Es geht um gemütliches Miteinander. Der Pfeifenclub Frohsinn in Kaufbeuren existiert schon seit über 100 Jahren. Genauer gesagt, wurde er am 17. Oktober 1911 gegründet. Den Zweck des Vereins hielten die Mitglieder in der Satzung fest: "Gesellige Unterhaltung und Förderung der Kameradschaft." Damals trafen sich die Arbeiter der Spinnerei und Weberei Momm aus Kaufbeuren im Gasthaus Lamm. Sie schmauchten zufrieden nach einer anstrengenden 70-Stunden-Woche ihre allsonntägliche Pfeife und tranken eine Maß Bier, die damals 25 Pfennige kostete.
Heute sieht das Ganze etwas anders aus. "Bei uns rauchen die Wenigsten noch", sagt Martin Bonenberger, Schriftführer des Vereins. "Ich glaube, der Hauptgrund dafür ist das gestiegene Bewusstsein für die Gesundheit." Der 59-Jährige selbst habe das Rauchen nach einem Herzinfarkt vor fünf Jahren aufgegeben. "Aber ich vermisse es auch nicht."
Geschichte der Tabakpfeife
Die älteste Tabakpfeife wird auf die Zeit um das 15. Jahrhundert v. Chr. datiert. Fundort war der Amazonas.
Ähnliche Pfeifen waren auch im Nahen Osten bekannt, hier wurde allerdings Opium und Hanf konsumiert.
Mit den Fahrten des Kolumbus kam der Tabak nach Europa, hier setzte man ihn auch als Heilmittel ein.
Forscher schätzen, dass der Tabakrauch zwischen 6.000 und 12.000 verschiedene Substanzen enthält.
Die erste Pfeife in der neunten Klasse
Seine erste Pfeife paffte Bonenberger in der neunten Klasse, berichtet der Rentner mit einem Grinsen. "Zigaretten hat jeder geraucht, aber eine echte Pfeife war schon was Besonderes, und außerdem war es verboten." Das reizte den Burschen damals natürlich zusätzlich.
Bei uns rauchen die Wenigsten noch. Ich glaube, der Hauptgrund dafür ist das gestiegene Bewusstsein für die Gesundheit.Schriftführer Martin Bohnenberger
Er gibt zu, dass der Name des Vereins etwas in die Irre führe. Klingt paradox, ein Pfeifenclub ohne Pfeifenraucher, ist aber kein kurzweiliges Phänomen. Bereits die Neue Kaufbeurer Zeitung schrieb schon vor fast genau 50 Jahren, am Freitag, 2. Juni 1967: "Der Pfeifendunst stand seinerzeit symbolisch für Ruhe und Zufriedenheit im Raum, so wurde dieser inzwischen selten." In dieser Hinsicht ist das dann schon beachtlich, wie lange sich so ein Club halten kann. Man stelle sich einen Fußballverein ohne Fußballer vor. Oder eine Musikkapelle ohne Musiker. Neue Mitglieder zu finden, könnte sich etwas schwierig gestalten.
Ausflüge und monatlichen Stammtisch
Irgendwie hat es der Pfeifenclub Frohsinn doch geschafft. Auch wenn er seine zentrale Rolle als Raucherclub verloren hat, ist doch eines geblieben: die Geselligkeit, monatlichen Treffen und Grillfeste. "Wir machen jedes Jahr an Pfingsten einen dreitägigen Ausflug mit dem Bus", sagt Bonenberger. Dieses Jahr hat der Verein eine Ausfahrt nach Rickenbach in den Südschwarzwald unternommen. Auf dem Programm stand unter anderem ein Stopp im Kloster Birnau, eine Fahrt durch den Hotzenwald, und das Ganze ohne Qualm.
Heute zählt der Verein 21 Mitglieder und trifft sich einmal im Monat in der Wertach-Stuben. Alljährlich findet das traditionelle Preisrauchen statt. Eine der seltenen Gelegenheiten, an denen doch noch einige Mitglieder eine Zigarre paffen. Dabei geht es darum, wer seinen Stumpen am langsamsten rauchen kann. "Einige schaffen es, über eine Stunde an ihrer Zigarre zu ziehen", sagt Bonenberger. Dieses Jahr belegte der 75-jährige Heinz Biemann den ersten Platz im internen Wettkampf.