich die Idee schnell ab, jemals mit Texten zu arbeiten. Und so kommen wir zu meinem persönlich eindrucksvollste Part meiner bisherigen Ausbildung: meine eigene Entwicklung. Ich habe mich getraut auszuprobieren. Mir wurde der Raum gegeben auszuprobieren. An der Seite von tollen Kolleginnen und Kollegen habe ich es geschafft, mir selbst und meiner Arbeit zu vertrauen.

    Zu viel Vertrauen hatte ich wohl bei zwei Fototerminen - in Ameisen. Und dass sie mir nichts tun werden, wenn ich mich zu ihnen auf den Boden lege. Alles für das perfekte Fotomotiv. Trotz nahezu überall Gekrabbel und Gejucke: Hat sich gelohnt.

    Erik Perrey: Blick über Grenzen hinaus

    Während unseres Volontariats beschäftigen wir uns nur mit lokalen Themen, die Auswirkungen auf das Allgäu haben? Weit gefehlt! Dass um über Ereignisse in unserer Region zu berichten, auch Wissen über die großen Konflikte in der Welt nötig sein kann, merkte ich etwa, als ich eine Militärübung ukrainischer Soldaten im Oberallgäu begleiten durfte.

    Erik Perrey, 20: Seine Ausbildung in der Lokalredaktion in Immenstadt führte ihn zum Beispiel schon an den südlichsten Punkt Deutschlands oder zum Skifahren an das Riedberger Horn.
    Erik Perrey, 20: Seine Ausbildung in der Lokalredaktion in Immenstadt führte ihn zum Beispiel schon an den südlichsten Punkt Deutschlands oder zum Skifahren an das Riedberger Horn. Foto: Matthias Becker

    Bereits die Hinfahrt im Bundeswehr-Transporter, die uns Journalisten über abenteuerliche Feldwege zum Ort des Geschehens brachte, war für mich eindrucksvoll. Die Soldaten auf dem Truppenübungsplatz in voller Montur dabei zu beobachten, wie sie für den Ernstfall trainierten, atomare, biologische und chemische Angriffe abzuwehren, fühlte sich an wie im Film.

    Doch nicht alles läuft in unserem Arbeitsalltag nach Plan. Als ich mein Auto pünktlich vor Beginn eines Viehscheids an eine Straße in Oberstaufen parkte, ahnte ich nicht, dass später die Rinder-Herden auf ihrem Weg zum Scheidplatz diese versperren würden. Da ich – um aktuell zu berichten – nicht abwarten konnte, blieb mir nichts, als knapp 30 Kilometer Umweg zu fahren – über für meinen Geschmack zu steile, schmale Landstraßen in Österreich. Im Rückblick entpuppte sich die Tour aber als schöner Heimweg.

    Anna Stepanek: Mit so vielen Menschen wie noch nie gesprochen

    Wie ist es, zwei Wochen am Set von einem Hollywood-Blockbuster zu drehen? Was erlebt eine Klima-Aktivistin auf einem Allgäuer Bauernhof? Und was macht man eigentlich als Streuobstberaterin? In meiner bisherigen Zeit als Volontärin habe ich ziemlich sicher mit so vielen verschiedenen Menschen wie noch nie zuvor geredet und sie mit Neugier zu unzähligen Themen gelöchert.

    Anna Stepanek, 23: Mit einer großen Portion guter Laune berichtet sie meist aus dem Westallgäu. Nach drei Semestern Zoom-Unterricht hat sie sich für ein Volontariat entschieden.
    Anna Stepanek, 23: Mit einer großen Portion guter Laune berichtet sie meist aus dem Westallgäu. Nach drei Semestern Zoom-Unterricht hat sie sich für ein Volontariat entschieden. Foto: Matthias Becker

    Eine Begegnung hat bei mir jedoch besonders großen Eindruck hinterlassen: Jonas ist mit Trisomie 21 auf die Welt gekommen und Special-Olympics Sportler. Als talentierter Handballer und Skifahrer war er schon in Südkorea und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Gespräch mit ihm und seiner Mutter hat mir die Möglichkeiten und Herausforderungen des Handicap-Sports gezeigt und mich dazu inspiriert, mich mehr damit zu beschäftigen.

    Was wiederum nicht so glatt lief: Als ich einen Bürgermeister am Telefon wegen des schlechten Empfangs für meinen Arbeitskollegen gehalten habe und ihn prompt mit „Na, Stephan, alles fit?“ begrüßt habe. In der nächsten Gemeinderatssitzung hat er sich zum Glück nichts anmerken lassen.

    Johannes Füssel: Die Geschichten liegen vor der Tür

    Im Norden Augsburg, im Osten erst Landsberg, dann die Landeshauptstadt München - Buchloe liegt am Rand des Allgäus und wird gerne mal vergessen. Und doch gibt es hier allerhand Geschichten zu erzählen: Soundart-Festival des Kreisjugendrings, Bürgerversammlungen mit den unterschiedlichsten Themen, ein abgebrannter Radlader und wie die Schausteller damit jetzt umgehen.

    Johannes Füssel, 30: War zwei Jahre im Digital-Team tätig, dann folgte ein Praktikum in der Buchloer Lokalredaktion. Verbringt viel Zeit mit Videospielen. Backt ansonsten Kuchen und Torten.
    Johannes Füssel, 30: War zwei Jahre im Digital-Team tätig, dann folgte ein Praktikum in der Buchloer Lokalredaktion. Verbringt viel Zeit mit Videospielen. Backt ansonsten Kuchen und Torten. Foto: Matthias Becker

    Da ist auch die Gastfamilie, welche seit 50 Jahren im Juni/Juli Schüler und Schülerinnen aus Italien aufnimmt. In den kommenden zwei Jahren Volontariat begegne ich hoffentlich noch mehr interessanten Menschen - und öfter ehemaligen Mitschülern und -schülerinnen.

    Die Geschichten sind da - sie brauchen nur jemanden, der sie erzählt und dafür rausgeht. Deshalb war es eine gute Entscheidung, sich nach kurzer Zeit im Praktikum für die Lokalredaktion zu bewerben.

    Was definitiv keine gute Entscheidung war: für einen Artikel über einen abgesackten Waldweg nur hochformatige Fotos zu schießen. Üblicherweise werden für Artikel Fotos im Querformat gebraucht.

    Das Volontariat bei der Allgäuer Zeitung klingt nach etwas, was auch dir Spaß machen würde? Super! Alle weiteren Informationen zu deinem Einstieg in den Journalismus im Allgäu findest du hier.

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