"Grüß Gott meine lieben Klosterbrüder und Schwestern, liebe Starkbierfreunde, hochverehrte Politikprominenz." Sobald diese Begrüßung erklingt, ist bei der Starkbierprobe in Ellhofen Stimmung garantiert. Seit zehn Jahren predigt Bruder Jakob alias Alexander Hagspiel von der Kanzel. Der 38-Jährige ist bekannt wie ein bunter Hund.

Als Bezirksleiter für die Postbrauerei Weiler ist er zuständig fürs Oberallgäu, Walsertal, Ostallgäu und Vorarlberg. Darüber hinaus hat er einen regionalen Hit gelandet: "Der Lastwagenfahrer von der Postbrauerei" hat 13.000 Youtube-Aufrufe (einen eigenen Beitrag darüber liest Du hier).
Auf seine Rolle als Bruder Jakob bereitet sich akribisch vor. Das ganze Jahr über sammelt er markante Zeitungsartikel aus zehn Gemeinden im oberen Landkreis Lindau. Den "Stoff" verarbeitet er mit dem früheren Musikverein-Vorsitzenden Hubert Satzger zur launigen Predigt.
Bruder Jakob ist stets allwissend, belehrend und gelehrt. Der Gottesmann ist der einzige Bewohner des Klosters "Weißtanne zu Ellhofen" - und tritt nur bei der Starkbierprobe in Erscheinung.
Doch wie weit darf er beim Derblecken gehen? Für die Redenschreiber Hagspiel/Satzger ist der Fall klar: "Wir bleiben immer oberhalb der Gürtellinie! Man darf Treffer setzen, aber nicht verletzen. Gefochten wird bei uns mit dem Florett, nicht mit dem Säbel." Die Spitzen sitzen dennoch.
In diesem Jahr geht es beispielsweise um das "Tal der Rebellen", verrät Hagspiel. Damit sind Anwohner der Kreisstraße LI 12 im Eglofstal gemeint, die zwar eine Sanierung der Straße wünschen, aber keinen Schwerlastverkehr...
Garniert wird der Auftritt von Bruder Jakob von G'stanzeln mit den Ellhofer Waschweibern sowie mit Musik von Allgäu 3 und den Straussberg Musikanten.

Die Idee zur Veranstaltung hatte vor zehn Jahren der Vorsitzende des TSV Ellhofen, Hermann Schiele. Als treuer Fan des Nockerberg-Starbieranstichs dachte er sich: "Das wär doch auch was für uns!"
Schnell fand er Mitstreiter in fünf Vereinen: TSV, Musikverein, Liederkranz, Soldatenkameradschaft, Schützenverein. Die Veranstaltung schlug schon bei der Premiere 2009 voll ein. 2013 ließ dann die Post-Brauerei Weiler ihren in den 1960er Jahren eingestellten "Doppel-Märzen" wiederaufleben.
Der "zahme Bock", wie Brauerei-Chef Herbert Zinth das Bier nennt, hat 16,5 Prozent Stammwürze und 7,6 Volumenprozent Alkohol. Laut Zinth ist er weniger süß und dadurch nicht zu mastig ist. Mittlerweile werden pro Jahr bis zu 200 Hektoliter des saisonal gebrauten Gerstensaftes hergestellt. Darüber hinaus wurde auch Weizenbock für die Fastenzeit wieder ins Programm der Brauerei genommen.
Möglicherweise zwei weitere Gründe für die Beliebtheit von Bruder Jakob im Westallgäu...