Es sind faszinierende Aufnahmen: Vor wenigen Tagen lieferte eine Wildkamera mehrere Aufnahmen eines Bären, der nachts im Klausenwald bei Reutte (Tirol) in der Nähe von Füssen. unterwegs war. Doch wie funktionieren diese Kameras? Und warum werden sie angebracht?

- Technik Wildkameras sind Digitalkameras, die selbstständig Fotos oder Videos aufzeichnen – und zwar, sobald ein integrierte Bewegungsmelder anschlägt. Registriert der Sensor eine Bewegung, wird die Kamera aktiv. Fotos und Videos werden auf einer Speicherkarte abgelegt. „Mit einer App können sie sogar direkt aufs Handy gespielt werden“, erklärt Paula Wölfle, Sprecherin der Jägervereinigung Marktoberdorf. Somit bekommt ein Jäger also in weiter Entfernung in Echtzeit mit, wenn sich etwas im Gebiet der Kamera regt. Wildkameras werden mit Batterien oder Akkus betrieben, sind wetterbeständig und meisten in Tarnfarben gehalten.
- Kosten Je nach Ausstattung zwischen 90 und 300 Euro. Viele Kameras decken einen Bereich von gut 15 Metern ab. Tagsüber nehmen Wildkameras Fotos und Videos in Farbe auf. Nächtliche Aufnahmen fallen Schwarz-Weiß aus. Bei manchen Kameras kommt dabei ein Infrarotblitz zum Einsatz.

- Vorteil „Eine Wildkamera ermöglicht einem Jäger eine gewisse Kontrolle an abgelegenen Fütterungsstellen, ohne die Tiere zu stören oder zu erschrecken“, sagt Wölfle. Auch zu Forschungszwecken kommen sie zum Einsatz. Wie viele in den Wäldern angebracht sind, ist nicht statistisch erfasst. Es gibt keine Meldepflicht.
- Rechtliches Dürfen Wildkameras in privaten Wäldern grundsätzlich verwendet werden? „Ja“, teilt eine Sprecherin des Bayerisches Landesamt für Datenschutzaufsicht mit. Allerdings müsse eine Rechtsgrundlage gefunden werden. Bedeutet: Die Interessen, die für eine Überwachung sprechen, müssen gegenüber den Persönlichkeitsrechten von Waldspaziergängern überwiegen. Das Waldbetretungsrecht gestattet es nämlich grundsätzlich jedem den Wald zur Erholung zu betreten. Die Überwachung einer entlegenen Futterstelle kann rechtlich zulässig sein. Aufnahmen dürfen jedoch „nur unmittelbar auf Kniehöhe“ gemacht werden. Die Kamera müsste zudem direkt auf den Waldboden oder eine Futterstelle ausgerichtet sein. Zur Konfliktvermeidung sollten auf jeden Fall Hinweise, beispielsweise Schilder an Wegen von beiden Seiten, vorhanden sein, „die klarstellen, dass in der näheren Umgebung eine Wildkamera steht“, rät Carl Baucks, Wildökologe und Mitarbeiter der BJV-Landesjagdschule. „So kann jeder entscheiden, ob er weitergeht oder einen anderen Weg wählt und das Persönlichkeitsrecht gewahrt wird.“ Diese Vorgehensweise sei bereits gängige Praxis. Letztlich seien es aber immer Einzelentscheidungen, ob das Anbringen rechtlich in Ordnung ist oder nicht. „Eine klare Direktive hierzu wäre für Jäger und alle, die sich im öffentlichen Raum bewegen, wünschenswert“, so Baucks.
- Kurioses Immer wieder werden Wildkameras entwendet. Doch das kann für Diebe nach hinten los gehen. So wie vor einigen Monaten in einem Wald in Niederbayern. Ein Mann klaute eine Kamera. Doch die hatte ihn bereits fotografiert - und das Foto dem Besitzers aufs Handy geschickt. Der übergab die Daten der Polizei, die eine Fahndung einleitete.
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159 Kreisgruppen und Jägervereine mit rund 50.000 Mitgliedern sind im Bayerischen Jagdverband aktiv. Viele davon kommen aus dem Allgäu. Doch längst nicht alle Menschen in der Region kennen die Aufgaben der Jäger, einige üben auch Kritik an deren Arbeit. In unserer neuen monatlichen Serie wollen wir das Jagdjahr beleuchten.
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