Scheidegg

In Scheidegg wandern Naturfreunde zwischen Wipfeln und Wolken

Albert Ziegltrum führt als Naturerlebnisführer Menschen durch die Waldabenteuerwelt im Scheidegger Skywalk.

Albert Ziegltrum führt als Naturerlebnisführer Menschen durch die Waldabenteuerwelt im Scheidegger Skywalk.

Bild: Ziegltrum

Albert Ziegltrum führt als Naturerlebnisführer Menschen durch die Waldabenteuerwelt im Scheidegger Skywalk.

Bild: Ziegltrum

Der Skywalk Allgäu in Scheidegg feiert deutsche Waldtage mit Naturerlebnisführungen. Dabei geht es um beglückende Ausblicke und manchmal um alte Ängste.
15.09.2023 | Stand: 05:45 Uhr

„Hier gehen wir hoch. Schritt für Schritt“, sagt Albert Ziegltrum, Naturerlebnisführer in der Waldabenteuerwelt „Skywalk Allgäu“. Er weiß, dass die Panorama-Treppe Richtung Baumwipfel, die zu einer atemberaubenden Aussicht auf die Alpen führt, für Menschen mit Höhenangst eine Herausforderung ist.

In Scheidegg erleben Menschen den Wald auf verschiedenen Ebenen

„Deshalb ist sie so breit und man kann einfach umdrehen, wenn es nicht geht – kein Problem“, sagt der ehemalige Berufssoldat mit der sonoren Stimme, der sich mit der Wirkung des Waldes auf den Menschen bestens auskennt. Viele Jahre war er bei der Bundeswehr für die psychologische Betreuung seiner Kameraden zuständig. „Ich bin damals mit 180 jungen Soldaten in den Kosovo geflogen. Und ich hab’ alle wieder gesund und stabil mit nach Hause gebracht.“ Mehr möchte Albert Ziegltrum nicht aus längst vergangenen Zeiten erzählen. Denn er hat jetzt eine neue Aufgabe: Menschen den Wald bei Führungen näherbringen – und zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen.

Ganz oben und ganz unten - zwischen Bodensee und Allgäuer Alpen

Entweder ganz oben, auf dem über 500 Meter langen Baumwipfelpfad, der eine Aussicht vom Bodensee bis zu den Alpen bietet. Oder auf dem raffiniert angelegten Wald-Erlebnisweg, der um dicke Stämme und um die Träger der riesigen Stahlkonstruktion zwischen den Wipfeln führt. Über sechs Hektar umfasst das Gebiet des Skywalk Allgäu, das Gebiet unten am Bach grenzt direkt an Österreich. „Hier wachsen ganz unterschiedliche Bäume, die den Wald zusammen gesund halten“, erzählt der Naturfan aus Erfahrung.

Auf seinen Rundgängen spricht er oft auch Gäste an, die sich gar nicht zur Führung angemeldet hatten. „Mich interessiert, was sie hier machen, wie sie die Natur erleben.“ Besonders spannend werden solche Begegnungen, wenn er auf junge Menschen trifft. „Letzte Woche zupften zwei Mädchen die Rinde eines alten Baumstumpfs ab. Sie erzählten, dass ihnen das morsche Holz hilft, ihre Themen zu verarbeiten. Weil es so friedlich sei hier oben im Wald.“

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Familien finden auf wackeligem Boden ihre Balance wieder

Auch auf den Spielplätzen und an den Entdeckerpunkten, die von den hauseigenen Technikern quer durch den Wald installiert werden, passiert ganz viel mit den Besuchern. „Auf dem Wackel-Labyrinth finden Familien über Kommunikation und über ihre Füße in Balance.“ Anders würde die Holzkugel gar nicht ins Loch rollen. Auch auf der Specht-Wippe kommt’s auf Teamwork an. Kleinere Kinder toben dagegen mit ihren Eltern an der neu gebauten Waldkugelbahn entlang.

Dazwischen gibt’s Infos zu den Bäumen – mal mit verblüffenden Fakten mal mit Rezept für einen Sirup. „Viele Leute wissen nicht, wie Bäume funktionieren und wie sie zusammenarbeiten.“ Manchmal bringt der Wald auch Ruhe in die Menschen. „Bei meinen Führungen sage ich oft: ‘Jetzt schauen sie sich den Wald mal ganz genau an.’ Und dann lass ich sie die Augen schließen. Und dann weiß keiner mehr, wie viele verschiedene Grüntöne er gesehen hat.“

Mächtige Stahlstützen halten den Scheidegger Baumwipfelpfad

Mit seiner tiefen Stimme leitet Albert Ziegltum Gäste durch die leisen Teile des Parks – und unter dem Offensichtlichen hindurch: eine Konstruktion aus 14 mächtigen Stützen, gebaut aus über 500 Tonnen Stahl. „Alle zwei Meter sorgt ein so genannter Umbruch für ein gewisses Spiel“, erklärt der Fachmann das Werk. Die beruhigende Nachricht schickt er direkt hinterher: „Jeder Quadratmeter hält 500 Kilo aus.“ Ein schöner Gedanke, als weitere Gäste kräftigen Schrittes das Bauwerk betreten und alles deutlich spürbar ins Wanken gerät.

Gäste des Skywalk fühlen sich wie auf Wolken

„Laufen Sie weiter, Sie werden sehen: Sie fühlen sich wie auf Wolken.“ Wolken sind eindeutig beruhigender, als die Idee, dass es unter den schwingenden Brettern 25 Metern in die Tiefe geht. Auf der 40 Meter hohen Aussichtsplattform angekommen, zückt der Naturerlebnisführer nach dem Vogelstimmenspektakel (auf Knopfdruck am Mast) einen Plan mit allen Gipfeln, die zu sehen sind. Dazu erzählt er Geschichten und Begebenheiten - von rutschigen Schneefeldern und herrlichen Wanderungen. Von Genusstouren und verbotenen Übernachtungsabenteuern. Vom 15 bis 17. September sind die „Deutschen Waldtage“ – eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). „Wälder leisten wichtige direkte und indirekte Beiträge für die menschliche Gesundheit. Waldaufenthalt stärkt die geistige, körperliche und soziale Gesundheit“, heißt es dazu in einer

Über die Walderlebnistage:

An diesem Wochenende (14 bis 15 Uhr) finden kostenlose Naturerlebnisführungen statt (Normalpreis: 75 Euro pro Gruppe). Infos dazu unter www.skywalk-allgaeu.de/waldtage. Eintritt Erwachsene: 14,50 Euro, Kinder ab einem Meter 10,50 Euro.