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Vom Hörsaal ins Klassenzimmer

Kempten

Vom Hörsaal ins Klassenzimmer

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    Hochschule Maria Ward Schule
    Hochschule Maria Ward Schule Foto: Ralf Lienert

    „Hat euch schon jemand gesagt, dass ihr attraktiv seid?“ Die Frage brachte die Mädchen erst zum Kichern, dann – mit Blick aufs Foto eines Buben, dem die Haare in alle Richtungen abstehen – zum Nachdenken. Genau so sollte es auch sein: Professor Dr. rer. nat. Thomas Eimüller gab Schülerinnen der Maria-Ward-Mädchenrealschule in Kempten Einblicke in die Welt der Physik. In einer Reihe einfacher, unterhaltsamer Experimente zu Elektrizität und Magnetismus ging es dabei auch um Anziehung, um Attraktivität also. Die könnte bei den sogenannten MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – besser sein.

    Darum ist der Dozent der Hochschule Kempten nun an Realschulen unterwegs, um bei Sechstklässlern und deren Eltern für naturwissenschaftlich-technische Wahlpflichtfächer zu werben, ihnen die „Faszination der Physik“ nahezubringen.

    Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass sich später mehr Schüler für einen Beruf oder ein Studium im MINT–Bereich entscheiden. So solle das Projekt helfen, dem Fachkräftemangel in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen entgegenzuwirken. Die vier Klassen der Maria-Ward-Schule machten jetzt den Anfang, weitere Realschulen in Kempten und Immenstadt werden folgen. Irmtrud Lederle ist Fachschaftsleiterin Physik an der Maria-Ward-Schule und findet Professor Eimüllers Einsatz richtig gut: „Gerade Schüler kennen es heute doch nur noch so, dass fast alles auf Knopfdruck oder über eine App funktioniert. Wo alltägliche Handwerkszeuge im Haushalt fehlen, fehlen auch die Grundlagen, physikalische Vorgänge zu verstehen. Vieles ist abstrakt geworden.“ Ihre Schule habe bereits mit „MUT – Mädchen und Technik“ beste Erfahrungen gemacht. Das Projekt mit der Firma Liebherr in Kempten führe seit Jahren Mädchen an eine mögliche technische Ausbildung heran. Gerade da gebe es noch viele Vorurteile, fürchteten Eltern etwa, ihre Töchter seien für technische Berufe nicht geeignet oder müssten zu schwere körperliche Arbeiten verrichten.

    Auch Eimüller betont, wie wichtig es sei, bei Projekten wie dem der Hochschule die Eltern auf vielfach unbekannte Berufs- und Karrieremöglichkeiten im MINT-Bereich hinzuweisen. Dies will er mit Abendvorträgen erreichen, die seine Schulbesuche ergänzen.

    Professor Eimüller verdankt seine Karriere übrigens sozusagen einem langen, sehnsuchtsvollen Blick ins All: Als 1986 der Halleysche Komet am Nachthimmel zu sehen war, erwachte in dem Realschüler aus Thannhausen die Faszination für Astronomie und der Wunsch, Physik zu studieren. Nach einer Ausbildung zum Werkzeugmacher schloss er 1998 sein Physikstudium ab. Seit 2008 lehrt er an der Hochschule Kempten technische Physik, Elektrotechnik und Astronomie. Er leitet auch das 2015 eingerichtete Schülerlabor der Hochschule.

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