Michaela Bock (ganz vorne, rechts) hatte Brustkrebs. Auf ihre Initiative hin haben Frauen Zeit investiert, Herzkissen genäht und sie in die Asklepios-Klinik gebracht. Sie sollen den Frauen, die dort wegen einer Brustkrebserkrankung operiert werden müssen, Hoffnung schenken. Mit im Bild Mark Boockmann, Chefarzt der Gynäkologie (hinten, links) und Stationsleiterin Kerstin Schloddarick (hinten, Mitte).
Bild: Ronja Straub
Michaela Bock (ganz vorne, rechts) hatte Brustkrebs. Auf ihre Initiative hin haben Frauen Zeit investiert, Herzkissen genäht und sie in die Asklepios-Klinik gebracht. Sie sollen den Frauen, die dort wegen einer Brustkrebserkrankung operiert werden müssen, Hoffnung schenken. Mit im Bild Mark Boockmann, Chefarzt der Gynäkologie (hinten, links) und Stationsleiterin Kerstin Schloddarick (hinten, Mitte).
Bild: Ronja Straub
Michaela Bock steht mitten im Leben, als es sie trifft. Mit 56 Jahren wird bei ihr Krebs festgestellt. Sie erlebt eine schwierige Zeit, besiegt die tückische Krankheit aber. Wie sie jetzt gemeinsam mit anderen Frauen Mut machen will.
Eher zufällig hat die Lindauerin die geschwollenen Lymphknoten unter ihren Achseln gespürt. „Ich bin direkt zu meiner Frauenärztin gegangen, ohne an etwas Schlimmes zu denken“, sagt Michaela Bock. Nach einer Mammografie und Biopsie kurz vor Weihnachten bekam sie Anfang 2022 die Diagnose Brustkrebs. Darauf folgten weitere Untersuchungen und schließlich die Chemotherapie.
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Brustkrebs mit 56 Jahren: Nach der Dianose zieht sich Michaele Bock aus dem öffentlichen Leben zurück
„Ich hätte nie gedacht, dass es mich trifft“, sagt die 57-Jährige heute. Die Diagnose war für sie schlimm, aber sie beschloss zu kämpfen. Um die schwere Zeit zu überstehen, zog Michaela Bock sich vom öffentlichen Leben zurück. Normalerweise engagierte sie sich viel im Ehrenamt, liebte ihren Beruf im Seniorenheim in Hege. All das ließ sie sein. „Man muss das normale Leben loslassen und abschalten“, sagt die Lindauerin. „Man braucht die Kraft.“
Michaela Bock ist eine von 20 bis 30 Frauen, die im Jahr in der Lindauer Asklepios-Klinik nach einer Brustkrebs-Diagnose operiert werden, sagt Mark Boockmann, Chefarzt der Gynäkologie. In den meisten Fällen, so der Gynäkologe, müssten die Brüste der Frauen nicht abgenommen werden. Weil Gewebe durch Stanzbiopsie des auffälligen Bereichs entnommen wird, könne die Operation außerdem genau geplant werden. Das hilft.
Bocks Operation stand im Juni 2022 an. Die Chemotherapie hatte sie bereits hinter sich und relativ gut vertragen. Sie hatte Glück: „Der Tumor konnte bei der anschließenden Operation nicht mehr nachgewiesen werden und auch die Lymphknoten waren nicht mehr befallen“, erklärt ihr Arzt Mark Boockmann.
Dass es für sie so gut gelaufen ist, hat nicht nur medizinische Gründe, glaubt Michaela Bock. Sie habe viel Unterstützung von anderen bekommen. Familie und Freunde statteten ihr einen Besuch ab, andere riefen sie an und sprachen ihr Mut zu. „Wir haben auch viel zusammen gelacht“, sagt die Lindauerin. Kurz vor ihrer OP erreichte Michaela Bock ein Paket. Eine Bekannte aus Scheidegg schickte ihr ein Kissen. Allerdings nicht irgendein Kissen, sondern eines in Herzform, das sie sich zur Schmerzlinderung nach der Operation unter die Achsel klemmen konnte. „Das tut gut bei Narbenschmerzen und Lymphschwellungen“, sagt Michaela Bock. Aber nicht nur das. Vor allem die nette Geste habe sie motiviert, weiterzumachen.
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In vielen Orten im Westallgäu wurden schon Herzkissen für Brustkrebs-Patientinnen genäht
Das gute Gefühl, das man hat, wenn andere in schweren Situationen an einen denken, war wichtig. Sie wollte es auch weiteren Frauen ermöglichen. In verschiedenen Orten im Westallgäu haben bereits mehrere Gruppen Herzkissen genäht und sie Krankenhäusern, wie der Scheidegger Paracelsus-Klinik oder der Klinik Schwabenland in Isny-Neutrauchburg, gespendet. Aktionen gab es unter anderem beim Frauenbund Opfenbach, beim Frauenbund Ellhofen, beim Frauenbund Grünenbach (zusammen mit Asylbewerberinnen), bei der Frauenrunde Scheidegg und beim Frauenbund Gestratz. In Lindau gab es die Aktion noch nicht.
Also schloss sich die Lindauerin mit anderen Frauenbund-Frauen aus den acht Zweigvereinen in Lindau zusammen. An Wochenenden oder am Abend nähten die Frauen Bezüge und füllten sie mit einem speziellen, waschbaren Material. Allein bei einer Nähaktion von Frauen aus Weißensberg, Hergensweiler und Sigmarszell vor gut einer Woche sind so 62 Kissen zusammengekommen. „Es kann jede von uns treffen“, sagt Alexandra Kaeß aus Weißensberg. Die Frauen aus Oberreitnau, Aeschach, Nonnenhorn, Wasserburg, Sigmarszell und Weißensberg brachten die Kissen dann bei der Gynäkologie der Asklepios-Klinik vorbei.
Es ist die Station, auf der auch Michaela Bock operiert wurde. Drei Tage musste sie damals in der Klinik bleiben, die weitere Behandlung fand ambulant statt. Nach einer Bestrahlung und anschließender Reha geht es der Lindauerin heute wieder gut. „Würde der Krebs wieder zurückkommen, würde ich den Kampf wieder aufnehmen“, sagt Michaela Bock. Mit ihrer Krankheit geht sie offen um. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, darüber zu sprechen. Die Lindauerin weiß aber auch, dass nicht jede Frau so viel Glück hat wie sie.