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Wie Allgäuer Hilfsorganisationen durch die Pandemie kommen

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So kommen Allgäuer Hilfsorganisationen durch die Pandemie

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    Die Arbeit von Allgäuer Hilfsorganisationen - wie beispielsweise Humedica - hat sich durch die Pandemie verändert.
    Die Arbeit von Allgäuer Hilfsorganisationen - wie beispielsweise Humedica - hat sich durch die Pandemie verändert. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Inge Schuster aus Waal (Kreis Ostallgäu) näht Mäppchen, Dekoherzen und mehr – und verkauft die Artikel für den guten Zweck. Da ihr coronabedingt einige Vertriebswege wegbrechen, musste die 71-Jährige sich neu orientieren: Über Facebook und Whatsapp verkauft sie ihre Waren und unterstützt so weiterhin Allgäuer Organisationen und soziale Einrichtungen, die es in der Pandemie schwer haben.

    Inge Schuster
    Inge Schuster Foto: Valentin Schuster

    "Fazenda de Esperanca" setzt auf Online-Verkauf

    So auch die „Fazenda de Esperanca“ – zu deutsch „Hof der Hoffnung“ – im Irseer Ortsteil Bickenried. „Wir versuchen, Menschen zu helfen, die durch Drogen oder Alkohol Probleme im Leben haben“, sagt Leiter Luiz Braz. Suchtkranke leben mindestens ein Jahr auf dem Hof und arbeiten zusammen, während sie eine Therapie machen. 13 Personen versuchen derzeit, in einen normalen Alltag zurückzufinden. Begleitet werden sie von fünf Angestellten und zwei Freiwilligen aus Brasilien.

    Die Therapie werde nicht von Krankenkassen bezahlt, sagt Braz: „Wir versuchen, von unserer Arbeit zu leben.“ Die Bewohner versorgen Tiere, bauen Obst und Gemüse an, stellen in der Holzwerkstatt Deko-Artikel her. Die Waren verkaufen sie im eigenen Hofladen.

    Luiz Braz
    Luiz Braz Foto: Ivan Chiquini

    Übernachtungsgäste kommen, um Urlaub auf dem Bauernhof zu machen – eine große Einnahmequelle. Wegen der Pandemie sei das Gästehaus jedoch seit einem Jahr geschlossen, bedauert Braz. Genauso das Hofcafé, in dem eigentlich selbst gemachte Kuchen verkauft werden. Das hatte im Sommer eine Weile draußen geöffnet – seit Oktober ist es wieder geschlossen.

    Mit Spenden den Rohrbruch repariert

    Trotzdem hat der Hof laufende Kosten. „Besonders Ende letzten Jahres war eine schwierige Zeit. Wir hatten einen Rohrbruch“, sagt Braz. Der 35-Jährige spricht von schlaflosen Nächten. Durch Spenden habe er aber alle Rechnungen bezahlen können. Überhaupt sei er dankbar für die Solidarität der Leute: „Viele sind vorbeigekommen und haben Einkaufsgutscheine dagelassen.“ Damit trotz der Pandemie etwas Geld in die Kasse kommt, werden Produkte im Internet angeboten. „Zu Weihnachten haben wir 700 Karten verkauft“, sagt Braz.

    Auf die moderne Technik ist auch die Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica angewiesen. Treffen von Ehrenamtlichen und Infoveranstaltungen finden digital statt, sagt Pressesprecher Sebastian Zausch. Die Auswirkungen der Pandemie sind besonders bei Auslandseinsätzen zu spüren. Bei schon länger geplanten Projekten müssen Helfer in Quarantäne. Katastrophen-Einsätze seien möglich, aber komplizierter geworden, sagt Zausch.

    Kein Flaschenpfand für Humedica

    Corona wirble auch die Finanzierung der Hilfsorganisation durcheinander. „Bei vielen Veranstaltungen in der Kemptener Big Box hatte Humedica das Pfandgeld erhalten“, sagt Zausch. Und an den Flughäfen Memmingen und Friedrichshafen sei das Pfand von Flaschen, die Passagiere vor Abflug wegwerfen, an die Hilfsorganisation gegangen. Da coronabedingt keine Veranstaltungen stattfinden und der Flugverkehr enorm reduziert wurde, breche viel weg.

    Trotzdem habe Humedica im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren mehr Spenden erhalten. Und bei der Weihnachtsaktion „Geschenk mit Herz“ seien über 102.000 Päckchen verschickt worden – das zweitbeste Ergebnis. Das sei der Solidarität von Privatpersonen und Firmen zu verdanken.

    Auch Allgäuer Familien brauchen Hilfe

    Auch Familien aus der Region brauchen Unterstützung. Dafür gibt es beispielsweise die Allgäuer Kinderbrücke mit Sitz in Kempten. Zweite Vorsitzende Ursula Gollmitzer berichtet, dass finanziell schwächere Familien Probleme hatten, Geräte für den Distanzunterricht zu besorgen. Die Kinderbrücke hat 45.000 Euro gesammelt und an Grundschulen überwiesen.

    Und für Grundschüler im Ober- und Ostallgäu sowie in Kaufbeuren finanziert die Organisation den Nachhilfe-Unterricht. Obwohl es coronabedingt keine Benefizveranstaltungen gab, sei die Spendensumme gleich hoch geblieben.

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