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Zahl der Gleitschirmunfälle im Allgäu steigt: Woran liegt das?

„Gewisse Mehrung“ laut Polizei

Warum passieren im Allgäu immer mehr Gleitschirmunfälle?

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    Die Zahl der Gleitschirmflieger wie hier am Nebelhorn ist in den letzten Jahren gestiegen, gleiches gilt für die Zahl der Unfälle.
    Die Zahl der Gleitschirmflieger wie hier am Nebelhorn ist in den letzten Jahren gestiegen, gleiches gilt für die Zahl der Unfälle. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    15 Meter ist eine 36-jährige Gleitschirmfliegerin am Nebelhorn in die Tiefe gestürzt. Kurz nach dem Start war ihr Gleitschirm wegen eines Flugfehlers einseitig zusammengeklappt, sie kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Immer wieder machen Unfälle wie dieser, der sich am Sonntag ereignet hatte, im Allgäu Schlagzeilen. So zog sich ein Gleitschirmpilot bei einem Absturz nahe der Passhöhe des Riedbergpasses Anfang August schwere Verletzungen an der Wirbelsäule zu. Häufen sich derlei Unglücke – oder trügt dieser Eindruck?

    „Wir haben eine gewisse Mehrung bei Gleitschirmunfällen“, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, Dominic Geißler. So habe man 2017 noch zehn Flugunfälle in Zusammenhang mit Gleitschirmen verzeichnet, 2019 waren es elf, 2020 dann 23. 2021 kam es zu 16 solcher Unglücke, heuer sind es laut Polizei bislang zehn. Der Deutsche Hängegleiterverband (DHV), in dem Gleitschirm- und Drachenflieger organisiert sind, verzeichnete von Januar bis August 2021 insgesamt 70 Unfälle von deutschen Piloten im In- und Ausland, davon endeten drei tödlich. 2022 waren es im gleichen Zeitraum 96 Unfälle, von denen fünf tödlich waren.

    Mehr Unfälle, aber auch mehr Gleitschirmflieger

    Die Zahl der Unfälle ist also angestiegen, dies hat jedoch vielfältige Ursachen. „Wir haben durch die Corona-Pandemie einen Nachfrageschub bei den Flugschulen gehabt“, sagt DHV-Sicherheitsreferent Karl Slezak auf Nachfrage unserer Redaktion. In den vergangenen beiden Jahren seien deutlich mehr Piloten ausgebildet worden als üblich.

    Der Sport liegt schon länger im Trend: „Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Gleitschirmflieger nahezu verdoppelt“, erklärt Slezak. Derzeit wachse die Zahl der Piloten um etwa fünf Prozent jährlich, auch durch das sogenannte Hike and Fly. Dabei gehen die Sportler mit einer leichten Flugausrüstung auf Berge, um dort zu starten. Dies sei im Allgäu sehr beliebt, sagt Slezak. „Das hat das Gleitschirmfliegen noch mal beflügelt.“

    Das sind die Gründe für die höhere Unfallzahl

    Auch Polizeisprecher Geißler sieht den Ansturm der Ausflügler im Jahr 2020 als eine der Ursachen für die höhere Unfallzahl. Doch auch der Klimawandel spielt offenbar eine Rolle. Er mache die Wetterbedingungen anspruchsvoller, sagt Slezak. Denn durch Trockenheit und lange Sonneneinstrahlung sei die thermische Entwicklung sehr stark und erreiche über Mittag und Nachmittag oft ein für unerfahrene Piloten problematisches Niveau.

    „Wenn Aufwinde zu stark werden, kommt ein Gleitschirm an seine Stabilitätsgrenzen“, warnt er. Der DHV habe das Problem aber erkannt und gebe Warnungen heraus, wenn das Wetter „auf den ersten Blick nicht schlecht ist, aber Gefahren durch starke Aufwinde drohen“.

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