Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

40 Termine, 24 Stunden, 1 Oberbürgermeister

KF: Bosse rund um die Uhr

40 Termine, 24 Stunden, 1 Oberbürgermeister

    • |
    • |
    Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse absolviert am Freitag eine 24-stündige mobile Bürgersprechstunde, ist rund um die Uhr im Einsatz.
    Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse absolviert am Freitag eine 24-stündige mobile Bürgersprechstunde, ist rund um die Uhr im Einsatz. Foto: Mathias Wild

    Die Anfragen der Bürger ließen nach der Ankündigung nicht lange auf sich warten. 50 Gesprächswünsche in Wohnzimmern, Gaststätten und Kindergärten wurden letztlich in 40 Termine gegossen. In regionalen und überregionalen Medien wird diese Form der Bürgernähe als pfiffige Alternative zu althergebrachten Sprechstunden im OB-Büro und langatmigen Bürgerversammlungen im Stadtsaal gefeiert.

    Nun also der Start in Bosses Sonnwend-Wochenende, mit einem für ihn langen Tag und einer kurzen Nacht, in denen der Oberbürgermeister nach einem ausgeklügelten Plan 140 Kilometer im Elektro-Auto zurücklegt. „Vorschlafen geht nicht“, sagt Bosse. Neben einer offenbar guten Konstitution helfen seiner Ansicht nach auch leichtes Essen, kein Alkohol, aber „trinken, trinken, trinken“. Wasser, viel Kaffee oder noch besser Coca Cola Zero, meint Bosse, werden ihn gut durch diesen Termin-Marathon kommen lassen. Ein Nickerchen am Nachmittag, das wäre zwar toll, sinniert Bosse. „Geht aber natürlich nicht.“

    Pfiffige Alternative zu althergebrachten Sprechstunden

    Die Menschen reißen sich um ihren OB. Bürger werden ihm daheim von Verkehrsproblemen vor ihrer Haustür, Kita-Kinder von ihren Wünschen, Ehrenamtliche von ihrer Tätigkeit berichten. Bosse nimmt voraussichtlich an einem Fußballspiel teil, muss seine Fahrkünste überprüfen lassen und sich vermutlich hundemüde während einer nächtlichen Seilbahn-Rettungsübung der Bergwacht über der Wertach bergen lassen. Dazwischen tief gehende Gespräche mit Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderung und Asylbewerbern.

    Um 1 Uhr nachts zu McDonald's

    Für ungewöhnliche Aktionen oder aufsehenerregende Einlagen (wie hier beim Feuerwehrball im Fasching) ist Kaufbeurens OB bekannt.
    Für ungewöhnliche Aktionen oder aufsehenerregende Einlagen (wie hier beim Feuerwehrball im Fasching) ist Kaufbeurens OB bekannt. Foto: Mathias Wild

    Und dann die quasi öffentlichen Termine auf Plätzen, der Messe MIR und in Gaststätten. „Keine Ahnung, was mich da so erwartet“, sagt Bosse. Auch das Essen ist eine große Unbekannte. Eigentlich möchte jeder etwas anbieten, erzählen sie in seinem Organisationsteam. Am Anfang und am Ende übernimmt der OB selbst die Gastgeberfunktion. Um kurz nach 6 Uhr am Freitag gibt der Rathauschef auf der Baustelle der Fußgängerzone den Bauarbeitern eine Brotzeit aus – als Dankeschön. Frühstücke gibt es im Klosterberggarten, in einer Damenrunde und im Podium. Kein Zweifel: Nachmittags werden Kaffee und Kuchen satt serviert. Um 1 Uhr nachts ist der OB im McDonald’s angekündigt, auf einen Nachtimbiss. Um 5 Uhr am Samstag gibt es am Römerturm in Kemnat ein letztes öffentliches Frühstück.

    Frischmachen, waschen, duschen – darauf will der OB in den 24 Stunden weitgehend verzichten. Ein Deo wird wohl im Kofferraum liegen, etwas Wechselwäsche und der Anzug. „Zur Eröffnung der Messe MIR und des Feuerwehrmuseums schmeiße ich mich natürlich in Schale“, sagt er. Ganz auf sich allein gestellt ist er natürlich nicht. Seine Mitarbeiter begleiten ihn, um die Anliegen zu notieren, Fragen zu beantworten und – vor allem in der zweiten Nachthälfte – auch mal das Steuer zu übernehmen. Aber jeweils nur acht Stunden lang. Bosse will sich ja nicht nachsagen lassen, die Arbeitszeitverordnung für den öffentlichen Dienst zu missachten. Für Politiker wie ihn gilt die nicht.

    Und danach? Einfach mal abhängen, ein freier Tag, durchschlafen? Vielleicht vier Stunden. Samstagmittag bricht der OB in die Partnerstadt Gablonz in Tschechien auf. Dort spielt die Neugablonzer Band Mauke auf dem Jeschken. Bosse: „Das lass’ ich mir doch nicht entgehen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden