1. Schlüsselwörter vermeiden
Mal ehrlich, wer Wörter wie "Bohrer" oder "Zange" hört, bekommt auch als Erwachsener Gänsehaut. Deshalb sei es wichtig, vor Kindern gar nicht davon zu sprechen, sagt Tanja Eberle. Sie nutzt die Fantasie: "Der Pieks mit der Spritze ist der Schmetterling, der landet. Und die Form für die Füllung ist eine kleine Kuchenform." Reizwörter wie "Angst" oder "wehtun" sollten ebenfalls vermieden werden. Denn diese bleiben im Kopf der Kinder mit dem Zahnarzt verbunden. "Ab diesem Zeitpunkt haben wir als Zahnärzte keine Chance mehr auf eine Behandlung", sagt Tanja Eberle.
2. Ablenkung
Kinder sind begeisterungsfähig und lassen sich gut ablenken, sagt Tanja Eberle. Dazu nutzt sie unter anderem die Sprache. Wenn sie mit ihrer Zahnarzthelferin die Behandlung in Fantasiesprache beschreibt, höre das Kind neugierig zu. Außerdem gibt es in ihrer Praxis einen Zauberstab, den die Buben und Mädchen hochhalten, um sich ihren Zahn selbst herauszuzaubern, das lenke sie vom Geschehen im Mund ab.
3. Berührung
Wer am Kopf berührt wird, denkt nicht an den Schmerz im kleinen Zeh. So funktioniert auch Tanja Eberles Methode. Sie rät Eltern, während der Behandlung die Schulter oder den Kopf ihres Kindes zu halten. Auch die Nähe des Vaters oder der Mutter gebe den Kleinen Sicherheit, sie fühlen sich wohler. Allerdings müssen Eltern darauf achten, dass sie nicht zum Hauptaugenmerk der Kinder werden. Durch die Behandlung führe immer noch der Arzt.
4. Ehrlich sein, aber nicht zu ehrlich
Eines ihrer Prinzipien ist "Tell Show Do": Erst erzählt Tanja Eberle, was sie vorhat, dann zeigt sie das Werkzeug und erst anschließend legt sie los. Aber diese Technik hat Grenzen. "Wenn ein Kind den Bohrer sieht oder die Spritze, bekommt es Angst", sagt sie. Es helfe zwar, das Kind vorzubereiten und aufzuklären, aber in einem erträglichen Maß.
5. Ortswechsel
Hat ein Kind besonders schlimme Erfahrungen beim Zahnarzt gemacht und fürchterlich Angst, empfiehlt Tanja, zu einem anderen zu gehen. Manchmal reiche schon der Ortswechsel, um den Nachwuchs wieder zu beruhigen.
6. Geduld mitbringen
Wer mal schnell nach der Schule und vor dem Training im Sportverein mit dem Kind zum Zahnarzt will, sollte das überdenken. Denn die Kleinen brauchen einfach mehr Zeit, um sich auf die Situation einzustellen. Manchmal seien Pausen nötig, sagt Tanja Eberle. Manchmal lasse sie sich auch Zeit, um das Kind nicht zu überfordern. Da helfe es natürlich, wenn die Eltern währenddessen nicht dauernd auf die Uhr schauen.
7. Motivieren
Gut zureden und Mut machen hilft, meint Tanja Eberle. Sätze wie "Wir schaffen das" oder schlicht "Ich bin da" geben dem Kind die Kraft, die Behandlung durchzustehen.
8. Eigene Ängste außenvor lassen
Wer selbst Panik vor dem nächsten Zahnarztbesuch hat, wird sich schwer tun, seinem Sprössling nicht genau das zu vermitteln. Aber darauf kommt es an, sagt Tanja Eberle: "Angstfreie Eltern sind ihren Kindern die größte Hilfe." Also am besten die eigenen unschönen Gedanken schlucken und dem Nachwuchs souverän zur Seite stehen.
Die Arbeit als Kinderzahnarzt
>Tanja Eberle hat vor 12 Jahren eine Zusatzausbildung mit der Zertifizierung Kinderzahnheilkunde gemacht. Der Fokus liegt auf der Behandlung der Milchzähne und dem richtigen Umgang mit dem Nachwuchs.
> Hauptsächlich behandelt sie große Befunde oder Kinder, die in anderne Praxen nicht behandelbar sind, weil sie womöglich zu viel Angst hatten. Diese Patienten werden von anderen Zahnärzten an sie überwiesen. Außerdem kommen zu ihr Eltern, die ihre Kinder schon früh an den Zahnarzt gewöhnen wollen. Der Bedarf sei auf jeden Fall groß, sagt sie, auch, weil es nur wenige Kinderzahnärzte gibt.
> Vom ersten Zahn bis ins Grundschulalter hat sie Patienten.
9. Je öfter, desto besser
Ist ein Kind von klein auf gewöhnt, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen, macht es ihm später auch weniger aus, ist sich Tanja Eberle sicher. Deswegen empfiehlt sie, halbjährig für die Tochter oder den Sohn einen Kontrolltermin auszumachen - und zwar ab dem ersten Milchzahn. Zuvor helfe es, den Kindern Bilderbücher zu zeigen, in denen ein solcher Besuch erklärt wird.
10. Vorsorge ist besser als Nachsorge
Schon der erste Milchzahn sollte geputzt werden, gerne auch mit einem Tropfen fluoridhaltiger Zahnpasta und zwar abends. Außerdem helfe es, das Kind schnell vom Fläschle abzugewöhnen, damit es nachts weniger trinkt. Denn im Schlaf sinke der Speichelfluss, die Kohlenhydrate zuckerhaltiger Getränke (ja, auch Milch) haften stärker an den Zähnen. Was Eltern ebenfalls gerne mal vernachlässigen ist das Nachputzen, sagt sie. Das solle auch im Kindergartenalter noch stattfinden, weil die Kleinen selbst noch nicht genau genug seien.