Einem Hotelgast erfüllt Max Vetter jeden Wunsch – auch wenn er noch so kurios ist. Zum Beispiel diesen: Ein Mann ruft ihn an der Rezeption an und bittet um ein Stück Wiese auf sein Zimmer. Richtig verstanden? Ja! Der Mann hat einen Hund dabei und will diesem eine „natürliche“ Umgebung im Hotel schaffen. Was tun? Vetter fackelt nicht lange: Er redet mit dem Gärtner und dem Housekeeping. Wenig später wird für den Gast ein Stück Rasen aus dem Park entfernt und hoch ins Zimmer getragen. Der Hund und sein Besitzer sollen sich tierisch wohlgefühlt haben.
Die Anekdote, die er vor einigen Jahren in einem Luxushotel in Zürich erlebt hat, wird der Allgäuer Max Vetter wohl nie vergessen. Sie sagt einiges über die Erwartungshaltung von Gästen in der Spitzenhotellerie aus, aber auch über ihn selbst. „Ich versuche immer, ruhig und kreativ zu bleiben. Egal, welcher Wunsch an mich herangetragen wird“, sagt Max Vetter, dem ein erstaunlicher Erfolg gelungen ist. Der 28-Jährige aus Irsee (Kreis Ostallgäu) wurde von eine Fachjury zum weltbesten Rezeptionisten gekürt. Bei der „David Campbell Trophy“, benannt nach dem früheren Chef-Rezeptionisten des legendären Hotel Ritz in Paris, setzte er sich im Vorjahr gegen 1200 Konkurrenten durch. Wegen der Corona-Pandemie fand der Wettbewerb erstmals virtuell statt.
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Die Teilnehmer mussten sich unter anderem in diversen Online-Rollenspielen beweisen, bei denen sie von Schauspielern herausgefordert wurden. Max Vetter überzeugte selbst in den brenzligsten Situationen. Was ihm dabei half: Empathie, Analyse, Freundlichkeit. „Ich frage mich in schwierigen Situationen immer, was will der Gast wirklich. Warum ist er genervt oder laut? Was kann ich tun, damit es ihm besser geht?“
Mit dieser Einstellung ebnete er den Weg für den bislang größten Erfolg eines Allgäuer Rezeptionisten. „Das ist für mich eine große Ehre. Aber ich bleibe auf dem Teppich“, sagt der Sohn eines Restaurators und einer Psychologin. Schon als Kind empfing er gerne Gäste, führte sie durchs elterliche Haus und verwöhnte sie. „Im Grunde genommen mache ich heute nicht viel anderes“, sagt Vetter schmunzelnd. Nur, dass er mittlerweile im Fünf-Sterne-Hotel La Réserve Eden au Lac in Zürich arbeitet.
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Max Vetter arbeitet im Fünf-Sterne-Hotel La Réserve Eden au Lac in Zürich
Um das zu erreichen, hat sich Max Vetter mächtig ins Zeug gelegt. Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann im Hotel Königshof in München machte er den Hotelbetriebswirt an der Hotelfachschule Bad Wörishofen. Danach schloss er ein Studium im Bereich „Hospitality Management“ an der „Hotelschool The Hague“ in Den Haag ab. Auslandsstationen führten ihn nach England und Indien, in die Niederlande, auf die Malediven und eben in die Schweiz. Neben seiner Muttersprache parliert er mit seinen Gästen auf Englisch, Französisch und sogar auf Mandarin, dessen Grundlagen er beherrscht.
Für „seine“ Gäste macht der junge Mann, der mit Anzug und Krawatte zum Dienst erscheint, eben alles. Eines Tages, so sein Traum, würde er sie am liebsten in eigenen Räumen empfangen: „Irgendwann würde ich gerne selbst ein Hotel eröffnen. Vielleicht ja sogar im Allgäu“, sagt der weltbeste Rezeptionist, der im April bei der nächsten Auflage der „David Campbell Trophy“ in der Jury sitzen darf.