Coole Ideen

13 Allgäuer Startups, von denen Du was lernen kannst

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Immer wieder schaffen Startups aus dem Allgäu den Durchbruch: Zum Beispiel Gaby Vorsatz mit Gaumengold oder das Team Nifty mit Dominik Haßelkuss und Patrick Weh.

Bild: Ralf Lienert

Immer wieder schaffen Startups aus dem Allgäu den Durchbruch: Zum Beispiel Gaby Vorsatz mit Gaumengold oder das Team Nifty mit Dominik Haßelkuss und Patrick Weh.

Bild: Ralf Lienert

"Start me up! If you start me up I'll never stop..." Was einst schon die Rolling Stones sangen, trifft auf immer mehr Startups aus der Region zu: Kaum gegründet, schlagen sie voll ein. allgaeu.life präsentiert mit der Allgäu GmbH 13 Erfolgsbeispiele, die vielleicht auch Dich motivieren, selbst ein (kleines) Unternehmen zu gründen. Du hast schon eine Idee? Dann stell sie doch auf einem der Gründerstammtische in der Region vor oder besuche die Veranstaltungen im Rahmen der Allgäuer Gründerwoche im November. Höhepunkt ist die Verleihung des Allgäuer Gründerpreises im Wert von 7.000 Euro. Hier unsere Motivations-Hitliste (natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit :-)).
05.09.2017 | Stand: 13:02 Uhr

Schlafen wie die Eskimos: Die IgluLodge bietet eine einzigartige Übernachtungsmöglichkeit auf dem Nebelhorn. Sie dient als Tagesziel und Ausgangspunkt für unterschiedlichste Outdoor-Team-Events.
Schlafen wie die Eskimos: Die IgluLodge bietet eine einzigartige Übernachtungsmöglichkeit auf dem Nebelhorn. Sie dient als Tagesziel und Ausgangspunkt für unterschiedlichste Outdoor-Team-Events.
Bild: Ralf Lienert

Die IgluLodge vergisst wohl niemand, der sie einmal gesehen hat: Auf dem Nebelhorn (2.000 Meter hoch gelegen) gestaltet das Team von Allgäu Events bewohnbare Schneeskulpturen - und schafft eine beeindruckende Location für (Firmen-)Events. Die Agentur um die Geschäftsführer Matthias Lenz, Dominik Bollig und Ingo Oswald ist seit 2006 im Allgäu daheim, hat ihren Sitz in Sonthofen, ist aber auf der ganzen Welt zu Hause.

Für Schlagzeilen sorgte Allgäu Events nicht nur durch die IgluLodges, sondern beispielsweise auch durch den Weltrekord im Seifenkistenbauen oder ein Ritterturnier auf einem bayerischen Schloss.  "Nur wer selbst brennt, kann in anderen Feuer entfachen", lautet das Motto von Agenturgründer Matthias Lenz. 

Geschäftsführer Philipp Schröder hat mit der Sonnen GmbH noch viel vor.
Geschäftsführer Philipp Schröder hat mit der Sonnen GmbH noch viel vor.
Bild: Ralf Lienert

Dieses Unternehmen steht ganz klar auf der Sonnenseite: Die Sonnen GmbH in Wildpoldsried hat eine steile Erfolgsgeschichte, die wohl selbst den Gründern Christoph Ostermann und Torsten Stiefenhofer unglaublich vorkommen dürfte. Sie produziert seit 2011 Batteriespeicher für Energie vorwiegend aus Photovoltaikanlagen, aber auch Biogas- und Windkraftanlagen - und hat inzwischen 350 Mitarbeiter.

Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 42 Millionen Euro. Tendenz steigend: Das Unternehmen gehört zu den am schnellsten wachsenden in Deutschland. Weltweit versorgt Sonnen bereits 50.000 Menschen mit Strom aus erneuerbaren Energien. Vor zwei Jahren gründete es eine Community, bei der Batteriespeicher-Besitzer vernetzt sind. Im Juni 2015 richtete das Unternehmen in Atlanta (Georgia) einen Standort für Forschung und Entwicklung für den US-Markt ein.  

