Die Erschöpfung ist Markus Andre Mayer noch anzumerken. Mit leiser Stimme spricht er von seinem Abenteuer. In 80 Tagen hat der Waltenhofener die Welt umrundet – und zwar auf der Vespa. Dass er dabei an seine Grenzen gestoßen ist, verheimlicht er nicht. „Ich würde niemanden auf diese Reise schicken, den ich mag“, sagt der 42-Jährige wieder zurück im Allgäu. Die Erfahrungen will er aber nicht missen. Wenngleich die Reise für ihn hätte böse enden können.
„Ich hatte Glück“, sagt Mayer und hält kurz inne. Dann erzählt er von dem Stier, der ihn attackierte. Von den schmerzenden Gliedern nach acht bis 16 Stunden auf dem Sattel seines Motorrollers. Von dem Taifun, den er kurz vor knapp umfuhr. Von den schlechten Straßen in Sibirien, dem geplatzten Reifen und dem Unfall, bei dem er sich an der Schulter verletzte.
Aber Mayer schwärmt auch von der Gastfreundschaft, die er in fremden Ländern erfuhr. Von den Menschen, die ihr Nachtlager auf dem Boden aufschlugen, damit er sich auf ihrem Bett ausruhen konnte. Die all ihre Lebensmittelvorräte für den Besuch aus Deutschland auftischten. „Die Menschen haben selber nichts – und geben dir alles.“

In 80 Tagen um die Welt – das war das Ziel des 42-Jährigen, angelehnt an den Roman von Jules Vernes. Jetzt hat der Waltenhofener es geschafft und ist damit eigenen Angaben zufolge der erste Deutsche, der in 72 Jahren Vespa-Geschichte auf drei der Kult-Roller um die Welt fuhr. Die Zweitakter hatte er vor der Reise besorgt und stationiert. Knapp mehr als 27.000 Kilometer tuckerte Mayer durch 18 Länder und drei Kontinente. Eigentlich hatte der 42-Jährige die Erdkugel sogar bereits in 77 Tagen umrundet. Er verbrachte daraufhin weitere drei Tage auf einem spanischen Vespa-Event, um am Tag 80 schließlich seine Zieleinfahrt in Madrid zu feiern. Dort war er gestartet.
Eine Fehlentscheidung kann Tage kosten – oder auch das Leben
Die größte Herausforderung sei dennoch die Zeit gewesen. „Alle Probleme musst du rennend lösen“, sagt Mayer. Und niemand ist da, den man um Rat fragen kann. Eine Fehlentscheidung kann Tage kosten – oder auch das Leben. Etwa, als ihn der freilaufende Stier in Russland angriff. Dieser rannte frontal auf den Rollerfahrer zu. Der war zu langsam, um umzudrehen, um vor dem Leitstier einer Herde mit 80 bis 100 Tieren zu fliehen. Mayer fuhr direkt auf das Schwergewicht zu – und wählte die richtige Seite, um knapp an ihm vorbeizufahren.

Zwar möchte er so schnell keine vergleichbare Reise machen, nach seinem Abenteuer will der Waltenhofener aber auch nicht wieder zurück in sein altes Leben, sagt er. Zuletzt fuhr er Zeitungen aus. Seinen Job hatte er für die Weltumrundung gekündigt, finanziert hat er diese von seinen Ersparnissen und durch Sponsoren. Insgesamt kostete das Projekt 18.000 Euro. In den kommenden Monaten lebt er an der Algarve (Portugal) in einem ausgebauten ausrangierten Polizeibus. Dort schreibt er ein Buch über sein Abenteuer, das er im Eigenverlag auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Französisch und Indonesisch veröffentlicht.
Adrenalinschübe braucht er nach der Reise erst einmal nicht mehr, sagt Mayer. Früher schwamm er mit Haien, sprang mit dem Fallschirm. Das brauche er nicht mehr. Außerdem: „Man schätzt das Leben wieder deutlich mehr.“