Christoph Kast
Bild: Kast
Christoph Kast
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Das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien wirkt sich bis ins Allgäu aus: „Wie leider so häufig nach einer Tragödie sehen wir eine enorm gestiegene Nachfrage und einen Bedarf an Informationen. Auch aus anderen Gegenden, weil die Bilder im Fernsehen manche Menschen dazu anregen, über ihre eigene Sicherheit nachzudenken“, sagt Christoph Kast, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma in Sonthofen. Sie stellt unter anderem Erdbebenschutz-Systeme für Häuser her.
„Behörden, Firmen und Privatpersonen wenden sich an uns“, sagt Kast. Sein Unternehmen hat mit Ingenieuren der Uni Karlsruhe eine Art Gewebegitter aus technischen Textilien entwickelt, die am Mauerwerk und an anderen Gebäudeteilen angebracht werden. So werde die Tragfähigkeit verstärkt, diese Produkte wirkten „wie ein Airbag“, sagt Kast.
Eine „absolute Sicherheit“ könne der Einbau der Gitter aber nicht gewährleisten – „weil zu viele Einflussfaktoren wie Untergrund, Fundament und Gebäudestruktur mitwirken“. Dass der Schutz funktioniere, zeige jedoch die aktuelle Katastrophe, sagt Kast. Ein türkischer Kunde habe in Hatay mitten im Krisengebiet mehrere historische Gebäude vor dem Erdbeben unter anderem mit einem Carbon-System aus Sonthofen ausgestattet. „Die Häuser haben das Beben unbeschadet überstanden“, sagt Kast.
Auch Gebäude in Izmir seien vor einigen Jahren bei einem Erdbeben standhaft geblieben. Andere Häuser in derselben Straße, die mit dem System nicht ausgestattet waren, seien dagegen eingestürzt. Bis zu welcher Bebenstärke die Produkte aus dem Allgäu schützen, kann Kast nicht exakt sagen. Denn Erdbeben mit kleineren Werten auf der Richterskala könnten höhere Schäden anrichten als Beben mit einem hohen Wert.
Bei einem Einfamilienhaus koste der Einbau des Spezialgewebes etwa 18.000 Euro, sagt Kast. Pro Quadratmeter müsse mit 50 bis 60 Euro kalkuliert werden, die Kosten für die Begutachtung oder das Aufstellen des Baugerüsts seien hier noch nicht eingerechnet. Die Firma Kast baut die Schutzsysteme aber nicht selbst ein: „Wir liefern an Industriepartner, da manche Systeme weitere Komponenten wie Mörtel benötigen, die wir nicht selbst herstellen.“
Die Tragödie in der Türkei und Syrien habe ihn sehr betroffen gemacht, sagt Kast. „Einige meiner Mitarbeiter haben dort Verwandtschaft und betrauern Todesfälle in der Familie. Manches Opfer hätte nicht sein Leben lassen müssen, wenn die Bauvorschriften eingehalten worden wären. Häufig wurden Kosten beim Bau zulasten der Sicherheit gespart.“
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