Impfungen gegen das Virus

Corona-Impfzentrum in Lindenberg: Landratsamt gibt Standort bekannt

Der Standort des Corona-Impfzentrums in Lindenberg steht fest.

Der Standort des Corona-Impfzentrums in Lindenberg steht fest.

Bild: Benjamin Liss

Der Standort des Corona-Impfzentrums in Lindenberg steht fest.

Bild: Benjamin Liss

Ein Corona-Impfzentrum kommt nach Lindenberg. Das Landratsamt hat den Ort bekannt gegeben. Wie der Betrieb abläuft und warum Westallgäuer Ärzte Kritik üben.
14.12.2020 | Stand: 21:11 Uhr

Das zweite Impfzentrum im Landkreis wird im früheren Feriendorf auf dem Nadenberg in Lindenberg entstehen. Das hat das Landratsamt am Montag bekannt gegeben. „Die Infrastruktur steht jetzt im ganzen Landkreis“, sagt Landrat Elmar Stegmann. Er hat das Zentrum in Lindenberg am Montag zusammen mit Thomas Kaleja vom Lindenberger THW vorgestellt. Wann die Impfungen beginnen, ist allerdings immer noch unklar.

Bis 15. Dezember muss jeder Landkreis in Bayern mindestens ein Impfzentrum aufbauen. Im Landkreis Lindau wird es zwei geben. Der Landrat versteht das als Bürgerservice. „Wir wollen die Impfungen möglichst wohnortnah anbieten“, sagt Stegmann.

In Gesprächen mit der Stadt und dem THW hat sich das frühere Feriendorf auf dem Nadenberg als Standort im Westallgäu herauskristallisiert. Das Gebäude am Eingang zum Dorf steht seit geraumer Zeit leer und es gehört der Stadt. „Für uns war klar, dass wir die Räume zur Verfügung stellen“, sagt Bürgermeister Eric Ballerstedt. Mehrere Tage hat das THW am Aufbau gearbeitet. Unter anderem haben die Helfer eine Heizung installiert und dabei auch eine Lüftung eingebaut. Zudem haben sie einen barrierefreien Zugang zu dem Gebäude geschaffen.

Das THW baut das Impfzentrum in Lindenberg auf.
Das THW baut das Impfzentrum in Lindenberg auf.
Bild: Sebastian Habersetzer

So läuft eine Corona-Impfung in Lindenberg ab

Im Einbahn-System werden die Bürger durch die Räume geleitet werden – vom Check-In, über Beratungs- und zwei Impfzimmer mit einem anschließenden Ruhebereich bis zum Check-Out. Vorab nötig ist eine Anmeldung – sie wird nach Stand der Dinge online oder über ein Call-Center erfolgen. Dabei werden die Bürger gleich zwei Termine bekommen – einen für die erste Impfung, den zweiten für die Folgeimpfung.

Für den Betrieb der Zentren setzt der Freistaat auf einen Dienstleister. Das Landratsamt verzichtet bewusst auf den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte, etwa des BRK. „Nicht, weil wir es dem BRK nicht zutrauen würden. Im Gegenteil. Man darf den Einsatz der Ehrenamtlichen aber nicht überstrapazieren“, sagt Stegmann. Zudem werden entsprechend ausgebildete Helfer des BRK möglicherweise noch in Heimen oder einem der Krankenhäuser benötigt, je nachdem, wie sich die Lage dort zuspitzt.

In den Impfzentren werden jeweils zwei Ärzte vor Ort sein. Sie werden die Bürger vor allem medizinisch beraten. Das werde in Gruppen- aber auch in Einzelgesprächen geschehen, schildert Thomas Kaleja. Anschließend werden medizinisch geschulte Mitarbeiter die Menschen impfen. Ganz am Ende gibt es einen Bereich, in dem sich die Menschen erholen können. Insgesamt sollen sie sich bis zu einer Stunde in dem Zentrum aufhalten.

Geimpft wird an sieben Tage in der Woche

Gearbeitet werden wird an sieben Tagen in der Woche jeweils acht Stunden.„Priorität“ hat in den Augen des Landrates aber vor allem der Einsatz der mobilen Teams. Sie werden die Bewohner und Mitarbeiter in den Pflegeheimen impfen. Dort leben die besonders gefährdeten Menschen.

Das Landratsamt geht davon aus, genügend Ärzte für die Zentren und mobilen Teams gewinnen zu können. Die Behörde hat nach eigenen Angaben mit der Kassenärztlichen Vereinigung zusammengearbeitet, um genügend Mediziner zu finden. Die Liste sei „bereits gut gefüllt“, sagt Stegmann. Neben praktizierenden Medizinern haben sich auch Ärzte im Ruhestand gemeldet.

Landrat Elmar Stegmann (Rechts) führte gestern mit Thomas Kaleja vom THW durch das Impfzentrum auf dem Nadenberg geführt.
Landrat Elmar Stegmann (Rechts) führte gestern mit Thomas Kaleja vom THW durch das Impfzentrum auf dem Nadenberg geführt.
Bild: Benjamin Liss

Insgesamt rechnet das Landratsamt damit, 250 bis 300 Menschen an einem Tag impfen zu können. Dadurch würde es weit über ein Jahr dauern, bis alle Bürger im Landkreis beide Dosen bekommen haben. Das Landratsamt geht allerdings davon aus, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch niedergelassene Ärzte in ihren Praxen impfen können. Das gilt dann, wenn Impfstoffe zur Verfügung stehen, die nicht bei minus 70 bis minus 80 Grad Celsius gelagert werden müssen.

In welcher Reihenfolge die Bürger geimpft werden, ist noch offen. Auch die Frage, wer in welchem der beiden Zentren einen Termin bekommen wird, ist noch nicht klar. Sicher ist: Bürger aus den angrenzenden Landkreisen in Baden-Württemberg werden weder in Lindau noch in Lindenberg einen Termin bekommen. Die Frage war aufgekommen, weil der drei- bis viermal so große Landkreis Ravensburg nur ein Impfzentrum in der Oberschwabenhalle plant.

„Großes Unverständnis“ bei Ärzten im Westallgäu

  • Etliche Ärzte im Westallgäu sind unzufrieden mit der Kommunikation des Landratsamtes. Darauf wies Dr. Friedrich Haag im Kreistag hin.
  • Unter der Ärzteschaft im oberen Landkreis herrsche großes Unverständnis über das Vorgehen des Landratsamtes, sagte Haag und nannte konkret das Impfzentrum in Lindenberg. „Die Kollegen fühlen sich zu wenig eingebunden und informiert“, dabei lieferten sie mit der Fiebersprechstunde eine hervorragende Arbeit.
  • Der Lindenberger Mediziner bat, die Ärzte „besser einzubinden“. Sie seien „die Basis, dass es funktioniert“.
  • Landrat Elmar Stegmann wunderte sich im Gegenzug über die Kritik. Bei ihm habe sich keiner der Ärzte gemeldet. „Ich stehe für jedes Gespräch offen.“
  • Wie Tobias Walch, zuständiger Jurist im Landratsamt, erklärte, sei es wichtig gewesen, erst die Logistik aufzubauen und einen Dienstleister für den Betrieb des Impfzentrums zu finden und dann erst die ärztliche Versorgung aufzubauen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern habe alle angeschlossenen Ärzte informiert.
  • Allerdings setzt das Landratsamt auch auf pensionierte Mediziner oder Ärzte in Altersteilzeit. Auch, weil auf die Hausarztpraxen möglicherweise mit einer Grippewelle eine zusätzliche Belastung zukomme, wie Walch erklärte.

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