
++++ Dieser Artikel stammt aus dem Archiv von allgaeu.life 2017 ++++
Die Musik ist ihr Leben. Ihr Hobby. Ihre Droge. Genau so sagen es die drei ergrauten Freunde, die sich einmal in der Woche zur Probe im Gasthaus Adler in Heimenkirch treffen. Toni Weber, der Chef des Trios, hat hier ein Heimspiel. Lange Jahre führte der heute 78-Jährige mit seiner Ehefrau die Gastwirtschaft samt der dazugehörigen Metzgerei.
Mittlerweile hat er die Geschäfte an seine Tochter übergeben, ist aber in der Gaststube nach wie vor nicht nur gern gesehen, sondern mindestens genauso gern gehört. Mit seinen Musiker-Spezls Hans und Wernfried spielt er munter auf und überrascht immer wieder mit Eigen-Kompositionen. Sein jüngster Hit: Eine Ode an Klein Paris!
Mit liebevollen Versen, die seine Schwester Leni schrieb, besingt er darin die Nachbarstadt Lindenberg: "Olala, olala, ja das ist Klein Paris. Olala, olala so charmant, oui, so süß. Denn hier flanniert man durch die Stadt, die so verträumte Plätze hat", heißt es darin beispielsweise. Doch die romantischen Fleckchen des Ortes sind nicht der einzige Grund für den gewagten Vergleich mit der Weltstadt.

Den Titel "Klein Paris" erwarb sich Lindenberg einst im Volksmund, weil es als Hutstadt ein elegantes Publikum anlockte und als Modehochburg galt. Kein Wunder: Seit Mitte des 17. Jahrhunderts werden in Lindenberg Hüte gefertigt. Einer Sage nach überwinterte ein Lindenberger Pferdehändler in Oberitalien und brachte die Kunst des Strohhutflechtens mit ins Westallgäu.
Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar: 1890 gab es in Lindenberg 34 Hutproduzenten, die im Jahr vier Millionen Hüte fertigten! Die dekorativen Kopfbedeckungen gingen in alle Welt - und viele mondäne Kunden kamen in das Städtchen. Vor allem die Damenwelt begeisterte sich für "Klein Paris", was wiederum zur Begeisterung bei den Allgäuer Burschen führte...
Toni Weber erinnert sich noch genau an die fröhlichen 1960er Jahre, als sie zum Beispiel das Motto für den Faschingsball lautete "Klein Paris ganz groß". "Ich denke immer noch gerne an diese schöne, unbeschwerte Zeit", sagt der ehemalige Dirigent der Musikkappele Heimenkirch, der oft im Nachbarort aufspielte und ihm nun eine klingende Hommage widmete. Ein bisschen verträumt, ein bisschen melancholisch, unterm Strich aber voller fröhlicher Dankbarkeit: "Du schenkst mir Freud und frohen Mut und d'rum schwenk ich vor Dir voller Stolz meinen Mayser Hut."
Die Firma Mayser ist die letzte Hutfabrik in Lindenberg. An die goldenen Zeiten der Branche erinnert heute das Hutmuseum in der Stadt. Und neuerdings eben auch das Lied von Toni Weber, das er sich als Werbemelodie für die Stadt oder das Museum vorstellen kann. "Ich bin gespannt, was sich da noch alles entwickelt", sagt Toni Weber, der das Stück auch auf CD pressen ließ. Mit seinen beiden Musiker-Freunden hat er noch viel vor. "Wir spielen, so lange es geht. Die Musik hält uns fit", verraten die Drei, die über 60 Stücke im Programm haben.
Toni und Hans kennen sich bereits seit 50 Jahren von der Musik. Bei einem Musikantentreffen in Dornbirn lernten sie vor drei Jahren Gitarristen Wernfried kennen. Die Idee für ein gemeinsames Trio entstand. Mittlerweile haben die Drei schon einige Auftritte absolviert. Ans Aufhören denkt keiner von ihnen. Statt dessen zitieren sie lieber einen weisen Satz von Tonis Freu: "Mach Musik solange Du kannst, wenn es Dir Spaß macht und Du Freude daran hast. Es hört von selber auf..."
Wie flott das Toni-Weber-Trio aufspielt, zeigt ihre Version des Sambas "Tico Tico". Viel Spaß!