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50 Jahre "Lebenshilfe" in Memmingen

Einst Elternkreis

50 Jahre "Lebenshilfe" in Memmingen

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    Die „Lebenshilfe Memmingen-Unterallgäu“ feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Ganz neu ist das „Café Klatschmohn“ in der Altstadt. Dort arbeiten auch Menschen mit Behinderung. Das Bild zeigt (von links): Susanne Herz (stellvertretende Lebenshilfe-Vorsitzende), Ursula Mader (Geschäftsführerin), Stefan Maier (Klatschmohn-Team) und Jutta Maier (Vorsitzende der Lebenshilfe), die 2008 das Bundesverdienstkreuz erhielt.
    Die „Lebenshilfe Memmingen-Unterallgäu“ feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Ganz neu ist das „Café Klatschmohn“ in der Altstadt. Dort arbeiten auch Menschen mit Behinderung. Das Bild zeigt (von links): Susanne Herz (stellvertretende Lebenshilfe-Vorsitzende), Ursula Mader (Geschäftsführerin), Stefan Maier (Klatschmohn-Team) und Jutta Maier (Vorsitzende der Lebenshilfe), die 2008 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Foto: Manfred Jörg

    Im Lauf von fünf Jahrzehnten ist aus dem kleinen Zusammenschluss von engagierten Eltern „ein mittelständisches Wirtschaftsunternehmen geworden, das in seinen zahlreichen Einrichtungen rund 1.500 Menschen mit Behinderung betreut“. Das sagt Jutta Maier, die seit 2001 Vorsitzende der „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung – Kreisvereinigung Memmingen-Unterallgäu“ ist.

    Die Lebenshilfe heißt mittlerweile nicht nur anders als bei der Gründung vor 50 Jahren, sondern hat auch eine bewegte Geschichte hinter sich. Das wollen Vorsitzende Maier, ihre Stellvertreterin Susanne Herz und die ebenfalls seit 2001 amtierende Geschäftsführerin Ursula Mader gar nicht verhehlen. Denn das weibliche Führungstrio der Lebenshilfe weiß: Aus Fehlern kann man lernen und aus Schaden klug werden.

    Ein Beispiel für die breiten Aktivitäten der „Lebenshilfe“: ein Heilpädagogischer Kindergarten.
    Ein Beispiel für die breiten Aktivitäten der „Lebenshilfe“: ein Heilpädagogischer Kindergarten. Foto: Manfred Jörg (Archiv)

    Der Schaden war groß, als die Lebenshilfe 1991 von einem Betrugsskandal erschüttert wurde. Der damalige Leiter, der mittlerweile verstorben ist, hatte eine siebenstellige Geldsumme unterschlagen. Der Lebenshilfe wurde in der Folge nicht nur die Gemeinnützigkeit aberkannt: „Wir standen damals vor der Frage: Lösen wir uns auf oder machen wir weiter“, erinnert sich Vorsitzende Maier.

    Neue Strukturen

    Die Lebenshilfe entschloss sich zum Weitermachen. Und gab sich 1998 nicht nur einen anderen Namen, sondern auch eine neue Satzung und andere Strukturen. Dazu gehören eine hauptamtliche Geschäftsführung, ehrenamtlich tätige Vorsitzende und externe Überprüfungen. Im Gegensatz zu damals gibt es für die Leitung der Lebenshilfe heute Anlass zur Freude: Susanne Herz, Jutta Maier und Ursula Mader sitzen an diesem Vormittag im Garten des neuen Cafés in der Oberen Bachgasse und strahlen mit der Sonne um die Wette. Das „Klatschmohn“ ist das jüngste Projekt der Lebenshilfe.

    Das inklusive Café könnte als Sinnbild für die gesamte Lebenshilfe dienen: Ist es doch vom Rande der Stadt, von der äußeren Bodenseestraße, in die Mitte gezogen. Aber nicht nur in räumlicher Hinsicht symbolisiert das „Klatschmohn“ die moderne Lebenshilfe: Sind dort doch zehn Menschen mit Behinderung beschäftigt. Mitten in der Altstadt, mitten im Leben.