Matthias Haug und Johannes Nussbaumer gehen mit ihren Heu-Milch Produkten im REWE an den Start.
Matthias Haug und Johannes Nussbaumer gehen mit ihren Heu-Milch Produkten im REWE an den Start.
Bild: Benedikt Siegert

Die Molkerei-Experten Johannes Nußbaumer und Matthias Haug sorgen in der Lebensmittel-Branche für Aufsehen. In der Allgäuer Hof-Milch-GmbH in Missen-Wilhams produzieren sie seit 2016 Heumilch, Butter, Käse und Joghurt. Mittlerweile gibt es ihre Allgäuer Heumilch in 240 Rewe-Filialen in Südbayern und neuderdings auch Baden-Württemberg zu kaufen.

Das Besondere: Die Kühe bekommen frisches Grün von der Weide oder werden im Winter mit Heu und Getreideschrot gefüttert. Silage, also vergorenes Gras oder vergorener Mais, ist tabu. Heumilch ist gentechnikfrei. In ihre Molkerei haben sie bislang 3,2 Millionen Euro investiert. "Für uns ist dabei entscheidend, dass die Wertschöpfungskette im Allgäu bleibt. Angefangen von der Milchgewinnung, über die Verarbeitung und den Vertrieb", sagen die beiden. 

Didi Hirsch und Manuel Reisacher schwimmen mit Earebel auf der Erfolgswelle.
Didi Hirsch und Manuel Reisacher schwimmen mit Earebel auf der Erfolgswelle.
Bild: Allgaeu GmbH

Die "Höhle der Löwen" brachten ihnen den Durchbruch: Die Grafik-Designer Dietmar Hirsch und Manuel Reisacher stellten 2016 in der Vox-Sendung ihre Marke Earebel vor:  in Mützen eingearbeitete Kopfhörer. Eine Kombi, die sich vor allem an Läufer richtet.  Mit ihrer Idee gewannen sie prompt den Verkaufs- und Vetriebsprofi Ralf Dümmel (Bad Segeberg) als Investor.

Seitdem hat sich viel getan: So funktionieren die Kopfhörer jetzt mit Bluetooth-Technologie, also ohne Kabel. "Herr Dümmel hat die Vorfinanzierung für Produktion und Vetrieb der Bluetooth-Mützen übernommen. Das war viel wertvoller als eine Geldsumme", erzählt Didi Hirsch. Mittlerweile gibt es "Earbel" in verschiedenen Ländern. Grund für die Selbstständigkeit war für Hirsch der "Wunsch etwas anderes zu machen und die Unzufriedenheit mit vorhandenen Produkten." Durchhaltevermögen sei wichtig: "Der Weg war holprig und lang." Aber er zahlte sich aus.  

Out for  Space erfanden einen neuen Werkstoff und ließen sich ihn patentieren: "karuun".
Out for Space erfanden einen neuen Werkstoff und ließen sich ihn patentieren: "karuun".
Bild: Out for Space

Eine Bachelorarbeit und mehrere Indonesien-Urlaube legten den Grundstein für das preisgekränte Startup out for space aus Kißlegg. Als Designstudent beschäftigte sich Julian Reuter intensiv mit exotischen Holzarten - und entdeckte, dass der Rohstoff Ratan weitaus mehr Möglichkeiten bietet als bekannt.

"Zusammen mit Peter Kraft, einem weiteren Jungdesigner, wurde die Idee verfeinert. Es entstand "karuun". Dabei handelt es sich um einen völlig neuen Werkstoff, der unter anderem fantastische Biegeeigenschaften hat. Dazu werden in das Rattan natürliche Füllstoffe injiziert. Das mittlerweile fünfköpfige Startup wurde am 23. September 2015 gegründet. Zwei Monate später zählte es beim "Deutschen Design Award" bereits zu den Preisträgern. Die Automobilindustrie zeigt bereits Interesse. 

Gabi Vorsatz ist mit Gaumengold auf Erfolgskurs.
Gabi Vorsatz ist mit Gaumengold auf Erfolgskurs.
Bild: Ralf Lienert

"Essen. Trinken. Glück." Dieser Dreisatz ist für Gabi Vorsatz von Gaumengold Programm. Im März 2016 hat die Powerfrau, die mit Messecatering München und Allgäu Catering bereits zwei erfolgreiche Catering-Unternehmen gründete, mit ihrem Team ein feines Ladenbistro am Residenzplatz in Kempten bezogen. Ihre Burger, Salate, Suppen und Ofenkartoffeln trafen von Anfang an den Geschmacksnerv ihrer Gäste. Teils standen sie sogar Schlange.

