Wenn es in Augsburg brennt, rückt die Berufsfeuerwehr von ihrem Hauptstandort in der Berliner Allee aus. Bei Katastrophen, Unglücken und Unfällen sind weitere Rettungsorganisationen im Großeinsatz. Um die Retter über Einsatzort und Vorkommnis zu informieren, kommt die Integrierte Leitstelle in Spiel, kurz ILS. Sie hat die Aufgabe, alle Notrufe, Notfallmeldungen, sonstige Hilfeersuchen und Informationen für Rettungsdienst und Feuerwehr im Leitstellenbereich entgegenzunehmen. Sie alarmiert erforderliche Einsatzkräfte und –mittel. Dies wird von Augsburg aus gesteuert. Die Rettungszentrale baut dabei auf die Unterstützung hochmoderner Technik.
Bislang saß die ILS direkt bei der Hauptwache der Berufsfeuerwehr. Nun haben die Beschäftigten einen neuen Standort bezogen. Es ist ein Ort mit großer Vergangenheit. Die ILS sitzt im dritten Stockwerk des Glaspalasts im Textilviertel. Mehr Platz steht zur Verfügung, weil die Aufgaben wachsen. Bald lebt womöglich eine Million Menschen im Zuständigkeitsgebiet. Mehr Personen senden mehr Notrufe.

Wer die Nummer 112 anruft, landet immer bei der ILS in Augsburg. Natürlich nur dann, wenn er aus dem Zuständigkeitsbereich die Notfallnummer tippt. Die Integrierte Leitstelle steht rund um die Uhr für die 940.000 Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung. Das Einsatzgebiet erstreckt sich auf die Stadt Augsburg sowie die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries. Als die ILS vor 16 Jahren bei der Hauptwache eingerichtet wurde, waren es 850.000 Personen im Betreuungsgebiet.
Die Leitstelle Augsburg ist flächenmäßig die zweitgrößte in Bayern
Der Augsburger Ordnungsreferent Frank Pintsch sagt, dass die Zahl der Bewohner in absehbarer Zeit weiter wachsen werde. Die Marke von einer Million Menschen sei nicht weit entfernt: „Darauf müssen wir die Leitstelle räumlich und personell ausrichten.“ Bereits jetzt ist Augsburg die drittgrößte Leitstelle in Bayern, wenn es um die Zahl der Bewohner geht. Flächenmäßig ist die ILS Augsburg sogar die zweitgrößte.
Andreas Graber ist Chef der Augsburger Berufsfeuerwehr. Er erläutert, worauf es bei der Besetzung des Teams ankommt: „Wir haben derzeit eine Mannschaft von 70 Beschäftigten, die teils in Teilzeit tätig sind.“ Neun Frauen gehören zum Team. Ein Teil der Mannschaft gehört zum festen Stamm, andere Mitarbeiter sind hingegen der Berufsfeuerwehr Augsburg zugeordnet. Für die weiter von Augsburg entfernen Städte und Gemeinden gebe es eigens Mitarbeiter, „die sich mit den Örtlichkeiten sehr gut auskennen“.

16 technisch hoch ausgerüstete Arbeitsplätze stehen im Funkraum, dem Herzstück der Leitstelle, zur Verfügung. Im Bedarfsfall können drei weitere Plätze kurzfristig bereitgestellt werden. Nicht alle Plätze sind ständig besetzt. Nachts sind fünf Mitarbeiter und zwei Bereitschaftskräfte im Dienst. An einem normalen Werktag sind 25 Beschäftigte tätig.
Ihnen stehen neben Büros auch Sozialräume und Zimmer mit Betten zur Verfügung. 1400 Quadratmeter Gesamtfläche hat die Leitstelle im Glaspalast bezogen. Es ist fast die doppelte Fläche als zuvor bei der Hauptwache. Die frei werdenden Flächen an der Berliner Allee werden von der Feuerwehr künftig genutzt. Eigentümer des Glaspalasts ist die Augsburger Familie Walter. Roy Walter sagt, dass er anfangs „durchaus skeptisch“ gewesen, als die Stadt mit dem Mietwunsch an ihn herangetreten sei. Man habe sich aber schnell verständigen können. Ein Jahr hätten Planung und Umbau benötigt. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, so Roy Walter. Ein historisches Fabrikgebäude werde heutzutage anders genutzt: „Auch das ist eine Form von Nachhaltigkeit.“ Im Glaspalast hat vor Kurzem das Restaurant La Tavernetta eröffnet.
Halsschmerzen sind kein Notfall für die Nummer 112
Das größer gewordene Zuständigkeitsgebiet bei der Leitstelle führt zu einer Vielzahl an Anrufen. An einem normalen Tag sind es 700 Anrufer. In Spitzenzeiten geht diese Zahl steil nach oben. Beim Hochwasser in der Region Anfang Juni waren es an drei Tagen insgesamt 5400 Anrufer. Nicht jeder Anruf ist jedoch ein Notfall. Auch darauf weist Graber hin: „Unsere Mitarbeiter sind geschult und weisen einzelne Anrufer freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass Halsschmerzen nun mal kein Notfall sind.“ Dafür gebe es die Kassenärztliche Vereinigung mit der ebenfalls kostenlosen Rufnummer 116117.
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