    Wir wollen, dass die Gäste ganz normal mit unseren behinderten Menschen umgehen – in dem Bewusstsein, dass die bei uns Beschäftigten eben auch bestimmte Dinge nicht können.Ursula Mader

    „Wir wollen, dass die Gäste ganz normal mit unseren behinderten Menschen umgehen – in dem Bewusstsein, dass die bei uns Beschäftigten eben auch bestimmte Dinge nicht können“, erklärt Ursula Mader. Das Wichtigste sei: „Jeder Mensch mit Behinderung soll sich bei uns wohlfühlen und das bekommen, was er braucht.“ Die Geschäftsführerin bezieht sich dabei beileibe nicht nur auf die Servicekräfte im neuen Café, sondern beispielsweise auch auf alle Kinder, welche die Notkerschule besuchen, und auch auf die Erwachsenen, die in den „Unterallgäuer Werkstätten“ beschäftigt sind.

    Noch viel zu tun

    Ja, es ist viel passiert seit den Tagen im Schuljahr 1965/66, als sich betroffene Eltern noch vor der Gründung der Lebenshilfe dafür einsetzten, dass sechs Kinder mit geistiger Behinderung in einer 1. Klasse der „Sonderschule für Lernbehinderte“ am Hallhof unterrichtet werden konnten.

    „Die Anfänge waren damals nicht einfach“, hat sich Vorsitzende Maier beispielsweise vom damaligen Schulleiter Johannes Steinacher berichten lassen. Dazu habe unter anderem gehört, dass Eltern aus dem Umland bei Wind und Wetter ihre Kinder mit dem Rad in die Schule gefahren hätten. Seither hat sich viel getan. Die Lebenshilfe hat viel erreicht im Bemühen, Menschen mit Behinderung nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren.

    Dennoch wissen Jutta Maier, Ursula Mader und Susanne Herz, dass für sie und alle Mitstreiter der Lebenshilfe noch viel zu tun bleibt.

    Lebenshilfe Memmingen/Unterallgäu

    Gründung

    Am 12. April 1967 wurde unter dem Vorsitz von Dr. Antoinette Kesslinger die "Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind - Kreisvereinigung Memmingen" gegründet.

    Entwicklung

    Die Lebenshilfe bezeichnet sich selbst als ein "mittelständisches Unternehmen" mit rund 250 Angestellten in 15 Einrichtungen des Vereins "Lebenshilfe Memmingen" sowie rund 180 Angestellten in den "Unterallgäuer Werkstätten".

    Betreute

    Nach Angaben der beiden Vorsitzenden und der Geschäftsführerin hat die Zahl der betreuten Menschen in den vergangenen Jahren keinesfalls abgenommen. Im Gegenteil: Sie verzeichnen einen Zuwachs, vor allem im Bereich der psychisch Kranken.

    Angebote

    In Memmingen und Mindelheim werden Menschen mit Behinderung in allen Lebensphasen begleitet. Deren Angehörige finden Beratung und Entlastung im Alltag. Die Angebote der Lebenshilfe gliedern sich in folgende Bereiche auf:

    "Interdisziplinäre Frühförderung

    "Heilpädagogische Kindergärten

    "Notkerschule/Inklusives Förderzentrum

    "Heilpädagogische Tagesstätte

    "Wohneinrichtungen

    "Offene Behindertenarbeit und Familienentlastender Dienst

    "Unterallgäuer Werkstätten

    Fest 50 Jahre Lebenshilfe:

    Das wird am Samstag, 20. Mai, von 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr im Förderzentrum Notkerschule (Stadtweiherstraße 72) und im angrenzenden "Haus Stadtweiher" (Stadtweiherstraße 66-68) mit einem "Tag der offenen Tür" gefeiert - und zwar mit einem bunten Programm.

    Kontakt

    Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung, Kreisvereinigung Memmingen-Unterallgäu, Schlachthofstraße 49, 87700 Memmingen; Telefon: (08331) 8 38 20, Telefax: (08331) 83 82 50, E-Mail:

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