Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Ärger im Tierheim: Jetzt spricht der Vereinschef

Böses Blut in Beckstetten

Ärger im Tierheim: Jetzt spricht der Vereinschef

    • |
    • |
    Ums Tierheim Beckstetten im Ostallgäu ist ein Streit entbrannt.
    Ums Tierheim Beckstetten im Ostallgäu ist ein Streit entbrannt. Foto: Mathias Wild

    Was steckt hinter dem Streit?
    Mitscherling: Die Gemeinden haben sich laut einer Vereinbarung verpflichtet, eine Pauschale für Fundtiere zu bezahlen. Im Gegenzug hält das Tierheim Plätze bereit, um diese im Notfall aufnehmen zu können. Es ist richtig, dass wir laut Vereinbarung entsprechende Zahlen vorlegen müssen. Aus verschiedenen Gründen konnten wir sie zuletzt aber nicht liefern. Einige Gemeinden haben trotzdem die Zuschüsse eingestellt. Ich möchte betonen, dass wir nichts zu verbergen haben und nicht von unklaren Finanzen gesprochen werden kann.

    Aus welchen Gründen konnten Sie die Daten nicht liefern?
    Mitscherling: Der Bericht und einige Daten liegen allen Gemeinden inzwischen vor. Man darf nicht vergessen, dass wir das alles ehrenamtlich machen. Zum Anderen hat es unser Personal versäumt – trotz intensiver Einarbeitung und entsprechender Weisung – das Tiererfassungsprogramm zu pflegen. Daten konnte ich deshalb lange nicht liefern, weil sie noch nicht eingetragen waren. Die Mitarbeiter sind in erster Linie für die Tierpflege verantwortlich und als Vorsitzender habe ich darauf eigentlich auch keinen direkten Einfluss. Dazu kommt, dass wir lange keine Heimleitung hatten. Der Vorgänger hat ein Chaos hinterlassen. Leicht war es außerdem nicht, jemanden für den Job zu finden, der auch die nötigen Kompetenzen mitbringt. Ab Dezember haben wir aber eine adäquate Heimleitung eingestellt, die das alles vor Ort überwachen wird. Außerdem kommt dann auch eine stellvertretende Heimleitung. Das was passiert ist, wird sich also nicht wiederholen.

    Im Jahr 2015 gab es außerdem keine Mitgliederversammlung. Warum?
    Mitscherling: Das hat verschiedene Gründe. Anfang 2015 waren die Kassenprüfer mit ihrer Arbeit noch nicht fertig. Im Herbst hat uns dann ein Fall mit 30 Katzen samt Quarantäne im Tierheim aufgehalten. Dazu sind einige Vorstände zurückgetreten. Der Aufwand einer Mitgliederversammlung ist für zwei verbliebene Personen enorm groß. Die erste Kassenwartin war zudem krank und mit einem Umbau beschäftigt. Meine Mutter lag Ende 2015 im Sterben. Deshalb war aus privaten Gründen in diesem Jahr keine Mitgliederversammlung mehr möglich. Die meisten konnten die Gründe nachvollziehen und auch hier haben wir nichts zu vertuschen. Wir wollten die Versammlung einfach erst dann abhalten, wenn wir potenzielle neue Vorstände gefunden haben. Mitte Dezember diesen Jahres wird sie jetzt stattfinden.

    Nachdem mehrere Gemeinden die Zahlungen eingestellt haben, welche Konsequenzen ergeben sich?
    Mitscherling: Zunächst einmal ist es so, dass die Kommunen die ausgesetzten Beträge zurückzahlen müssen. Sie müssen sich schon auch an die Vereinbarung halten und die gibt eine Kündigungsfrist von einem halben Jahr vor. Solange das gilt, nehmen wir auch weiterhin Fundtiere aus den jeweiligen Gemeinden auf und kümmern uns um sie.

    Nach welchen Kriterien nehmen Sie Tiere eigentlich auf?
    Mitscherling: Grundsätzlich müssen wir nicht jedes Abgabetier aufnehmen. Erstes Kriterium ist, dass das Tier aus unserem Einzugsgebiet stammt. Auch geht es um die Sicherheit der Mitarbeiter. Bei alten Tieren stellt sich meist zudem die Frage, was gesundheitlich zumutbar is und ob ihm gedient es, wenn es seine restliche Zeit im Heim verbringt. Wir sind kein Gnadenhof. Wir müssen also schon berücksichtigen, ob das Tier weiter vermittelt werden kann.

    Noch immer beschäftigen Sie Altlasten ihrer Vorgänger. Wie geht es dem Verein denn heute wirtschaftlich?

    Mitscherling: Ich ärgere mich persönlich über das anhaltende Misstrauen. Die Altlasten wurden aufgearbeitet. Es sind jetzt Leute im Amt, die etwas von ihrer Arbeit verstehen – und das ist bekannt. Mühsam haben wir die Pauschale für Fundtiere ausgehandelt. Sie ermöglicht uns eine gewisse Planungssicherheit. Es besteht also nicht die Gefahr, dass wir Personal, die laufenden Gebäudekosten oder das Futter kurzfristig nicht mehr bezahlen können.

    Wie steht es um die Baumaßnahmen im Tierheim?

    Mitscherling: Wir haben ein altes Gebäude und deshalb immer etwas, das renoviert werden muss. Im nächsten Jahr soll die Betonplatte im Außenbereich für die Hundezwinger fertig sein. Dort wurde damals unfachmännisch gearbeitet. Sie wird teils abgerissen, das Material aber wieder verwendet. Auch morsche Balken im Dach wurden ausgetauscht, zudem undichte Stellen ausgebessert. Wir müssen das alles zur Instandhaltung machen.

    Herr Mitscherling, was sagen Sie außerdem zu dem Gerücht, dass Sie Ihren Vorsitz zum Ende des Jahres abgeben werden?

    Mitscherling: Meine Amtszeit endet dann regulär nach drei Jahren. In der Mitgliederversammlung im Dezember gibt es deshalb Neuwahlen. Ob ich aufhöre oder nicht, wird sich dort zeigen. Nachdem momentan nur noch zwei Vorstände aktiv sind, suchen wir ohnehin dringend Leute, die sich einbringen wollen.

    Warum sind nur noch zwei von sechs Vorstandsmitgliedern aktiv?

    Mitscherling: Die Rücktritte erfolgten teilweise aus privaten Gründen. Außerdem waren einzelne Vorstände für die Position nicht geeignet. Oft fehlte das Verständnis, dass der Vorstand quasi die Geschäftsführung des Tierheims ist. Die Vorstandssitzung ist dazu da, um miteinander zu sprechen, sich auch mal die Meinung zu sagen. Ich denke, insgesamt sind wir auf dem richtigen Weg.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden