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Wie kann die ambulante Pflege besser werden?

Kempten/München

Forschung aus Kempten: Wie wird ambulante Pflege besser?

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    Familie, Nachbarschaft und professionelle Kräfte zusammen könnten laut einem Modell erfolgreich zusammen pflegen.
    Familie, Nachbarschaft und professionelle Kräfte zusammen könnten laut einem Modell erfolgreich zusammen pflegen. Foto: Matthias Becker

    Dass sich die Pflege-Branche ändern muss, ist ein längst von der Politik adressiertes Ziel. Das bayerische Gesundheitsministerium ist auf der Suche nach Lösungen: In Buxheim (Kreis Unterallgäu) gibt es in einem Haus des Roten Kreuzes ein Modellprojekt zum Bürokratie-Abbau in der Pflege. Immer wichtiger wird laut Ministerium zudem die ambulante, also häusliche Pflege. Ein Forschungs-Projekt der Hochschule Kempten könnte dazu beitragen, dass sich hier etwas bewegt.

    Die Hochschule erhielt vor etwa einem Jahr vom Gesundheitsministerium den Zuschlag für das Vorhaben. Ziel sei es, den Praktikern eine Stimme zu geben, sagt Professor Philipp Prestel, Co-Leiter des Instituts für Gesundheit und Generation (IGG), das mit dem Projekt beauftragt wurde. Mit Professor Johannes Zacher und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Karina Böhnki versuchte er, bestehende Konzepte auszumachen, die etwa die Arbeitsbedingungen in der ambulanten Pflege bereits jetzt attraktiver machen. Dazu führten die Wissenschaftler Interviews und besuchten deutschlandweit herausragende Einrichtungen.

    Das "Buurtzorg Niederlande"-Modell: Kann ambulante Pflege so besser werden?

    Ihre Arbeit führte sie auch in die Niederlande, sagt Prestel. Denn dort gebe es ein Pflege-Konzept, das sich bewährt habe. Es heißt „Buurtzorg Niederlande“. Der Professor erklärt, was sich dahinter verbirgt: Bei dem von einem Pflegedienstleiter entwickelten Modell versorgen kleine Teams aus Pflegekräften einen bestimmten Ort fast eigenständig. In einer Kommune wie Kempten würde dies beispielsweise bedeuten, dass ein Team jeweils für einen Stadtteil zuständig ist. Mit Familienangehörigen kümmern sich die Pflege-Profis dort um die kranken Menschen. Eine strenge Hierarchie, wie sie es beispielsweise in Pflegeeinrichtungen gibt, ist nicht vorgesehen.

    • Lesen Sie auch: Pflegegrad und Pflegestufe: Was ist der Unterschied?

    Anders als in Bayern funktioniert bei diesem niederländischen Modell auch die Bezahlung. Wäscht eine Pflegekraft einen Patienten, erhält sie dafür hierzulande eine Pauschale – egal, wie lange sie dafür braucht. Benötigt der Patient einmal mehr Aufmerksamkeit, rechnet sich die Leistung der Fachkraft also kaum mehr. Beim „Buurtzorg“-Modell hingegen erhalten die Pflegefachkräfte auch mehr Geld, wenn sie länger gebraucht werden. Prestel und seine Mitstreiter haben festgestellt, dass die Fachkräfte trotz mehr Vergütung jedoch insgesamt nicht länger für ihre Patienten brauchen. Häufig würden Kritiker dies behaupten.

    Pflege wie früher? Nein, nicht ganz, sagt der Professor

    Nachbarn, Familie und Fachkraft kümmern sich um Patienten – was nach häuslicher Pflege aus früheren Zeiten klingt, sei damit nicht vergleichbar, betont Prestel. Die Medizin sei heute deutlich weiter und zudem gebe es mehr pflegebedürftige Menschen. Ihre Ergebnisse haben die Forscher der Politik bereits vorgestellt. Weitere Fachvorträge sollen folgen. Was die Abgeordneten dann daraus machen, liege nicht in der Hand der Forscher, sagt Prestel.

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