Ein Ort der Verwüstung: In Memmingen wurde in diesem Jahr ein Geldautomat gesprengt. Auch das Gebäude drumherum war dadurch stark betroffen. Immer häufiger kommt es in Bayern und auch im Allgäu zu solchen Überfällen.
Bild: Maike Scholz (Archivbild)
Ein Ort der Verwüstung: In Memmingen wurde in diesem Jahr ein Geldautomat gesprengt. Auch das Gebäude drumherum war dadurch stark betroffen. Immer häufiger kommt es in Bayern und auch im Allgäu zu solchen Überfällen.
Bild: Maike Scholz (Archivbild)
Die Täter rücken meist in den frühen Morgenstunden an. Sie haben Werkzeug und Sprengstoff mitgebracht. Damit öffnen sie den Geldautomaten und sprengen den Tresor. Sie stehlen den Inhalt und flüchten – meist mit schnellen Fahrzeugen. Soweit der „Modus Operandi“, den das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) schildert. Ein Sprecher sagt: „Das ist die moderne Form des Bankraubs. Den Tätern geht es nur ums Geld.“
Die Krimellen schlagen mittlerweile so häufig zu, dass das Problem nun sogar auf Bundesebene diskutiert wird. Die Innenministerkonferenz hat sich eingeschaltet. Ihr Ergebnis: Die Bankfilialen sollen sich besser schützen. Die Kreditinstitute der Region sind bereits aktiv geworden. Denn auch im Allgäu häufen sich die Fälle. Erst vor wenigen Tagen berichtete das LKA von einem Fall in Stetten im Unterallgäu.
Wie viel die Diebe jeweils erbeuten, will die Polizei nicht sagen. Was von den Sprengungen aber bleibt, ist ein immenser Schaden an Gebäuden. So auch im Unterallgäu. „Es gleicht einem Wunder, dass es bislang bei Sachschäden geblieben ist“, teilen die Volksbanken Raiffeisenbanken Unterallgäu mit. Personen seien zum Glück nicht verletzt worden. Die Sprengung hatte Folgen: Weil sich zwei weitere Geldautomaten der Genossenschaftsbank Unterallgäu an oder in Wohnhäuser befinden, hat die Bank sie geschlossen. „Das Risiko war uns zu groß“, sagt Volker Leinich, Bereichsleiter des Vorstandstabs. Betroffen sind Automaten in Ortsteilen von Bad Wörishofen (Kirchdorf und Stockheim). Das Kreditinstitut will nun zusammen mit kriminalpolizeilichen Fachberatern untersuchen, wo weitere besonders gefährdete Standorte sind – und welche Maßnahmen sinnvoll wären.
Das macht auch die Sparkasse Allgäu. Sie prüft, ob an ausgewählten Standorten der Zugang über Nacht eingeschränkt werden könnte. Im November 2020 traf es einen ihrer Geldautomaten in Sulzberg (Kreis Oberallgäu). Das Gerät war in einem Container montiert, der durch die Wucht der Detonation völlig demoliert wurde. Der Schaden belief sich damals auf 60.000 Euro. Die Sprengung bedeutete das Aus für den Automaten-Standort, teilt eine Sprecherin mit. Weitere Automaten sollen aber nicht geschlossen werden.
Bis Mitte November lag die Zahl der Sprengungen in Bayern bei 32 – ein Rekordwert. Im Jahr 2020 waren es 24 und 2021 noch 17 Sprengungen. Bereits im Sommer gab es erste Gesprächsrunden zwischen den bayerischen Ermittlern und Bankenvertretern. Nun folgte der „Runde Tisch Geldautomatensprengungen“ auf Bundesebene.
Zu den Präventivmaßnahmen, die in einer Abschlusserklärung gelistet wurden, gehört der Einsatz von Einbruchmeldeanlagen. Zudem könnten Foyers, wie es auch die Sparkasse Allgäu überdenkt, nachts geschlossen werden. Dazu kommen verdeckt im Automaten eingebaute Nebelsysteme, die die Täter irritieren sollen. Denn so erhöhe sich für sie der Zeitaufwand und damit das Risiko, entdeckt zu werden. Ebenso möglich sind Einfärbe- oder Klebesysteme. Sie machen Bargeld im Alarmfall unbrauchbar.
Was den bayerischen Ermittlern bisher auffiel, ist, dass die Täter häufig Geldautomaten in der Nähe von Autobahnen sprengen (siehe Grafik). Außerdem geschehen die Taten gehäuft gegen Ende der Woche, erklärt ein Sprecher des LKA. Die Täter kommen meist aus den Niederlanden angereist. „Es handelt sich um hochorganisierte Banden“, bestehend aus hunderten Mitgliedern. Die Taten begehen sie dann in kleinen, wechselnden Gruppen.