Ständige Schwüle, Hagel und Gewitter - was ist mit dem Wetter im Allgäu los?
Blitze, Donner, Hagel und Starkregen. So sehen die Nächte seit vergangenem Sonntag fast überall in Bayern aus. Schuld ist das Tief Volker – es bringt feuchte und warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum in den Süden Deutschlands.
Bild: Matthias Balk, dpa (Archiv)
Blitze, Donner, Hagel und Starkregen. So sehen die Nächte seit vergangenem Sonntag fast überall in Bayern aus. Schuld ist das Tief Volker – es bringt feuchte und warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum in den Süden Deutschlands.
Bild: Matthias Balk, dpa (Archiv)
Seit Anfang der Woche bereiten schwere Gewitter Probleme. Auch in der Nacht auf Donnerstag wüteten Stürme besonders im Süden. Wann endet die Unwetterlage?
Tagsüber warm und schwül, nachts kühl, stürmisch und gewittrig. Was zu Beginn der Woche noch für Erleichterung nach der ersten Hitzewelle des Jahres gesorgt hat, wird immer mehr zum Ärgernis. Denn auch in der vergangenen Nacht haben Unwetter in verschiedenen Regionen Bayerns große Schäden angerichtet. So auch in Schwaben.
„Wir hatten in der Nacht auf Donnerstag etwa 65 Anrufe mit Unwetterbezug“, berichtet Pressesprecher Dominic Geißler vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West. Besonders heftig sei es in den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm verlaufen. Anrufer meldeten zahlreiche vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und Gehwege sowie versperrte Unterführungen. Auf der A7 bei Füssen sorgte eine mehrere Zentimeter hohe Hagelschicht für einzelne Verkehrsbehinderungen. Roßhauptener mussten den Hagel mit Schneeschaufeln von der Straße bringen.
Im Süden Schwabens wütete der Sturm besonders schlimm
In Krumbach standen eine Waschanlage und mehrere Fabrikhallen unter Wasser, in Ichenhausen bei Günzburg wurde wegen eines lokalen Hochwassers kurzzeitig aus Sicherheitsgründen eine Ortsnetzstation abgeschaltet, während in Unterknöringen, ebenfalls bei Günzburg, ein umgestürzter Baum für einen vorübergehenden Stromausfall in 17 Haushalten sorgte. „Die örtliche Feuerwehr war im Dauereinsatz“, so Geißler. Erst in den frühen Morgenstunden habe sich das Geschehen beruhigt. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden stehe noch nicht fest, doch er dürfte immens sein. Die Wetteraussichten fürs Wochenende für Ihre Region finden Sie unter www.allgaeuer-zeitung.de/wetter.
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Brutale Naturgewalt: Zahlen und Fakten zu Gewitter
Für die einen sind sie ein faszinierendes Naturspektakel, anderen jagen sie gehörigen Respekt ein: Gewitter. Hier spannende Fakten zu Blitzen.
Bild: Nicolas Maeterlinck, dpa
Für die einen sind sie ein faszinierendes Naturspektakel, anderen jagen sie gehörigen Respekt ein: Gewitter. Hier spannende Fakten zu Blitzen.
Bild: Nicolas Maeterlinck, dpa
Gewitter kündigen sich im Sommer meist schon am Tage mit schwüler, feuchter Luft an. Wenn sich schon am Mittag kleine Quellwolken auftürmen, kann das ein Anzeichen für ein Gewitter am Abend sein. Kurz vor dem Unwetter bilden sich dann die typischen aufgetürmten Wolken.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Gewitter kündigen sich im Sommer meist schon am Tage mit schwüler, feuchter Luft an. Wenn sich schon am Mittag kleine Quellwolken auftürmen, kann das ein Anzeichen für ein Gewitter am Abend sein. Kurz vor dem Unwetter bilden sich dann die typischen aufgetürmten Wolken.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Ursache für Sommergewitter ist feuchte Luft am Boden, die von der Sonne aufgeheizt wird und nach oben steigt. Wintergewitter entstehen bei starker Abkühlung in der Höhe. Die wärmere Luft kühlt langsam ab und bildet in mehreren Kilometern Höhe hoch aufgetürmte Wolken.
Bild: Valentin Gensch, dpa
Ursache für Sommergewitter ist feuchte Luft am Boden, die von der Sonne aufgeheizt wird und nach oben steigt. Wintergewitter entstehen bei starker Abkühlung in der Höhe. Die wärmere Luft kühlt langsam ab und bildet in mehreren Kilometern Höhe hoch aufgetürmte Wolken.
