„Ja, isch denn scho Weihnachtsmarkt?“ Das fragen sich derzeit manche Allgäuer. Erste Märkte haben bereits im November eröffnet. Was die einen freut, löst bei anderen Skepsis aus. „Ich wundere mich, dass nicht wenigstens bis zum ersten Advent gewartet wird. Muss das denn sein?“, wandte sich vor Kurzem ein Leser telefonisch an unsere Redaktion.
Auch unter Gläubigen wird der frühzeitige Auftakt kontrovers diskutiert: „Es ist doch absurd, wenn Märkte bereits Mitte November loslegen, wenn der erste Advent – wie in diesem Jahr – erst am 3. Dezember ist“, sagt Thomas Rauch, Stadtpfarrer der katholischen Pfarreien in Kempten. „Ein innerer Bezug zur Adventszeit ist wichtig.“ Ansonsten drohten Weihnachtsmärkte zu einem reinen Event zu werden.
Rauch betont, dass Weihnachtsmärkte im Advent durchaus ihren Platz hätten. „Sie ermöglichen gemeinsame Erlebnisse in der staden Zeit. Gerade auch für Familien. Wenn sie nicht wie ein zweiter Jahrmarkt aufgezogen sind, freue ich mich darüber.“
Weihnachtsmarkt in Kronburg: Frühes Datum ist geliehenen Buden geschuldet
Die Veranstalter der frühen Märkte verweisen auf organisatorische Gründe. In Kronburg im Unterallgäu findet seit knapp 25 Jahren traditionell einer der ersten Weihnachtsmärkte in der Region statt. Los ging es am vergangenen Wochenende, vom 24. bis 26. November hat er ein zweites Mal geöffnet. Die Wahl des frühen Datums hatte bei der Gründung des Marktes schlicht praktische Gründe: Die Buden für die Aussteller mussten geliehen werden. Zu einem späteren Termin waren sie nicht mehr verfügbar, erinnert sich Veranstalterin Ulrike Freifrau von Vequel-Westernach.
Kritik habe es immer wieder einmal gegeben. Aber weniger daran, dass der Weihnachtsmarkt noch vor dem 1. Advent startet. Dahinter habe sich wohl viel mehr Argwohn gegenüber Neuem verborgen. Ihr und der Familie sei es immer darum gegangen, authentisch zu sein: „Wir hatten nie einen Santa Claus mit Coca-Cola-Truck.“ Stattdessen traditionelles Kunsthandwerk und heimische Speisen, wie im Schloss gebackene Lebkuchen.
Welche Allgäuer Weihnachtsmärkte haben bereits gestartet?
Zeitgleich zum Auftakt in Kronburg starteten heuer der Weihnachtsmarkt in Markt Rettenbach (Unterallgäu), der Weihnachtsmarkt in Jungholz sowie der vorweihnachtliche Markt in Wiggensbach (beide Oberallgäu). Noch ein Wochenende früher dran waren die Veranstalter in Grän im Tannheimer Tal, Tirol. Der dortige Adventsmarkt im Sonnhof lockte am 11. und 12. November etwa 2000 Besucherinnen und Besucher an. „Über den Namen kann man diskutieren“, sagt Veranstalterin und Hotelchefin Christa Müller.
Das Angebot dagegen überzeuge die Besucher seit neun Jahren. „Wir wollten Gästen und Einheimischen im November etwas bieten. Sonst ist in diesem Monat ja fast nichts los im Tal.“ Der Markt habe sich etabliert. Das frühe Datum trage bei manchem auch zur Entspannung in der staden Zeit bei: „Wenn man seine Weihnachtsgeschenke schon hat, kann man den Advent doch ruhiger angehen.“
Weihnachtsmärkte sind ein wirtschaftlicher Faktor
Die ersten Weihnachtsmärkte im Allgäu kamen in den 1980er Jahren auf, heißt es beim Heimatbund: „Mit dem Allgäuer Brauchtum haben sie nichts zu tun. Höhepunkt im Advent war der Klausentag, der ja auch heute noch vielerorts begangen wird“, sagt Vorsitzender Karl Milz. Und wie steht er zu den frühen Märkten? Milz antwortet augenzwinkernd: „Wenn der christliche Glaube heute erfunden werden würde, wäre Weihnachten vermutlich im Sommer. Denn dann hätten alle frei.“ Für Veranstalter und Schausteller seien die Märkte ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, fügt er ernst hinzu. „Es steht uns nicht zu, das zu kritisieren.“ Wer nichts mit den frühen Märkten anfangen kann, der müsse ja nicht hingehen.
Eine Übersicht über alle Weihnachtsmärkte im Allgäu finden Sie hier.