Da war die Rede von einer „Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht“ und von einer der „stärksten Wirtschaftsregionen in Bayern“. Meilensteine wurden aufgezählt: Der Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen ebenso wie die Gründung des Memminger Zivilflughafens. Die Allgäu GmbH hat am Dienstag in Kempten ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Sie vertritt die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Region. Der Festakt machte aber auch deutlich, dass das Allgäu vor großen Herausforderungen steht: „Wir leben in einer Phase des Um- und Aufbruchs“, sagte der scheidende Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller in einer Videobotschaft.
Zehn Jahre Allgäu GmbH: Sie vertritt die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Region
Schon 2020 wurde die Allgäu GmbH zehn Jahre alt, doch wegen der Corona-Pandemie hat sie dieses Jubiläum erst jetzt begangen. Müller erinnerte an die Gründung der Vorgänger-Organisation Allgäu Initiative, die im Jahr 1995 aus der Taufe gehoben wurde. Damals sei klar gewesen, dass in einem zunehmenden Wettbewerb der Regionen ein „neues Handeln“ nötig sei. Anders ausgedrückt: Das Kirchturmdenken sollte abgeschafft werden, das Allgäu wollte fortan mit einer Stimme sprechen. Einer, der dies immer wieder massiv forcierte, war der langjährige Aufsichtsratschef Gebhard Kaiser.
Allgäu GmbH: Die Projekte reichen vom Straßenbau bis zu Angeboten für Wanderer
Vieles hat sich in all den Jahren in der Region bewegt: Dazu gehören beispielsweise auch die Gründung des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (Eza), erfolgreiche Bewerbungen für Nordische Ski-Weltmeisterschaften, neue Angebote für Wanderer und Radfahrer oder die „Dachmarke Allgäu als Rückgrat des Erfolgs“, wie es die Allgäu-GmbH-Geschäftsführer Klaus Fischer und Bernhard Joachim ausdrückten. Müller erinnerte zudem an die Elektrifizierung der Zugstrecke München-Memmingen-Lindau. Doch das Thema Bahn ist gleichzeitig ein Beleg dafür, dass nicht alle Ziele erreicht wurden. Denn das Allgäuer Schienennetz gilt nach wie vor als das bundesweit größte „Dieselloch“. Müller und Maria Rita Zinnecker als Aufsichtsratsvorsitzende der Allgäu GmbH formulierten die Forderung, dass statt der alten Dieselzüge neue Technologien wie Wasserstoff zum Einsatz kommen sollen. (Lesen Sie auch: Ministerin Schreyer: Ziel ist die Bahn-Elektrifizierung im ganzen Allgäu)
Und es gibt noch mehr zu tun: So bestehe bei der Digitalisierung ein „erheblicher Nachholbedarf“, sagte Zinnecker. Und der Fachkräfte-Mangel sei ebenso ein Thema wie die Besucherlenkung in Tourismus-Orten. Auch Herausforderungen in einer älter werdenden Gesellschaft kamen zur Sprache. Ziel müsse es sein, dass Senioren „möglichst lange daheim leben können“, sagte Zinnecker. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek nannte den Klimaschutz als weitere Aufgabe und nahm die Bürokratie aufs Korn: „Wir müssen den Staat neu denken und Regularien zurückdrängen. Gefühlt reden wir seit 100 Jahren darüber, doch sind immer noch nicht voran gekommen.“ (Lesen Sie auch: "Ausflugsticker Allgäu" soll Gäste besser verteilen - doch das klappt nicht immer)
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