Bild: Valentin Gensch, dpa
Innerhalb der Wolken entstehen elektrische Spannungen, die sich kurzschlussartig entladen. Die Folge: Es blitzt und kracht am Himmel.
Bild: Christoph Schmidt, dpa
Innerhalb der Wolken entstehen elektrische Spannungen, die sich kurzschlussartig entladen. Die Folge: Es blitzt und kracht am Himmel.
Bild: Christoph Schmidt, dpa
In Deutschland schlagen nach DWD-Angaben jährlich etwa zwei Millionen Blitze ein.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
In Deutschland schlagen nach DWD-Angaben jährlich etwa zwei Millionen Blitze ein.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Blitze können zwischen Wolken hin und her sausen, aber auch auf die Erde treffen.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Blitze können zwischen Wolken hin und her sausen, aber auch auf die Erde treffen.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Dieses spektakuläre Bild von Gewitterwolken über Kempten gelang unserem Fotografen Ralf Lienert.
Bild: Ralf Lienert (Archiv)
Dieses spektakuläre Bild von Gewitterwolken über Kempten gelang unserem Fotografen Ralf Lienert.
Bild: Ralf Lienert (Archiv)
Wenn sich Blitze entladen, können Stromstärken von bis zu 400.000 Ampere entstehen. Wird ein Mensch vom Blitz getroffen, kann das zu einem Herzstillstand oder schweren Verbrennungen führen. Auch Gehirn und Nervensystem können vom Stromschlag Schaden nehmen.
Bild: Hartl, dpa
Wenn sich Blitze entladen, können Stromstärken von bis zu 400.000 Ampere entstehen. Wird ein Mensch vom Blitz getroffen, kann das zu einem Herzstillstand oder schweren Verbrennungen führen. Auch Gehirn und Nervensystem können vom Stromschlag Schaden nehmen.
Bild: Hartl, dpa
In Deutschland sterben im Schnitt vier Menschen im Jahr bei Blitzunfällen, 110 werden verletzt. Das berichtet der VDE Ausschuss Blitzschutz und Blitzforschung.
Bild: Patrick Pleul, dpa
In Deutschland sterben im Schnitt vier Menschen im Jahr bei Blitzunfällen, 110 werden verletzt. Das berichtet der VDE Ausschuss Blitzschutz und Blitzforschung.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Auch für Weidetiere können Gewitter gefährlich werden. Immer wieder kommt es zum Beispiel vor, dass Kühe sterben, weil neben ihnen ein Blitz eingeschlagen hat.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Auch für Weidetiere können Gewitter gefährlich werden. Immer wieder kommt es zum Beispiel vor, dass Kühe sterben, weil neben ihnen ein Blitz eingeschlagen hat.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Bei einem Blitz können in Sekundenbruchteilen Temperaturen von etwa 30.000 Grad Celsius entstehen. Die Luft erhitzt sich und dehnt sich explosionsartig aus - je nach Entfernung hört man ein Grummeln oder lautes Krachen.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Bei einem Blitz können in Sekundenbruchteilen Temperaturen von etwa 30.000 Grad Celsius entstehen. Die Luft erhitzt sich und dehnt sich explosionsartig aus - je nach Entfernung hört man ein Grummeln oder lautes Krachen.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Da der Schall langsamer ist als das Licht, kann man aus dem Abstand von Blitz und Donner die Entfernung des Gewitters abschätzen. Vergehen drei Sekunden ist das Unwetter etwa einen Kilometer entfernt.
Bild: Fabian Sommer, dpa (Archiv)
Da der Schall langsamer ist als das Licht, kann man aus dem Abstand von Blitz und Donner die Entfernung des Gewitters abschätzen. Vergehen drei Sekunden ist das Unwetter etwa einen Kilometer entfernt.
Bild: Fabian Sommer, dpa (Archiv)
Buchen sollst du suchen, vor Eichen sollst du weichen - heißt es zumindest im Volksmund, wenn ein Gewitter aufzieht. Doch das ist falsch. Da sich der Blitz in der Regel hohe Objekte sucht, sind Bäume kein guter Schutz. Experten raten mindestens zehn Meter Abstand zu halten und sich möglichst in e...
