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Arla kündigt Milchlieferverträge mit Allgäuer Bauern

So ein Käse?

Arla kündigt Milchlieferverträge mit Allgäuer Bauern

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    Alles Käse. Gut ausgelastet ist laut Arla im Allgäu beispielsweise das Milchwerk in Sonthofen, in dem Käse entsteht.
    Alles Käse. Gut ausgelastet ist laut Arla im Allgäu beispielsweise das Milchwerk in Sonthofen, in dem Käse entsteht. Foto: Arla

    Da man sich im Dezember "leider" nicht auf neue Verträge einigen konnte, habe man kündigen müssen, damit sich die Ende 2018 auslaufenden Verträge nicht automatisch verlängern. Rommel: "Wir wollen eine Einigung." Betroffen sind von den Verhandlungen um die 1.000 Bauern im Allgäu.

    Lieferanten wie die Allgäuer Bergbauernmilch eG wollen bei Arla bleiben, nur eben nicht unter den angebotenen neuen Konditionen. "Das kommt nicht in Frage", sagt Hubert Rupp, Vorsitzender der Genossenschaft mit knapp 400 Landwirten. Neben ihr sei auch der Milchkooperation Süd, der Allgäuland eG und der Milchlieferungsgenossenschaft Bad Wörishofen (Unterallgäu) gekündigt worden. Die Milch-Erzeugergemeinschaft Bio-Meg Süd habe ihren Vertrag 2016 selbst gekündigt.

    Arla Foods

    Ursprung:

    Um 1880 schießen sich sowohl in Dänemark als auch in Schweden Milchbauern zusammen, um ihre Milcherzeugnisse besser zu vermarkten.

    Fusion:

    Im Jahr 2000 fusioniert Dänemarks größte Molkereigenossenschaft mit ihrem schwedischen Pendant: die Geburtsstunde von Arla Foods.

    Übernahmen:

    Nach Übernahmen in den USA, Kanada, Finnland, England und Norddeutschland schluckt Arla 2011 die Allgäuland Käsereien mit den Standorten Sonthofen, Wertach, Wangen, Kisslegg und Bad Wörishofen. Wangen und Kisslegg werden später geschlossen.

    Eigentümer:

    Mit 12.650 Eigentümern (davon 4.000 in Europa) zählt Arla Foods zu den größten Molkereigenossenschaften weltweit.

    Umsatz:

    Arla Europa erzielte im Jahr 2014 (aus diesem Jahr stammen die aktuellsten verfügbaren Zahlen) mit 2.000 Mitarbeitern in neun Standorten etwa zwei Milliarden Euro Umsatz. Im Vorjahr baute der Konzern 650 Stellen ab

    Im Schnitt 32,4 Cent pro Kilo

    Warum die Allgäuer kein Interesse an einem geänderten Arla-Vertrag haben? Letztlich geht es wohl um den Milchpreis, die Abrechnung und andere Rahmenbedingungen. Arla lag beim Preis laut Rupp die vergangenen zwei Jahre im Allgäu mit an der Spitze. Den Arla-Durchschnittspreis im Süden beziffert Rupp mit 32,4 Cent pro Kilo Milch. Dazu kommen gegebenenfalls 1,8 Cent Bergbauern-Zuschlag. Für Biomilch gibt es 50,7 Cent.

    Laut Rupp will Arla künftig nicht mehr nach der gelieferten Milchmenge zahlen, sondern nach den Erlösen, die das Unternehmen beim Fett- und Eiweißverkauf tatsächlich erzielt. Damit könnten die Allgäuer Bauern aber ihre Einnahmen nicht mehr so gut kalkulieren. Dazu kämen eine Mengenstaffel und ein Grundkosten-Beitrag, den Arla monatlich pro Betrieb für Untersuchung, Erfassung und Verwaltung des Milchgeldes einbehalte.

    Besondere Chancen durch Allgäuer Milch

    Rupp ist klar, dass auch Arla unter Druck steht: wenn sich zum Beispiel Bauern im Norden ärgern, dass die im Süden einen höheren Preis erhalten. Doch mit der Allgäuer Milch, findet Rupp, biete man Arla auch besondere Chancen. Zudem seien Struktur und Preisgefüge im Süden ganz anders. Was auch für die Zahl in der Region tätiger Molkereien gilt. Allein vor Rupps Hof fahren vier verschiedene Milchlaster vorbei. Dennoch setzt er für seine Genossenschaft auf weitere Gespräche mit Arla, will die im September begonnenen Verhandlungen fortführen. Es gebe keine Sondierungsgespräche mit anderen Molkereien.

    Im harten Milchmarkt bleibt so etwas dennoch nicht unbemerkt. Man beobachte die Entwicklung im Allgäu, sagt beispielsweise Christian Schramm, Leiter des Milcheinkaufs bei der Molkerei Zott. Das Unternehmen nahm erst vor Kurzem in Nordbayern eine größere Milchmenge unter Vertrag. Ob man auch im Allgäu mehr abnehmen würde, sei nicht entschieden, sagt Schramm. Die Molkerei Zott kaufte im Vorjahr im Allgäu gut 34 Millionen Kilo Bergbauernmilch - und zahlte dafür unterm Strich 36,5 Cent. Der Zott-Vertrag mit den Bergbauern läuft bis Ende 2019.

    Zurück zur dänisch-schwedischen Großmolkerei: Im Schnitt haben deutsche Arla-Betriebe um die 70 Kühe - mehr als viele Allgäuer Höfe. Es sei klar, dass sich die Bedingungen im Allgäu (zum Beispiel die Höhenlage) von anderen Regionen unterscheiden, sagt Sprecher Rommel. Man müsse aber darauf achten, dass das Preisgefüge nicht zu stark differiert. Rommel betont das Interesse am Standort und dass ein bedeutender Partner wie Arla für das Allgäu nicht schlecht sei.

    200 Millionen Kilo Milch

    Arla Foods kauft im Allgäuer Raum jährlich um die 200 Millionen Kilo Milch. Ein Teil davon wird in Sonthofen zu Spezialkäse verarbeitet. Das Werk ist laut Rommel gut ausgelastet. Zudem habe man dort im Vorjahr viel Arbeit in Qualitätsverbesserungen gesteckt und arbeite auch an "weiteren Käsekonzepten".

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