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Weniger ist manchmal mehr

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    Obsternte Lindau
    Obsternte Lindau Foto: Ralf Lienert

    LindauEs ist wieder soweit: Die Apfelernte am Bodensee hat begonnen. Die Obstbauern und ihre Erntehelfer haben in den kommenden Wochen alle Hände voll zu tun. Nach der sehr ertragreichen Saison im vergangenen Jahr wird heuer eine Ernte erwartet, die leicht unter dem Durchschnitt liegt. Was zunächst wie eine Verschlechterung klingt, freut die Obstbauern.

    Martin Nüberlin, Sprecher der Lindauer Obstbauern, gibt sich für dieses Jahr vorsichtig optimistisch. Die Witterung habe mit ausreichend Regen gute Bedingungen geschaffen. Die gerade beginnende Ernte bringe schöne, geschmacksintensive Früchte von hoher Qualität. Die Williams-Birne, eine weitere Spezialität vom Bodensee, sei ebenfalls gelungen. Die Preise werden für die Obstbauern wohl besser ausfallen als im Vorjahr, hofft Nüberlin. Wie viel ein Kilo tatsächlich kostet, zeige sich aber erst nach der Ernte.

    2018 lag der Kilopreis für Qualitätsäpfel laut Nüberlin teilweise bei unter 30 Cent. Für hiesige Anbauer eine Katastrophe, die man nun möglichst schnell vergessen wolle. Der Obstbauer erklärt, warum die gute Ernte im Vorjahr für die Betriebe belastend war: „Viele Früchte bedeuten auch viel Arbeit, viele Kosten, zu wenig Lagerplatz und einen miserablen Stückpreis.“ Er erinnert sich nur ungern zurück. Denn nicht nur die vielen Äpfel aus Deutschland drückten den Preis. Auch in Polen fiel die Apfelernte vor einem Jahr sehr ertragreich aus. Normalerweise liefere Polen einen Großteil seiner Ernte nach Russland, sagt Nüberlin. Aber durch das Handelsembargo gezwungen, seien polnische Obstbauern auf den Westen ausgewichen. Die Auswirkungen waren in Deutschland deutlich zu spüren: „Jeder zweite Apfel auf dem Markt stammte aus Polen.“

    Eine derart hohe Ernte folgt meistens auf eine Missernte: 2017 war der Ertrag so gering, dass große Handelsketten auf andere Obstproduzenten umsteigen mussten, um ihren Bedarf zu decken. Betriebe vom Bodensee sorgten sich damals, dass die Kunden auch in den Folgejahren bei den neuen Anbietern bleiben würden. Doch mittlerweile kauften die meisten von ihnen wieder Bodenseeobst, sagt Nüberlin. Die Preise stiegen 2017 je nach Apfelsorte auf zwei Euro pro Kilo.

    Trotz Preisschwankungen: Die Verbraucher haben ihre Lieblinge. Seit Jahren hoch im Kurs steht der „Elstar“. Der sei pikant und nicht zu süß. „In Ländern nördlich der Alpen sind eher säuerliche Früchte gefragt.“ Alt-bekannte Sorten wie „Gala“ oder „Boskop“ werden in Deutschland auch immer gerne gekauft. Dennoch kommen immer wieder Neuheiten den Markt. Die neue Sorte „Santana“ beispielsweise soll für Allergiker sehr gut verträglich sein. „Fast keiner unserer Tester hat allergisch reagiert. Manche hatten Jahrzehnte lang keine Äpfel essen können“, sagt Nüberlin.

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