Mit ihrer Masche geben die Täter ihren Opfern Aufmerksamkeit und vermitteln ihnen den Eindruck, sie kümmern sich um sie: Sogenannte Liebesbetrüger erbeuteten im abgelaufenen Jahr allein im Allgäu rund 1,4 Millionen Euro. Im gesamten Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West, das neben dem Allgäu auch die Kreise Neu-Ulm und Günzburg umfasst, waren es sogar zwei Millionen Euro.
In 50 von 74 angezeigten Fällen waren die Täter erfolgreich. Damit erzielte der Betrug mit der Liebe sogar mehr Schaden als die so genannten Schockanrufe. Bei dieser Betrugsmasche ist der Polizei im ablaufenden Jahr eine Schadenssumme von 850.000 Euro bekannt.
Love-Scam war im Allgäu gefährlicher als Schockanrufe
Im Falle des Love-Scams, wie die Masche auch genannt wird, vermutet die Polizei eine "sehr hohe Dunkelziffer", sagt Sprecher Holger Stabik. Die Summen, die die Opfer an die Täter überweisen, würden eine riesige Spanne umfassen. Teils geht es um wenige hundert Euro - nach oben gebe es keine Grenze. Das zeigt ein Fall aus dem Oberallgäu, der in diesem Jahr aufgedeckt wurde. Das männliche Opfer überwies über fünf Jahre lang immer wieder Beträge an seine vermeintliche Liebe im Ausland.
Insgesamt häufte sich so eine Summe im oberen sechsstelligen Bereich an, sagt Stabik. Bei der Polizei macht dieser Fall rund die Hälfte der gesamten Schadenssumme in diesem Jahr aus. In einem anderen Telefon-Betrugsfall aus Sonthofen drehte die Angerufene den Spieß um.
Betrugsmasche Love-Scam ernst nehmen
Die Betrugsmasche sollte man auf keinen Fall belächeln, warnt Stabik. Unter den Opfern seien Frauen und Männer, die mitten im Leben stehen und berufstätig sind. Die Täter würden glaubhaft vermitteln, dass sie sich ernsthaft für ihr Opfer interessieren. Durch Gespräche würden sie vieles über die Lebensgeschichte erfahren. Dieses Wissen machen sie sich dann zu Nutzen. Kontaktiert würden Opfer meist in Sozialen Netzwerken wie Facebook oder auch auf Dating-Plattformen. Immer wieder erfinden die Täter dann Gründe, wieso sie Geld benötigen.
"Während Corona waren geplatzte Flüge oder gestohlene Pässe ein beliebtes Mittel", sagt Stabik. Auch das Begräbnis eines angeblichen Familienmitgliedes werde vorgetäuscht, ebenso Zollgebühren. Es gebe Fälle, bei denen sich Opfer hoch verschulden. Oder sie den Betrug nicht wahrhaben wollen und weiter Geld überweisen, selbst wenn die Polizei die Täter entlarvt hat.
Unterallgäuer verlor fünfstelligen Betrag durch Liebesbetrug
In einem zweiten Fall, der sich nach der Höhe der Schadenssumme gleich hinter den Oberallgäuer einreiht, verlor ein Geschädigter einen hohen fünfstelligen Betrag. Die Täter nannten Steuerschulden und den Import von Gold als Grund, wieso sie Geld benötigten. Hier gelang es der Polizei, die digitalen Spuren der Betrüger zu verfolgen: "Sie führten nach Ghana", sagt Stabik. Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei Love-Scams um organisierte Kriminalität handelt.
Opfer haben meist nur eine sehr geringe Chance, ihr Geld zurückzubekommen.
Wie entlarvt man einen Love-Scam und wie schützt man sich davor?
Die Polizei empfiehlt, sich so vor Liebesbetrügern zu schützen:
• Seien Sie bei neuen Kontakten vorsichtig: Um nicht Opfer von Love-Scamming zu werden, sollten Sie bei jeder Kontaktaufnahme von Unbekannten über das Internet oder über Messenger-Dienste grundsätzlich misstrauisch zu sein. Achten Sie auf Ungereimtheiten und Widersprüche und lassen Sie sich von fadenscheinigen Ausreden und Erklärungen nicht blenden.
• Schützen Sie private Daten: Seien Sie zurückhaltend bei der Veröffentlichung Ihrer persönlichen Daten, wie Anschrift, Geburtsdatum oder auch mit Auskünften über Ihren Arbeitgeber. Bedenken Sie: Mit jeder persönlichen Information haben Betrüger ein Mittel mehr, um ihre Opfer zu täuschen und anschließend um Geld zu bitten oder sogar zu erpressen.
• Geben Sie möglichst wenig von sich preis: Bevor Sie etwas veröffentlichen, fragen Sie sich immer, ob andere das über Sie wirklich wissen sollten. Je mehr andere über Sie wissen, desto eher können Sie mit besonders sensiblen Informationen unter Druck gesetzt werden. Das machen sich auch Erpresser beispielsweise beim sogenannten Sextortion zu Nutze.
• Verwenden Sie Sicherheitseinstellungen: Nutzen Sie Privatsphäre-Einstellungen der Netzwerke und Messengerdienste für Ihren Schutz. Wer sein Profil nur für Freunde einsehbar macht, schützt sich auch vor unbekannten Cyber-Mobbern oder Cyber Stalkern.
• Senden Sie kein Geld: Gehen Sie keine finanziellen Transaktionen mit Online-Bekanntschaften ein.
• Bleiben Sie cool: Lassen Sie sich niemals unter (emotionalen) Druck setzen!
• Erstatten Sie Anzeige: Sollten Sie in eine solche Situation geraten, wenden Sie sich umgehend an die Polizei und zahlen Sie auf keinen Fall Geld.
Außerdem gibt es Möglichkeiten, Liebesbetrüger zu entlarven:
• Überprüfen Sie das Profil des potenziellen Partners: Nutzen Sie dazu die Bilder-Rückwärtssuche von Suchmaschinen, um das Profilbild auf anderen Webseiten zu prüfen oder suchen Sie nach dem Namen des Kontakts und dem Begriff „Scam“ (engl. für Betrug) um gegebenenfalls existierende Einträge über bekannte Betrüger zu finden.