Das lag wohl auch an ihrem Ansatz, voll auf regionale Produkte zu setzen: "Ich finde alles in der Region, was ich einkaufen will." Mit ihrem Foodtruck Pauline (ab 100 Personen) fährt sie die die regionale Schiene buchstäblich mit Vollgas weiter. Auf der Allgäuer Festwoche 2017 zählte sie eindeutig zu den Gewinnern.  

Eigener Style, erfolgreiches Konzept: 's Handwerk in Sonthofen.
Eigener Style, erfolgreiches Konzept: 's Handwerk in Sonthofen.
Bild: Dirk Roth

Uli Brandl versteht sein Handwerk: Das beweist der Gastronom mit dem 2016 eröffneten Restaurant und Craft-Beer-Lokal s' Handwerk in Sonthofen. Mit seinem Team bietet er seinen Gästen "Handgemachtes und Gutschmeckendes". Dabei setzt er auf "ein festes Netz ausgewählter, klein strukturierter Direktlieferanten" im Umkreis von 100 Kilometer.

Den Begriff der Regionalität will er nicht überstrapazieren. "Das heißt ja nur regional, aber nicht unbedingt gut." Ihm sind Nachhaltigkeit, Qualität und eine klare Lieferkette wichtig. Bierfreunden bietet er etwa 30 verschiedene Craftbeer-Sorten an. Mit seinem Konzept schaffte er es unter die Top 6 beim "Gastro Startup Wettbewerb", zu dessen Jury Tim Mälzer gehörte.     

Sibylle Maag ist eine gefragte Designerin und Garten-Experting aus Lechbruck: Mit ihrem "Kubi" (mitte) schaffte sie es auch schon ins Bayerische Fernsehen (links Moderator Max Schmidt)
Sibylle Maag ist eine gefragte Designerin und Garten-Experting aus Lechbruck: Mit ihrem "Kubi" (mitte) schaffte sie es auch schon ins Bayerische Fernsehen (links Moderator Max Schmidt)
Bild: Paradiesgarten Maag

Sie ist Designerin, Garten-Expertin, Buchautorin - und obendrein die Gewinnerin des ersten Allgäuer Gründerpreises: Sibylle Maag aus Lechbruck überzeugte 2014 die Jury mit ihrem KUBI. Diese Abkürzung beschreibt nichts weniger als ein Gartenparadies für über 50 Pflanzen auf nur einem Kubikmeter verteilt.

Das dreidimensionale Blumenbeet verfügt über zirkulierendes Wasser und ein Kompostiersystem. "Der Kubi ist ein mobiler Garten, eine Blumeninsel", erklärt Maag. Durch sogenannte Mikroklima-Zonen gebe es auf dem Kubi für jede Pflanze die passende Bedingung. Von kühl bis warm; von trocken bis feucht. Die Gründerin steht mit ihrer kreativen Idee in jedem Fall auf der Sonnenseite.       

Nach vielen Jahren als Ausstattungsleiterin am Landestheater Schwaben machte sich Sabine Manteuffel selbsständig und betreibt "Wildfräulein - Lodenbekleidung für Berg und Tal."
Nach vielen Jahren als Ausstattungsleiterin am Landestheater Schwaben machte sich Sabine Manteuffel selbsständig und betreibt "Wildfräulein - Lodenbekleidung für Berg und Tal."
Bild: Ralf Lienert

Viele Jahre lang war das Theater ihre Welt - mittlerweile hat sie die berufliche Bühne gewechselt: Sabine Manteuffel, frühere Ausstattungsleiterin am Landestheater Schwaben, betreibt das Atelier Wildfräulein - Lodenbekleidung für Berg und Tal in Bad Grönenbach. Die Wahl-Allgäuerin ist  geprüfte Bergwanderführerin und kombiniert Maßschneiderei mit Naturverbundenheit.

Sie entschied sich für eine traditionelle Textilie: Loden aus reiner Schurwolle vom Schaf. "Der Naturstoff erlebt zurzeit eine Renaissance im Bereich der Mode -und Sportbekleidung, da er ohne chemische Zusätze alle gewünschten Eigenschaften von Haus aus mitbringt und dabei noch richtig toll aussieht", erklärt sie ihre Wahl. 

