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Auch im Allgäu immer beliebter: Beten per WhatsApp

Junge Menschen & Glaube

Auch im Allgäu immer beliebter: Beten per WhatsApp

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    Auch wenn viele Jugendliche nicht in die Kirche gehen, können sie sich geistliche Impulse auf ihr Handy schicken lassen. Dafür gibt es das Netzwerk "Einfach gemeinsam beten".
    Auch wenn viele Jugendliche nicht in die Kirche gehen, können sie sich geistliche Impulse auf ihr Handy schicken lassen. Dafür gibt es das Netzwerk "Einfach gemeinsam beten". Foto: Ralf Lienert

    Was hat die Kirche mit dem Smartphone zu tun? Auf den ersten Blick wenig. Das haben Frater Dominikus Hartmann und Daniel Rietzler geändert: Der Passionist (Mitglied einer katholischen Ordensgemeinschaft) aus Stöttwang im Ostallgäu und der Jugendpfarrer aus Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm haben das Netzwerk „Einfach gemeinsam beten“ gegründet.

    Über den Chatanbieter WhatsApp werden dort jeden Tag ein Audioimpuls (Sprachnachricht) und zwei Texte zum gemeinsamen Beten an die Teilnehmer geschickt. Jede Woche gibt es ein Thema mit passender Bibelstelle, zu dem sogenannte Impulsgeber ihre Gedanken mit dem Nutzern teilen. Das Netzwerk ist in Gruppen mit jeweils maximal 40 Mitgliedern inzwischen deutschlandweit organisiert. Auch im Allgäu gibt es 14 dieser Chats, unter anderem in Füssen, Memmingen, Marktoberdorf und Kempten.

    Auch Ältere wollten plötzlich dabei sein

    Seinen Ursprung hat das Projekt bei Hartmann, der im vergangenen Jahr begann, christliche Nachrichten über das Smartphone zu verschicken. Das habe so viel Anklang gefunden, dass er mit Rietzler im Januar „Einfach gemeinsam beten“ ins Leben rief. „Diese Entwicklung war gar nicht der Plan, aber die Begeisterung der Jugendlichen hat das Ganze dann weitergetragen“, sagt Rietzler.

    Diese Entwicklung war gar nicht der Plan, aber die Begeisterung der Jugendlichen hat das Ganze dann weitergetragen.Jugendpfarrer Daniel Rietzler

    Sinn und Zweck des Projekts sei, eine Hilfestellung zum Gebet anzubieten. Weil die Zielgruppe bis dahin zwischen zwölf und 35 Jahren lag, kamen auch Anfragen von älteren Erwachsenen für eine ähnliche Gruppe. Die gründete sich dann im März, sodass „Einfach gemeinsam beten“ inzwischen zweigleisig fährt; die Impulse sind aber identisch.

    Ungefähr 3.500 Mitglieder hat das Projekt inzwischen. Sonja Schweier betreut in Kempten 40 von ihnen. Sie ist Netzwerkerin und kümmert sich darum, die Impulse an ihre Chatgruppe weiter zu leiten und gelegentlich Treffen zu organisieren. Sie ist von Anfang an dabei und begeistert sich für die Idee: „Dieser Funken der Inspiration gefällt mir und die Gemeinschaft ist toll.“ Drei Mal hat die 28-Jährige aus Waltenhofen schon ihre Gruppe auch in der Realität versammelt. Unter anderem gingen sie zusammen bowlen, um sich kennenzulernen, oder zum Beten in die Krypta von St. Lorenz – natürlich immer freiwillig.

    Dabei seien die unterschiedlichen Menschen aufeinander getroffen, sagt sie: „Wir haben zum Beispiel ein Mädchen dabei, das auf der Suche nach einem solchen Angebot war und in der Zeitung darauf gestoßen ist. Und ein anderes, das die Audioimpulse so schön findet.“ Rietzler hat den Eindruck, dass die meisten schon vorher kirchlich engagiert waren. „Aber wir haben auch Neugierige dabei, die wegen der neuen Medien einsteigen“, ergänzt er. Der Jugendpfarrer glaubt, dass die Anonymität viele dazu bringe, mitzumachen. „Hier müssen sich die Jugendlichen nicht outen, dass sie beten.“

    Wir haben auch Neugierige dabei, die wegen der neuen Medien einsteigen. Hier müssen sich die Jugendlichen nicht outen, dass sie beten.Jugendpfarrer Daniel Rietzler

    Obwohl Rietzler und Hartmann das Netzwerk gegründet haben, übergeben sie die Verantwortung für die Inhalte an andere. „Eine ganze Bandbreite an Christen übernehmen die Impulse, darunter Familienmütter, Studenten oder auch Pfarrer“, sagt er. Einer von ihnen ist Roland Kiechle. Er studiert katholische Theologie und absolviert gerade das Priesterseminar in Augsburg. Ursprünglich stammt der 32-jährige künftige Pfarrer aus Wildpoldsried im Oberallgäu und kennt daher auch Rietzler, der ebenfalls im Allgäu aufgewachsen ist. Deshalb sei er Impulsgeber geworden. „Daniel fragte mich, ob ich nicht etwas zum Thema Berufung machen wollte. Das ist für mich dankbar, weil mich das selbst fesselt“, sagt Kiechle.

    Neue Medien erreichen die Leute – gut für die Kirche

    Eine Woche lang sollte er jeden Tag einen Audioimpuls und zwei Texte zusammen stellen und an die Netzwerker schicken. Anspruchsvoll, findet er, denn „ich wusste, da sind tausende Zuhörer“. Auch die enge Zeitvorgabe, die bei etwa drei Minuten für den Audiopart gilt, habe es ihm schwer gemacht. Er findet, das Netzwerk sei eine gute Art, Jugendliche auf vertraute Art dem Christentum näher zu bringen. „Neue Medien erreichen die Leute – und das ist gut für die Kirche.“

    Jugendliche, die selbst Impulse auf ihr Smartphone bekommen wollen, können sich unter 0176/87202838 melden. Erwachsene wenden sich an 0152/21031561.

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