Keine Sonne in Sicht, schon den ganzen Morgen. Die Wolken ziehen ganz langsam vorüber, wirken in ihren unterschiedlichen Graustufen regelrecht bedrohlich. Als könnte jeden Moment der erste erste Tropfen vom Himmel fallen und schlagartig in einen plätschernden Regenguss übergehen. Doch noch bleibt es trocken. Der Regen bleibt vorerst aus.
Ganz zur Freude von Familie Himmel. Nadine, Swen und Sohn Mika sind beim Wandern. Wir treffen die drei in der Breitachklamm. Seit Samstag ist die beliebte Klamm im Westen Oberstdorfs wieder geöffnet. Passend zum Pfingstwochenende strömen auch tausende weitere Besucher am Pfingstmontag dorthin. (Lesen Sie dazu: Breitachklamm bei Oberstdorf: Infos zu Tickets und Weg)
Urlaub im Allgäu: Nur wegen der Corona-Pandemie?
Familie Himmel macht gerade Urlaub im Allgäu - genau genommen im südlichen Oberallgäu. Sie kommen vom Hochrhein, dem Abschnitt des Rheins zwischen dem Bodensee und Basel - also nur drei Stunden Autofahrt. Für ihren Pfingsturlaub haben sie sich coronabedingt für Fischen entschieden, wo sie in einer Ferienwohnung untergebracht sind. "Uns war schon Anfang des Jahres klar, dass wir wieder in Deutschland Urlaub machen", erzählt Nadine Himmel. Zu unsicher sei ein Urlaub im Ausland, zu wechselhaft die Inzidenzzahlen.
Auch im vergangenen Jahr blieben die Himmels während ihres Urlaubs in Deutschland: Mit Garmisch-Partenkirchen hieß das Ziel ebenfalls Bayern. "Und vor zwei Jahren waren wir auch im Allgäu unterwegs", sagt Swen Himmel. Damals war Oberstaufen das Ziel für den Familienurlaub. "Diesmal wollten wir eine andere Ecke erkunden."
Für Familie Himmel ist ein Wanderurlaub im Allgäu zu Pfingsten genau das Richtige. "Bisher war das Wetter super", sagt Nadine. "Wir waren schon im Oytal unterwegs und heute ist eine kleine Wanderung - wie hier durch die Breitachklamm - perfekt. Für schöne Fotos ist das Wetter aber leider nicht passend", fügt Swen an.

Zum Schluss hatten die Himmels aber Glück, dass sie ihren Urlaub im Allgäu nicht doch noch absagen mussten. "Wir haben jeden Tag auf die Inzidenzzahlen geschaut", erzählt Nadine Himmel. Wäre der Inzidenzwert im Oberallgäu wieder über 100 gewesen oder hätte es einen Corona-Fall gegeben, hätte die Familie ihre Buchung zwar stonieren müssen, das wäre allerdings kostenfrei möglich gewesen. "Das haben wir mit den Vermietern der Ferienwohnung schon im Vorfeld geklärt", erzählt Nadine.
Freunde der Familie Himmel haben ihren Urlaub absagen müssen. "Bei denen war keine kostenlose Stornierung dabei. Das war dann zu riskant", erzählt Swen. Ihren eigenen Urlaub haben die Himmels jedenfalls schon im Anfang Januar gebucht. "Zwei Wochen später waren schon alle Zimmer vergeben", sagt Nadine.

In den nächsten Tag wollen Nadine, Swen und Mika nochmal eine Halbtages-Tour in Angriff nehmen. "Das Wetter soll ja nicht allzu gut werden, deshalb nur eine kleine Wanderung. Und mit Mika wollen wir noch etwas Actionreiches machen. Sonst wird das ja ein reiner Wanderurlaub", sagt Swen lachend. Mit den Downhill-Rollern am Ofterschwanger Horn liebäugelt die Familie.
Auf dem Rückweg von der Breitachklamm zum Parkplatz werden die Wolken immer dunkler. Es wirkt so, als würden die Besucher ihr Schritttempo erhöhen. Bloß keinen Regen abbekommen, lautet das Credo. Etwa zehn Minuten vor dem Parkplatz fängt es an zu nieseln. Da die Temperaturen noch angenehm sind, lösen die wenigen Tropfen noch keine Panik bei den Besuchern aus.

