Kleine rote Pusteln am ganzen Körper sind das charakteristische Merkmal von Windpocken. Derzeit treten im Unter- und Ostallgäu vermehrt Fälle auf, melden die dortigen Landratsämter.
Im Januar und Februar gab es im Ostallgäu 40 Fälle, vergangenes Jahr im selben Zeitraum waren es nur drei. Im Unterallgäu erkrankten 21 Personen, im Vergleich zu acht im Jahr davor.
Gründe für den Anstieg können die Behörden nicht nennen, besonders betroffen seien Kinder im Kita- und Grundschulalter. Die Ämter im Landkreis Lindau und im Oberallgäu melden keine Auffälligkeiten.
- Ansteckung Der Name der Kinderkrankheit kommt daher, dass man sich auch ohne direkten Kontakt, sondern nur über die Luft, oder „den Wind“ anstecken kann. „Die Ansteckungsrate bei Windpocken ist extrem hoch“, sagt Christina Herrmann, Kinderärztin am Klinikum Kaufbeuren – sogar noch höher als bei Corona. „Wenn man sich mit einer infizierten Person im selben Raum aufhält, liegt die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken bei 90 Prozent, solange man nicht immunisiert ist“, sagt Herrmann. Wichtig ist laut dem Unterallgäuer Gesundheitsamt: Erkrankte Kinder und Menschen in deren Umfeld, die nicht geimpft oder genesen sind, sollten nicht in die Kita oder die Schule gehen. Das Problem ist, dass die Kinder schon ansteckend sind bevor die roten Pusteln auftreten. „Die Zeit, in der die Krankheit am häufigsten übertragen wird, ist ein bis zwei Tage bevor der Hautausschlag auftritt“, sagt die Kinderärztin, denn: „Eltern wissen dann oft gar nicht, dass ihr Kind Windpocken hat.“
- Symptome Das auffälligste sind die roten Pusteln am ganzen Körper. Aber auch Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber treten häufig auf, beschreibt das Unterallgäuer Gesundheitsamt. Wenn ein Erwachsener die Windpocken bekommt, sind die Symptome meist deutlich schlimmer als bei Kindern und die Wahrscheinlichkeit dass Komplikationen auftreten steigt. „Jeder fünfte Erwachsene bekommt durch den Erreger auch noch eine Lungenentzündung.“ sagt Christina Herrmann.
- Schutz „Das Einfachste, um eine Windpockeninfektion zu vermeiden, ist, sich impfen zu lassen“, sagt Christina Herrmann. Das biete einen hohen Schutz, Impfdurchbrüche seien selten. Von Windpocken-Partys, um Kinder absichtlich anzustecken, rät die Kinderärztin ab. Obwohl die Krankheit bei Kindern oft harmlos verläuft, warnt die Medizinerin: „Auch ein gesundes Kind kann einen schweren Verlauf haben. Das ist auch bei meinen Patienten schon vorgekommen.“ Sie empfiehlt deshalb: „Wenn ein Kind noch nicht geimpft ist, sollten die Eltern das nachholen.“