Im Rahmen der Allgäuer Berufsoffensive durften Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Weitnau in Simmerberg hinter die Kulissen der Schmid GmbH blicken. Azubi Marcel Seywald (rechts) gab einen Einblick in die Metalltechnik.
Bild: Benjamin Schwärzler
Im Rahmen der Allgäuer Berufsoffensive durften Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Weitnau in Simmerberg hinter die Kulissen der Schmid GmbH blicken. Azubi Marcel Seywald (rechts) gab einen Einblick in die Metalltechnik.
Bild: Benjamin Schwärzler
Zunächst schaut Paul Satzger in die Runde, dann zeigt er mit dem Finger an die Decke. „Wenn ihr wissen wollt, was wir hier machen, dann schaut mal nach oben“, sagt er. Denn selbstverständlich stammt die Decke in den Büroräumen der Schmid GmbH aus deren eigener Fertigung. Das Unternehmen aus Simmerberg ist auf den Innenausbau spezialisiert – vor allem eben auf Decken.
Welche Technik dahintersteckt und wie die einzelnen Schritte bis zum fertigen Produkt ausschauen, das haben Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 der Mittelschule Weitnau im Rahmen der Allgäuer Berufsoffensive erfahren, welche die Allgäuer Zeitung organisiert. Und sie erfuhren auch, welche Ausbildungsmöglichkeiten die Firma bietet.
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Die Schmid GmbH bildet aktuell 14 junge Menschen in sechs verschiedenen Lehrberufen aus. Einer davon ist Technischer Systemplaner. Das ist auch Paul Satzgers Beruf. Der 19-Jährige ist im zweiten Lehrjahr. „Man braucht ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und mathematische Grundkenntnisse“, sagt der Auszubildende, der über den M-Zug seine mittlere Reife gemacht hat.
Am Computer erstellt er technische Zeichnungen und Unterlagen für Stahl- und Metallbauten. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Das Einstiegsgehalt liegt bei 850 Euro – so wie übrigens bei allen Ausbildungsberufen, die das Unternehmen anbietet.
Die Schmid GmbH wurde 1954 gegründet. Sie hat ihren Hauptsitz in Simmerberg, direkt am Ortseingang oberhalb der Alpenstraße, aber auch Niederlassungen unter anderem in der Nähe von München, Stuttgart und Frankfurt. Mit seinen 235 Mitarbeitern hat es im Jahr 2020 einen Umsatz von 58,2 Millionen Euro gemacht.
„Wir schaffen es als mittelständisches Unternehmen immer wieder, uns gegen die großen Baufirmen durchzusetzen. In ganz Deutschland sind wir Bauherren ein Begriff“, sagt Katharina Müller, die in der Personalabteilung für die Azubis zuständig ist und den Rundgang der Schülerinnen und Schüler aus Weitnau begleitet hat.
Dabei erfuhren die Jugendlichen auch, dass die Firma alles selbst macht – von Planung und Fertigung über Logistik bis hin zur Montage. Mehr als 5000 Objekte sind mit Kühl- oder Heizdecken, Wandsystemen oder Brandschutzdecken aus dem Westallgäu ausgestattet worden – vor allem große Gebäude wie Flughäfen oder Bürotürme.
Die Azubis Jonas Milz, Paul Satzger, Tammi Schadt und Marcel Seywald sowie der kürzlich ausgelernte Brian Wernecke zeigten den Jugendlichen bei einer Werksbesichtigung ihre Arbeitsplätze. Vom Büro ging es an die großen Maschinen in der Metalltechnik und auch in die Pulverbeschichtung.
Die Schüler durften Fragen stellen und auch selbst tätig werden – zum Beispiel gestanzte Löcher millimetergenau nachmessen oder beschichtetes Blech einem Crashtest unterziehen.
Aktionen wie die Allgäuer Berufsoffensive, bei der Schulklassen in Unternehmen hineinschauen dürfen, sind für die Schmid GmbH ein wichtiger Faktor, wenn es um neues Personal geht. Denn der Markt ist hart umkämpft. „Es werden weniger Bewerber – und sie kommen immer später“, sagt Müller.
Früher seien direkt nach den Sommerferien die Bewerbungen für das Folgejahr eingegangen. Jetzt ist es bereits nach Ostern – „und wir sind im Moment mittendrin“, sagt sie.
Wohlgemerkt: Nicht für 2023, sondern für 2022. Dabei beginnt das neue Lehrjahr schon in vier Monaten. Eine Handvoll Ausbildungsplätze sind bei der Schmid GmbH noch frei.
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Die Corona-Pandemie hat die Suche nach neuen Azubis in den vergangenen beiden Jahren nicht gerade einfacher gemacht. Es gab keine klassischen Lehrstellenbörsen und so gut wie keine Praktika. Das hat den Jugendlichen die berufliche Orientierung erschwert.
So wissen auch die Achtklässler aus Weitnau größtenteils noch nicht, wie es nach dem Abschluss weitergeht. In der Fragerunde wird der Einzelhandel oft genannt, andere wollen weiter zur Schule gehen. So richtig konkret sind die Pläne der Jugendlichen aber noch nicht.
Aber wer weiß: Vielleicht hat der eine oder die andere bald auch bei einer Deckenkonstruktionen aus Simmerberg seine Finger im Spiel.