Bild: Matthias Balk, dpa
Buchen sollst du suchen, vor Eichen sollst du weichen - heißt es zumindest im Volksmund, wenn ein Gewitter aufzieht. Doch das ist falsch. Da sich der Blitz in der Regel hohe Objekte sucht, sind Bäume kein guter Schutz. Experten raten mindestens zehn Meter Abstand zu halten und sich möglichst in e...
Bild: Matthias Balk, dpa
Das Auto ist bei Gewitter ein sicherer Ort. Die Karosserie bildet einen sogenannten faradayschen Käfig und leitet den Blitz ab. Autos mit vielen Kunststoffteilen oder Cabrios bieten aber weit weniger Schutz.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Das Auto ist bei Gewitter ein sicherer Ort. Die Karosserie bildet einen sogenannten faradayschen Käfig und leitet den Blitz ab. Autos mit vielen Kunststoffteilen oder Cabrios bieten aber weit weniger Schutz.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Doch woran liegt es, dass derzeit Nacht für Nacht derart schwere Unwetterüber Bayern hinwegziehen? Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst kann es erklären: „Das Tief Volker ist im Süden Deutschlands für diese Unwetterlage verantwortlich. Wenn die Sonne in die feuchtwarme Luft hereinscheint, dann können sich hohe Gewitterwolken bilden, die mit Unwettern, Starkregen und massivem Hagel für Schäden sorgen“, sagt er.
Große Regenmengen, wie aktuell bis zu 100 Liter in Teilen Süddeutschlands, kommen durch wenig Wind in der Atmosphäre zustande. Es bilden sich Unwetterzellen, die sich kaum vom Fleck bewegen, sodass es konzentriert in einzelnen Regionen und sogar Stadtteilen zu Unwettern kommt.
„Wir haben ein Tiefdruckgebiet über Süddeutschland, das sich bis in größere Höhen auch in der Atmosphäre etabliert hat“, erklärt der Experte. „Die Luftmassen, die jetzt wetterbestimmend sind, sind feucht und warm, da sie ursprünglich aus dem Mittelmeerraum kommen. Das sind die besten Voraussetzungen dafür, dass sich Unwetter bilden.“
Vermehrter Starkregen könnte mit Klimawandel zusammenhängen
Ein Phänomen, das schon seit knapp einer Woche in Süddeutschland anhält. In Schwaben kommt dem Sprecher des Deutschen Wetterdienstes zufolge eine südwestliche Strömung hinzu. Am Nachmittag bilden sich über dem Allgäu, den Alpen und dem Schwarzwald die ersten Unwetter, da sich das Wetter über den Bergen vergleichsweise stärker aufheizt. Der Wind treibe dann diese Gewitter weiter.
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Hagelschauer ziehen übers Ostallgäu
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Privat
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Privat
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Privat
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
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Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Privat
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
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Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
Heftige Gewitter hatten am Mittwochabend über Teilen des Ostallgäus Hagel im Gepäck. Unsere Bilder entstanden in Oberkirch bei Weißensee und Roßhaupten.
Bild: Marina Kraut
„Normal ist es sicher nicht, das sind aktuell schon extreme Wetterlagen, die aber bis August immer wieder über einen längeren Zeitraum vorkommen können“, erklärt Andreas Friedrich. Vor allem Starkregen sei in den vergangenen zwanzig Jahren häufiger geworden. „Das ist ein Trend, der natürlich eine Auswirkung der Klimaerwärmung sein kann“, berichtet er. Der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes geht davon aus, dass Unwetter in Zukunft nicht häufiger, aber dafür immer heftiger werden könnten. Auf stärkere Hagelschläge oder große Regenmengen müsse man sich in Zukunft vorbereiten.
Noch ist kein Ende der Unwetterlage in Sicht
Auch für das Ende der Woche ist noch keine Erleichterung in Sicht. Im Osten Bayerns kann es am Freitag tagsüber zu weiteren Gewittern kommen. „Erst dann ist das vorerst ausgestanden, da die feuchtwarme Luft nach Osten abgedrängt wird“, sagt Friedrich. Doch lange wird die Ruhe nicht währen: „Zum Wochenstart sollen die Temperaturen wieder steigen und sich erneut Gewitter zusammenbrauen.“
Es bleibt zu hoffen, dass Südschwaben dann auch so glimpflich davonkommt wie der Norden – dort hat es laut Präsidiumssprecher Michael Jakob in der Nacht auf Donnerstag bis auf einen umgestürzten Baum und einen angehobenen Gullydeckel keine gravierenden Vorfälle gegeben.