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Aug in Aug mit Löwe, Bär&Büffel: Tierpräparator Dieter Luksch

Zwischen Kunst und Handwerk

Aug in Aug mit Löwe, Bär&Büffel: Tierpräparator Dieter Luksch

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    Ob Bär, Tiger oder Löwe - Dieter Luksch zeigt unserer allgaeu.life-Reporterin seine Tiere.
    Ob Bär, Tiger oder Löwe - Dieter Luksch zeigt unserer allgaeu.life-Reporterin seine Tiere. Foto: Birgit Schindele

    In der Werkstatt von Dieter Luksch (63) liegt ein stechender Geruch in der Luft. Er selbst riecht das nicht mehr - sagt er, und vermutet, dass es Farbe sein könnte. Oder Lack. Mitten im Raum steht eine Werkbank. Pinsel stecken in einer Dose, daneben liegen ein Stück Holz und ein totes Eichhörnchen. Denn Luksch präpariert Tiere.

    Der gebürtige Münchner hat sein Hobby zum Beruf gemacht.
    Der gebürtige Münchner hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Foto: Birgit Schindele

    "Von der Maus bis zum Elefanten", sagt er stolz und zeigt auf ein Regal am Fenster. Er habe auch eine Kurzohr-Elefantenspitzmaus. Und tatsächlich, das zehn Zentimeter große Säugetier hat an der Schnauze einen kleinen Rüssel.

    "Wie soll man sonst Tiere und ihre Besondeheiten kennen lernen", sagt Luksch. Gerade Kinder brauchen dafür Greifbares zum Anschauen. Filme im Fernsehen findet er ungeeignet. Weil dort die Proportionen nicht deutlich erkennbar sind. "Oder weißt Du, wie groß ein Maulwurf im Vergleich zu einer Wühlmaus ist?"

    Er hat sie alle

    Vom Vogel bis zum Fisch - er präpariert jedes Tier, das ihm unter die Finger kommt. Wenn es tot ist, versteht sich. Die präparierten Viecher, wie er sie nennt, werden ausgestellt. In Museen oder Einkaufszentren - deutschlandweit.

    Der gebürtige Münchner wohnt erst seit drei Jahren im Allgäu. In Tussenhausen hat er bezahlbaren Platz gefunden, 1.000 Quadratmetern für seine Werkstatt und für seinen Fundus von über 500 Tieren, schätzt er. Die genaue Zahl seiner Tiere weiß er nicht. Sicher gebe es Listen. Aber gezählt habe er sie schon lang nicht mehr.

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    Vormittags Schule, nachmittags tote Tiere

    Wie seine Leidenschaft anfing? Er überlegt. Wiegt den Kopf hin und her. "Hm, mit einem toten Meerschweinderl vielleicht, oder einem toten Vogel, den ich am Straßenrand gefunden habe..." Sicher ist er sich auch da nicht mehr. Sicher ist nur, das erste tote Tier, dass er in seinen Händen hielt, wollte er bewahren. Also hat er es zum mittlerweile verstorbenen Münchner Tierpräperator Joachim Hofmann gebracht.

    Mit 14 Jahren hat er dann bei Hofmann nach der Schule mitgeholfen. "Was halt so anfiel", erinnert er sich. Aus dem gemeinsamen Interesse entstand eine Freundschaft und später die berufliche Zusammenarbeit. Seit seinem 25. Lebensjahr stopft Luksch Tiere für seinen Lebensunterhalt. Im Betrieb helfen ihm nun seine Frau und sein Sohn. Tote und ausgestopfte Tiere, Tag für Tag.

    Was verwest, muss raus

    Der gebürtige Münchner zuckt mit den Schultern: Natürlich sei sein Beruf blutig. Schließlich mache er das alles selbst. Bis aufs Töten. Denn er jagt die Tiere nicht, er bekommt sie - geschenkt oder gekauft. Von Zoos oder Wildparks, aber auch von Züchtern.

    Sobald das Tier vor ihm liegt, beginnt die "rote Arbeit": das Fell wird vom Körper getrennt. Alles was verwesen könnte, muss raus. Danach wird das Fell konserviert - damit keine Insekten kommen. Die Felle gibt er zum Gerber.

    Luksch fertigt auch Tiere für Film und Fernsehen. Der letzte Auftrag waren zwei Rehe für die Krimireihe Tatort - ein "Lebendiges" und ein Totes.

    In der Zwischenzeit wird der Körper geformt aus Holzwolle und Draht. Für kleinere Tiere reicht das. Für größere Tiere macht er sich erstmal eine Skizze. Dabei muss er sich fragen: Wie groß ist das Tier, welches Material passt, und er muss berechnen, wie schwer das Exponat letztendlich wird.

    Jedes Tier komme mit anderen Herausforderungen. Aber für alle stehe fest: Sie müssen leicht zu transportieren sein. Denn wenn ein Tier - wie ein Mammut - sechs Meter lang und 3 Meter 80 hoch sei, werde es schnell unhandlich. Deshalb lassen sich die Stoßzähne seines Mammuts auch abschrauben.

    Drei Wochen für ein Zebra

    Für eine Maus braucht er etwa zwei Stunden. Für ein Zebra hingegen etwa drei Wochen. Bei großen Tieren bedeute seine Arbeit körperlichen Anstrengung. Bei seinem Mammut beispielsweise, das habe er gebaut wie das Trojanische Pferd. Und ganz wie in der griechischen Sage, habe er im Bauch des Tieres gesessen. Natürlich nicht um zu kämpfen, sondern um es fertig zu bauen.

    Ist das Modell des Körpers fertig, näht er das Fell darüber. Im Prinzip sei seine Arbeit mit Tierfellen "auch nix anderes wie a Lederhosn zu nähen", sagt er. Aber um Tiere zu erschaffen, brauche es mehr als nur handwerkliches Geschick. "Denn das Tier soll ja wieder aussehen wie es war", sagt Luksch. Dazu benötige er als Präparator künstlerische Fähigkeiten.

    Tiere erhalten als Aufgabe

    Mit seiner Sammlung ausgestopfter Tiere will er vor allem eins: Alle Arten für die Nachwelt erhalten und Kinder an die Natur heranführen. Im Umgang mit toten Tieren wünscht er sich, dass Erwachsene die Scheu verlieren. Wenn ein Kind mit einem toten Vogel in der Hand zu einem komme - dabei krümmt er seine Finger und schaut auf die leere Handfläche, als läge da ein Vogel. Genau dann sei die Reaktion entscheidend. "Schmeißt das Tier nicht weg, beschäftigt euch damit." Nur dann könnten Kinder die Tierwelt verstehen lernen - und an dem Punkt beginne in seinen Augen Naturschutz.

    Aktuelle Ausstellungen von Dieter Luksch:

    Ötzi der Mann aus dem Eis

    in Nürtingen

    Das hat er noch im Repertoire:

    Maus & Co.: Die kleinsten Säugetiere der Welt.

    Mythos Monster.: Seeungeheuer, Bigfoot & Co.

    Bedrohtes Paradies: Leben im tropischen Regenwald.

    Born to be Wald: Artenvielfalt, Lebensraum und Lebensweisen unserer heimischen Fauna.

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