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Wie kalt darf ein Zimmer sein? 18 Grad, 19 Grad, 20 Grad oder nur 15 Grad? Tipps und Infos zu Raumtemperatur, Kälte und Gesundheit

Kälte und Gesundheit

Klirrende Kälte im Allgäu: Ab wann ist sie gefährlich?

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    Angesichts steigender Energiepreise wird in diesem Winter vielerorts weniger geheizt. Kann man sich an Kälte gewöhnen?
    Angesichts steigender Energiepreise wird in diesem Winter vielerorts weniger geheizt. Kann man sich an Kälte gewöhnen? Foto: Ole Spata, dpa (Symbol)

    Bis zu -15 Grad im Allgäu zeigte das Thermometer in der Nacht zum Montag. Was bedeutet das für das Heizen? Wie kalt darf ein Zimmer sein? 20, 19, 18 Grad? Oder reicht eine Zimmertemperatur von 15 Grad? Angesichts steigender Energiepreise wird im Winter vielerorts weniger geheizt: in Schulen genauso wie in Büroräumen, Amtsstuben oder in Privathaushalten. Doch wie komme ich gesund durch den Winter, ohne frieren zu müssen? Darüber sprachen wir mit Dr. Marcus Koller, 54, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Leiter des Herzzentrums Ostallgäu-Kaufbeuren.

    Welche Raumtemperatur ist ideal für Menschen?

    Darüber gehen die Meinungen im Alltag häufig auseinander. Das Temperatur-Gefühl ist individuell. Ein offenes Bürofenster im Herbst empfinden die einen als wohltuende Erfrischung, andere schlottern schon beim Gedanken daran. „Aus medizinischer Sicht ist eine Raumtemperatur von 20 bis 22 Grad ideal“, sagt Koller. In Schlafzimmern und Küchen reichten in der Regel 16 bis 18 Grad.

    Warum empfinden Menschen Kälte unterschiedlich?

    Mehrere Faktoren können dabei eine Rolle spielen. Zum Beispiel das Unterhautfettgewebe. „Wer weniger Speck auf den Rippen hat, verfügt auch über weniger Isolationsschicht“, sagt Koller. Kälte-Intoleranz kann jedoch auch ein Zeichen für gesundheitliche Probleme sein, wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder das Raynaud-Syndrom (schmerzhafte Gefäßverengung an Fingern und Zehen bei Kälteexposition). Übrigens: Auch die Körperbehaarung spielt eine Rolle – und da sind Männer (meistens) im Vorteil: „Behaarung schützt vor Kälteverlust.“ Zwar empfindet heutzutage nicht jede(r) Brust-, Rücken- oder Beinbehaarung als besonders sexy. Doch für unsere Ur-Vorfahren war ein dickes Fell überlebenswichtig.

    Bedeuten kältere Räume automatisch, dass man sich leichter erkältet?

    „Eine Zimmertemperatur von 17 oder 18 Grad wird bei angemessener Kleidung nicht automatisch zu einer Erkältung führen“, betont Koller, der mit einem weit verbreiteten Irrtum aufräumt: Eine Erkältung wird nicht durch Kälte ausgelöst. Erkältungen sind Virusinfekte. Husten, Schnupfen oder Heiserkeit werden also durch Erreger verursacht. Kälte kann allerdings begünstigen, dass Viren und Bakterien in den Körper eindringen können. Dann sind zum Beispiel die Schleimhäute weniger durchblutet: „Für die Eindringlinge sind damit die Pforten weiter geöffnet“, sagt Koller. Insgesamt ist das Immunsystem bei Kälte weniger funktionsfähig. Gleichzeitig treffen sich Menschen häufiger als im Sommer in Innenräumen, was die Virenverbreitung beschleunigt.

    Dr. Marucs Koller ist ärztlicher Direktor am Klinkum Kaufbeuren.
    Dr. Marucs Koller ist ärztlicher Direktor am Klinkum Kaufbeuren. Foto: Klinikum Kaufbeuren

    Was kann ich tun, wenn es mich in Innenräumen friert?

    Bewegung ist ein gutes Mittel, sagt Koller. Kniebeugen, Liegestütze oder Treppensteigen fördern die Durchblutung. Auch ein heißer Tee kann Abhilfe schaffen. Und natürlich: warme Kleidung.

    Warum frieren wir überhaupt?

    Unser Körper ist gewissermaßen auf eine Körperkerntemperatur von 37 Grad gepolt. Droht diese zu sinken, setzen Schutzmechanismen ein. So konzentriert sich der Körper auf die Durchblutung der lebenswichtigen, inneren Organe. Dagegen vernachlässigt er bei starker Kälte die Extremitäten, also beispielsweise Hände, Füße, Nase oder Ohren. Deren Gefäße verengen sich, um einem Verlust von Wärme entgegenzuwirken. Gleichzeitig wird der Stoffwechsel angekurbelt. Um Wärme zu erzeugen, beginnt der Organismus Muskeln zu bewegen. „Wir fangen an zu zittern.“

    Ab wann wird Kälte bedrohlich?

    „Wenn die Körperkerntemperatur auf unter 36 Grad sinkt, droht eine gefährliche Unterkühlung“, sagt Koller. Doch das passiert nicht in Innenräumen, sondern zum Beispiel wenn man in einem Schneesturm im T-Shirt Ski fährt. Vorsicht sei gerade im Winter bei übermäßigem Alkoholkonsum geboten: „Alkohol weitet die Gefäße. Ein Betrunkener erleidet einen massiven Wärmeverlust – auch wenn er sich dessen im Rausch nicht bewusst ist.“ Sollte er dann beispielsweise auf dem winterlichen Nachhauseweg einschlafen, könne es lebensbedrohlich werden.

    Kann ich meinen Körper an Kälte gewöhnen?

    Bis zu einem gewissen Grad ist dies möglich. Koller rät zu Kneipp-Kuren, Warm-Kalt-Wechselduschen und regelmäßigem Kreislauf-Training, um die Durchblutung anzukurbeln. Als Richtwert nennt Dr. Koller: „Fünf Mal die Woche eine halbe Stunde gleichmäßige körperliche Aktivität, wie Radeln, Spazieren oder Ski-Langlauf.“

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