Auch Familie Himmel schlendert noch gemächlich in Richtung Auto. Auf dem Weg erzählen die beiden Eltern, wie begeistert sie vom Testcenter in Oberstdorf sind. "Die haben das richtig gut organisiert. Du kommst da hin, registrierst dich schnell online und kannst sofort den Test machen", erläutert Nadine. "Und nach 15 Minuten hast du schon dein Ergebnis", fügt Swen hinzu. Dieses brauchen die drei nämlich für ihren Aufenthalt in der Ferienwohnung. Alle 48 Stunden müssen sie den Vermietern einen negativen Test vorlegen.
Parkplatz an der Breitachklamm voll: Wartende drehen um
Als es auf die Zielgerade geht, fällt Sohn Mika auf, wie lange die Autoschlange ist. Einige der Wartenden drehen schon um, der Parkplatz an der Breitachklamm ist schon zu voll. Für ein Familienfoto wollen die Himmels noch posieren, erinnert sie das doch an ihren Urlaub im eigenen Land. Und Nadine Himmel sagt: "Im Allgäu ist es einfach wunderschön."
Keine 10 Kilometer weiter ist das Szenario ähnlich wie an der Breitachklamm: Am Parkplatz zur Gaisalpe in Reichenbach stehen zur Mittagszeit viele Autos. Nur auf Biegen und Brechen bekommt man noch eine freie Stelle. Das Nieseln hat aufgehört, doch die dunklen Wolken am Himmel verheißen nichts gutes.

Auf dem Weg zum Gaisalpsee, einem der beliebtesten Ausflugsziele im Allgäu, passiert man die gleichnamige Alpe. Seit Samstag bieten die Wirte dort nicht mehr nur To-Go an, sondern können ihre Gäste unter bestimmten Voraussetzungen wieder bedienen. Deshalb gilt auf dem Gelände der Alpe eine Maskenpflicht, auch für Wanderer, die nicht einkehren wollen.
Nur wenige Wanderer am Gaisalpsee
Der Weg zum See hinauf ist ziemlich matschig, einige Wanderer kehren deshalb um. Je höher man geht, desto weniger Leute kommen einem entgegen. Der Wind wird zunehmend stärker, von der Sonne sieht man gar nichts. Und die Wolken machen weiterhin das, was sie schon den ganzen Pfingsmontag hinweg getan haben: bedrohlich wirken.
Am Gaisalpsee bestätigt sich dann das, was sich auf dem Weg nach oben schon angedeutet hat: Nur wenige Wanderer haben sich die Mühe gemacht, bis zum See zu laufen. Tristesse herrscht am Gaisalpsee und das Wetter wird nicht besser.
Da der starke Wind und die dunklen Wolken nicht zum Verweilen einladen, geht's wieder schnell zurück. Auf dem Weg zur Gaisalpe hofft man, noch vor dem ersten Regenschauer die rettende Wirtschaft zu erreichen. Und es klappt. Die meisten Bierbänke sind jedoch schon leer, Hüttenstimmung kommt nicht auf. Wirtin Silvia Zobel ist dennoch sehr zufrieden: "Am Samstag haben wir die ersten Gäste empfangen. Das war schon ein erhabenes Gefühl." Sie spricht von einem kleinen bisschen Normalität, das zurückkehrt und freut sich über jeden Besucher.
Wirte der Gaisalpe mit Pfingstwochenende zufrieden
Mit dem ersten Wochenende war sie zufrieden. "Es kommen in etwa so viele wie früher auch", erzählt Zobel. Mit den Hygieneregeln kämen die Gäste auch zurecht. "Über die Luca-App kann man sich einloggen und am Platz auch die Maske ablegen." Im vergangenen Jahr haben Zobel und ihre Mitarbeiter die Daten der Gäste noch per Hand erfasst. "Das war immer ein Saustall danach. Mit der App sparen wir uns zum Glück jetzt das ganze Papier."
Doch teilweise sei es auch kompliziert: Jeden Morgen muss die Wirtin auf den Inzidenzwert schauen und hofft, dass dieser unter 100 bleibt. Da das im Oberallgäu aktuell der Fall ist, kann sie auch wieder mehr Mitarbeiter beschäftigen. "Da können wir im Moment nicht jammern. Wir haben wieder viel zu tun und hoffentlich bleibt das bis Oktober so." Denn bis dahin hat die Gaisalpe normalerweise geöffnet, bevor es in die Winterpause geht.
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