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Waldumbau, Klimawandel: Was macht die Tanne robust? Das müssen Waldbesitzer wissen

Waldumbau

Mehr Tanne, weniger Fichte: Wie wird der Wald fit für den Klimawandel?

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    Was in Zukunft im Wald wächst, muss Wetterextreme aushalten können.
    Was in Zukunft im Wald wächst, muss Wetterextreme aushalten können. Foto: Matthias Becker

    Das nördliche Oberallgäu ähnelt in seiner Ausgangslage dem Frankenwald - und dort hat der Borkenkäfer in den vergangenen drei Jahren mehrere hundert Hektar Wald zerstört. Das soll hier nicht passieren, sagt Bernhard Schmieder, Abteilungsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (AELF). Er wirbt deshalb zusammen mit Projektleiterin Sabine Sandholz im neu aufgelegten zweijährigen Projekt „Initiative Zukunftswald“ für den Waldumbau.

    Waldumbau: Die Fichte wird deutlich weniger werden

    Das bedeutet: In hiesigen Wäldern soll die Fichte künftig nur noch einen geringeren Anteil ausmachen. Denn sie gilt als anfällig für die Folgen des Klimawandels - vor allem durch ihr flach ausgeprägtes Wurzelwerk. Sie kommt im Allgäu häufig vor, ihr Anteil beträgt in Altbeständen 70 Prozent. Sie sollen ersetzt werden durch Arten, die den künftigen Bedingungen mit Trockenheit, Sturm und extremen Niederschlägen besser klarkommen, erklärt Schmieder.

    Doch der Waldumbau ist aufwändig. Alte Bäume zu fällen und aus dem Wald zu holen - Fachleute sprechen von Durchforstung - koste etwa so viel, wie das Holz im Verkauf einbringt.

    Neue Bäume kosten je zwei bis drei Euro, samt Pflege in den ersten Jahren vier bis fünf Euro. Bei etwa 2000 Pflanzen pro durchforstetem Hektar kommen schnell hohe Summen zusammen. „Im Normalfall deckt die Förderung diese Kosten ab“, sagt Schmieder. Doch der Aufwand bleibe - und der sei groß.

    65.000 Hektar Wald gehören zum Forstamt Kempten

    Im Gebiet des Forstamts Kempten befinden sich rund 65.000 Hektar Wald, pro Jahr werden etwa 100 Hektar umgebaut, sagt Schmieder. „Man sieht: Das ist eine Generationenaufgabe.“ Sie müsse aber angepackt werden. „Wir können aber schon jetzt nicht mit dem Tempo des Klimawandels mithalten.“ Noch sei ein gutes Anwachsen junger Bäume möglich. Doch ist eine Fläche wegen Sturms, Trockenheit oder Käferbefalls erst mal kahl, sei es schwer, sie wieder aufzuforsten, so die Erfahrung aus Franken. Denn Trockenheit, Lichteinfall, Hitze und Frost erschwerten es den Setzlingen und förderten Unkraut, sagt Schmieder. Lesen Sie auch: Waldverjüngung 2024: Förster zählen junge Pflanzen in den bayerischen Wäldern

    „Der Umbau ist in vollem Gange, das machen wir seit 30 Jahren“, sagt Dr. Hermann S. Walter, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Ottobeuren. Eine zentrale Rolle dabei spiele die Tanne, weil ihr die genannten Hürden wie etwa wenig Lichteinfall kaum zu schaffen machten. „Sie wartet buchstäblich, bis sich das Kronendach öffnet - und schießt durch, wenn sie kann“, erklärt Walter. Zudem haben Tannen ein tiefes Wurzelwerk. Sie kommen so leichter an Wasser.

    Auch in Trockenperioden. Aktuell habe die Tanne einen Anteil von drei Prozent im Ottobeurer Forstgebiet. Mittlerfristig, das heißt in etwa 50 Jahren, werde ein Anteil von über zehn Prozent angestrebt, sagt Walter. „Der Wald braucht Zeit. Er ist ein veränderungsträges System.“

    Waldbesitzer: Das müssen Sie wissen

    Angesichts des Aufwands will das Kemptener AELF nun private Waldbesitzer motivieren, den Umbau anzupacken. Das jetzt gestartete Projekt „Initiative Zukunftswald“ ist zunächst begrenzt auf zwei Gebiete im Norden des Oberallgäus. „Dort ist der Fichtenanteil besonders hoch und bislang wenig Förderung geflossen“, erklärt Sabine Sandholz. Mit einer Beratungsoffensive und in Zusammenarbeit mit der Waldbesitzervereinigung Kempten (WBV) will man informieren, gezielt ansprechen und ein „Premiumpaket“ anbieten, wie es Bernhard Schmieder nennt: Die WBV übernehme neben der Beratung auch die Arbeiten im Wald oder beauftragen einen Dienstleister dafür.

    In der Region gibt es viele Eigentümer mit kleinen Parzellen, sagt Sandholz. Dorthin einen Dienstleister zu bestellen, sei meist unwirtschaftlich. Sie will deshalb gezielt Eigentümer benachbarter Flächen ansprechen, um sich etwa Anfahrtskosten zu teilen.

    Ob man angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des nur langsam entwickelnden Waldumbaus Angst bekommen müsse? „Wir sollten keine Zeit verlieren“, sagt Hermann S. Walter und ergänzt: „Wir sind auf einem guten Weg.“

    Kontakt für Interessierte aus Wiggensbach und Probstried: Telefon 0831/526 13-2041, E-Mail: sabine.sandholz@aelf-ke.bayern.de

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