Dominik Haßelkuss (links) und Patrick Weh vom Team Nifty.
Dominik Haßelkuss (links) und Patrick Weh vom Team Nifty.
Bild: Pio Mars

„Der beste Weg um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, ist, sie zu erfinden.“ Getreu diesem Motto lebt und arbeitet Entwickler Dominik Haßelkuss. Der 29-Jährige gehörte zu den Gründern der digitalen Gästemappe Gastfreund, deren Mitarbeiter-Team innerhalb von vier Jahren von drei auf 100 stieg.  "Dort habe ich den Übergang vom Start up zum profesionellen Unternehmen in der Geschäftsführung mitgestaltet und sehr viel dabei gelernt", sagt Haßelkuss.

Zusammen mit Patrick Weh und Matthias Lenz von Allgäu Events ist er mittlerweile Geschäftsführer der Hochleistungs-Softwareschmiede Team Nifty (zehn Mitarbeiter, Sitz in Kempten). "Wir schaffen eigene Anwendungen, um alle Prozesse in einem Unternehmen zu digitalisieren und zu optimieren. Wir sorgen dafür, dass Webshops, Datenbanken, Apps und Homepages vernetzt funktionieren und bieten somit ganzheitliche Lösungen für jedes Business an", erklären die Drei ihr Erfolgsrezept. 

Für Kasasi mit Geschäftsführer Markus Lechner geht es steil bergauf.
Für Kasasi mit Geschäftsführer Markus Lechner geht es steil bergauf.
Bild: Ralf Lienert

Der Name ist ein Kunstprodukt - und er ist weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt: Kasasi ist ein Software- und Beratungsunternehmen aus Kempten, das auf Telematik spezialisiert ist. Seine Konzepte richten sich an Kunden aus der Nutzfahrzeugtechnik sowie der Transport- und Logistikbranche.

Mit dem hauseigenen Produkt "Nic-base" werden Daten zu Fahrzeugen und Lieferketten gesammelt. Pro Tag werden bis zu 1,2 Mlillionen Tonnen Waren über Nic-base überwacht und abgewickelt. Geschäftsführer Markus Lechner (36) hat das Unternehmen 2009 gegeründet. Heute hat es 43 Mitarbeiter und und gehörte 2017 laut der Organisation "Great Place to Work" zu den besten Arbeitgebern im Allgäu. 

Die heyqnut-Gründer Amelie und Timo Sperber mit ihrer Erfindung.
Die heyqnut-Gründer Amelie und Timo Sperber mit ihrer Erfindung.
Bild: Christian Strausbach

Amelie und Timo Sperber von der Kemptener Firma Heyqnut haben eine neue Nusscreme-Maschine entwickelt. Das Gerät mahlt Bio-Nüsse zu einer feinen Creme. Fünf Kilo Nüsse auf einmal kann die Maschine zu Mus verarbeiten. Inspiriert wurden die Kemptener in Kalifornien, der Heimat von kreativen Food-Konzepten.

"Dort gibt es Nusscreme an jeder Straßenecke." Ihre Maschine haben sie selbst entwickelt, in der heimischen Werkstatt zusammengebaut und patentieren lassen. Regionalität ist dem Paar wichtig: Die Holz- und Metallteile werden im Allgäu hergestellt und in den Lehrwerkstätten der Firma Bosch in Blaichach zusammengesetzt. Auf der Grünen Woche 2017 in Berlin waren die Reaktionen auf die Nusscreme-Maschine vielversprechend.

Kilian Trenkle ist Yoga-Fan. Der Pfrontener hat eine Yoga-Kopfstand-Hilfe erfunden.
Kilian Trenkle ist Yoga-Fan. Der Pfrontener hat eine Yoga-Kopfstand-Hilfe erfunden.
Bild: Benedikt Siegert

Klilian Trenkle (30) aus Pfronten ist ein Multi-Talent: In der familieneigenen Schmiede setzt er eine alte Tradition fort und formt Kuhschellen für den Viehscheid. Neben der Allgäuer Handwerkskunst fasziniert ihn auch eine asiatische Technik: Kilian ist Yogalehrer - und hat sich mit einer cleveren Idee ein weiteres Standbein aufgebaut.

Weil er in seinen Kursen bemerkte, dass sich viele mit dem Kopfstand schwer taten, konstruierte er kurzerhand  einen Kopfstand-Hocker aus Holz!  Seither steht die Yoga-Welt buchstäblich Kopf. Denn sein feed up-Trainer nimmt die Angst vor dieser Position - und hat mittlerweile Fans auf der ganzen Welt. Erfindungen "made in Allgäu" können sich eben sehen lassen...