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Allgäuer (16) entwickelt 4D-Version des Spieleklassikers und gewinnt Preis

So riecht "Minecraft"

Allgäuer (16) entwickelt 4D-Version des Spieleklassikers und gewinnt Preis

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    Auf der Fachmesse "Ars Electronica" in Linz sorgte das das Projekt "Minecraft4D" für Begeisterung. Im Inneren des Würfels können Gamer sprichwörtlich in die Minecraft-Welt eintauchen.
    Auf der Fachmesse "Ars Electronica" in Linz sorgte das das Projekt "Minecraft4D" für Begeisterung. Im Inneren des Würfels können Gamer sprichwörtlich in die Minecraft-Welt eintauchen. Foto: Volkmer

    Es sieht aus, als wäre es eine Zeitmaschine - und wenn man auf dem umgebauten Friseurstuhl Platz nimmt, fühlt es sich auch so an. Überall hängen Kabel, Düsen und andere futuristisch aussehende Technikteile. Doch bei dem merkwürdigen Stuhl handelt es sich nicht um ein Requisit aus einem Science-Fiction-Film, sondern um ein Spielzeug, zumindest im weitesten Sinn. Denn mit diesem Stuhl kann man ein Computerspiel spielen – und das realistischer als mit dem besten PC.

    Gebaut haben das irre Teil Jakob Volkmer (16) aus Buchenberg im Oberallgäu und sein Kumpel Paul Reichard (15) aus Nieder-Olm in Rheinland-Pfalz. Ein Jahr lang planten und bastelten sie an ihrem Projekt "Minecraft4D", für das sie jetzt mit dem Deutschen Multimediapreis ausgezeichnet wurden. Im Prinzip geht es dabei um einen riesigen begehbaren Würfel, in dem man in die Welt des Computerspiels Minecraft eintauchen kann.

    Sie haben es geschafft! Jakob Volkmer (l.) aus Buchenberg und Paul Reichard bekamen von Dr. Eva Bürgermeister (r.), Leiterin des Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrums, den Deutschen Multimediapreis überreicht.
    Sie haben es geschafft! Jakob Volkmer (l.) aus Buchenberg und Paul Reichard bekamen von Dr. Eva Bürgermeister (r.), Leiterin des Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrums, den Deutschen Multimediapreis überreicht. Foto: Steffen Haas

    In der normalen Version des Games kann der Spieler eine fremde Welt erkunden, selbst eine erschaffen oder gegen Monster kämpfen.

    Bei der Variante der beiden Minecraft-Fans ist das nicht anders. Nur hat man neben dem visuellen Erlebnis auch ein haptisches. Bedeutet: Wenn sich der Spieler in einer Wüste befindet, gehen Wärmelampen an und ein Sandgebläse startet.

    Außerdem gibt es noch Wind, der mit Hilfe von alten PC-Lüftern simuliert wird, eine kleine Wasserpumpe, die für den Regen sorgt - und das Highlight: ein runder Apparat mit verschieden Kammern, der dem Spieler einen bestimmten Geruch zupustet. Auch dieses Teil ist selbstgemacht. Jakob hat es mit einem 3D-Drucker erstellt, der – logisch – auch selbst gebaut ist.

    Schlaue Jungs: Der Laie versteht nur Bahnhof

    Viel Kreativität und vor allem Technik stecken in dem Projekt. Wenn die beiden Jungs davon erzählen, wie sie Würfel und Stuhl entwickelt haben, versteht der Laie nur Bahnhof. Kostprobe gefällig? „Mit Arduinoboards habe ich schon vorher programmiert, aber Python haben wir uns selbst angeeignet. War aber nicht schwierig, ist schließlich nur ne raspberry jam mod“, erklärt Jakob.

    Mit seinen vielen Lampen, Ventilatoren und Kabeln erinnert der Stuhl an eine Requisite aus einem Sci-Fi-Film.
    Mit seinen vielen Lampen, Ventilatoren und Kabeln erinnert der Stuhl an eine Requisite aus einem Sci-Fi-Film. Foto: Volkmer

    Was der 16-Jährige damit sagen will: Er programmiert bereits seit drei Jahren. Paul dagegen war für die Anpassung des Spiels und die Hardware zuständig. Auch er interessiert sich schon immer für Technik. Angefangen hat es mit einem Lego-Roboter zum Selbstprogrammieren, doch schnell wurden die Codes immer komplexer.

    Einfach war die Entwicklung nicht. Doch das lag weniger an der komplizierten Technik, denn dafür interessieren sich Jakob und Paul schon immer. Gut vorstellen können sie sich, später auch im IT- oder Games-Bereich zu arbeiten.

    Das größere Problem waren die über 300 Kilometer, die die beiden trennen. Denn während Jakob in Buchenberg wohnt, lebt Paul in Rheinland-Pfalz. So arbeiteten sie vor allem in den Ferien an ihrem Projekt.

    Begeisterung beim Fachpublikum

    Als es endlich fertig war, wagten sich die beiden Jungs damit als Aussteller auf die Fachmesse "Ars Electronica" in Linz in Österreich. Und dort sorgte "Minecraft4D" für große Begeisterung. Bis zu acht Mal hätten sich die Leute angestellt, um im Inneren des Würfels das Spiel auszuprobieren, erzählt Jakob.

    In den Ferien trafen sich die beiden Jungs, um an ihrem Projekt zu arbeiten. Über ein Jahr dauerte es, bis der Minecraft-Stuhl fertig war.
    In den Ferien trafen sich die beiden Jungs, um an ihrem Projekt zu arbeiten. Über ein Jahr dauerte es, bis der Minecraft-Stuhl fertig war. Foto: Volkmer

    Auch die Veranstalter waren fasziniert. „Sie fanden es schade, dass wir an dem Wettbewerb der Ars Electronica nicht teilnehmen konnten, weil der nur für Österreicher ist. Man hat uns dann für den Deutschen Multimediapreis empfohlen“, berichtet Paul.

    Vor wenigen Tagen war es dann soweit. Jakob und Paul machten sich auf den Weg zur technischen Sammlung Dresden, um ihr Projekt "Minecraft4D" der Jury zu präsentieren.

    Jedes Jahr findet der Deutsche Multimediapreis statt und zeichnet in verschiedenen Kategorien 25 Arbeiten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus. Die Gewinnerarbeiten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: vom digitalen und intelligenten Spiegel, der Bewegungen erkennen kann, bis zum multimedialen Blog einer Teenagerin – und eben der 4D-Würfel von Jakob und Paul.

    500 Euro Preisgeld haben die beiden gewonnen und Jakob weiß auch schon, was er mit seinem Teil des Gewinns machen will. „Ich richte mir gerade eine neue Werkstatt ein. Da kann ich noch das eine oder andere Gerät brauchen“, sagt der Buchenberger. Damit sollte klar sein: Minecraft4D war nur der Anfang – und noch viele Projekte werden folgen.

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