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Aus 70.000 Legosteinen: Allgäuer baut Lego-Luxusdampfer in seinem Keller

Mega-Projekt im Video!

Aus 70.000 Legosteinen: Allgäuer baut Lego-Luxusdampfer in seinem Keller

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    Volle Kraft voraus: Nach mehr als einem Jahr Arbeit hat Werner Friedrich seine HMS Pacifica aus Legosteinen fertiggestellt.
    Volle Kraft voraus: Nach mehr als einem Jahr Arbeit hat Werner Friedrich seine HMS Pacifica aus Legosteinen fertiggestellt. Foto: Alexander Vucko

    Es gäbe viele Fragen, aber fast alle Besucher wollen erst einmal wissen: Kann dieses gut 200 Kilogramm schwere Schiffsmodell schwimmen? Ausprobieren möchte es Werner Friedrich (68) lieber nicht, aber er geht davon aus, dass der Luxusliner mit ein paar wenigen Umbauten in See stechen könnte. Motoren, Schrauben, Bugstrahlruder, Ankerketten – „es funktioniert ja alles“, sagt der ehemalige Unternehmer, leuchtet in den Maschinenraum, drückt ein Knöpfchen und fährt zum Beweis die Stabilisatoren am schwarz-roten Rumpf aus.

    Der ist freilich nicht aus Holz oder Metall, sondern aus handelsüblichen Legosteinen. Geschätzte 70.000 Stück hat Friedrich in der HMS Pacifica verbaut. Nach mehr als einem Jahr Arbeit ist das fast vier Meter lange Schiff fertig.

    Stolz steht der Luxusliner auf Böcken und einer Tischplatte im Keller eines ehemaligen Neugablonzer Betriebes. „Ein wenig war die Queen Mary 2 Vorbild“, sagt der Erschaffer – aber eigentlich ist die Pacifica ein Fantasieprodukt. Gefertigt allerdings nach Recherchen auf Werften und exakten Plänen, die auch das Innenleben miteinbeziehen. Deshalb baute er den Rumpf von unten nach oben, von innen nach außen auf.

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    Viele tausend Mal hat er Steinchen zusammengesteckt und war zufrieden, wenn es dumpf geknackt hat. Lego-Enthusiasten kennen das: Man hört, wenn die Steinchen sitzen. Verbaut hat Friedrich schräge Fenster, Fliesen, Wellen und Elektrik. Durch Fenster zeigen sich Maschinenraum und Ballsaal, am Heck imitiert Folie das Wasser eines Swimmingpools. Treppenhäuser sind erkennbar. Und die LED-Beleuchtung schafft echte Kreuzfahrt-Atmosphäre. Friedrichs Augen leuchten, während er die Ankerkette surrend abrollen lässt. Seine Frau Isolde steht etwas abseits und sagt verständnisvoll: „Er ist schon ziemlich versunken in die Arbeit. Man muss ihn dann dreimal rufen.“

    Friedrichs Lego-Begeisterung erwachte als Elfjähriger während einer Tuberkulose-Erkrankung, die ihn ein halbes Jahr in eine Westallgäuer Klinik zwang. „Dafür muss dein Vater einen Monat arbeiten“, habe die Mutter gesagt, als er sich mal wieder neue Steine wünschte. Sein ältestes Lego aus dieser Zeit ist zum Teil auch in der HMS Pacifica verbaut.

    Schwierig, die passende Steine zu finden

    Um heute passende Stücke zu bekommen, klappert Friedrich Spezialläden ab und durchforstet das Internet. Die Fliesen des Decks, die schrägen Fenster auf der Brücke der Pacifica suchte er lange. In Apothekerschränken, deren Schubladen einst für Knöpfe und Schmucksteine des Unternehmens reserviert waren, lagern heute seine bunten Kunststoffsteine in allen erdenklichen Varianten. Friedrich malt Landschaftsaquarelle, baut Eisenbahnlandschaften und wertvolle Schiffsmodelle aus Holz und Metall.

    Einst sortierte er als Unternehmer Knöpfe. „Ich glaube, daher habe ich meine Fertigkeiten, die mir auch beim Bauen mit Lego helfen“, sagt er. Fantasie und räumliche Vorstellungskraft seien wichtig. Von der Akribie des Vaters berichtet auch Thorsten Friedrich, der als Seelsorge-Dienstleister mit seinem Unternehmen "Das Kontor" in die Räume des ehemaligen Gablonzer Betriebes gezogen ist: „Wir wussten genau, wie die Steine damals geputzt und sortiert werden mussten.“

    Und, wäre es nicht ein Traumjob für ihn, als Kapitän auf einer echten Brücke oder als Profi im Lego-Land Schloss Neuschwanstein nachzubauen? „Nein, da würde mir wohl der Spaß schnell vergehen“, sagt Friedrich senior. „Meine Brücke ist der Keller. Hier bin ich mein eigener Kapitän.“

    Die Schiffstaufe findet während des „Oktoberfestes“ im Unternehmen "Das Kontor" am Mittwoch, 2. Oktober, um 17.30 Uhr in der Knopfgasse 30 in Neugablonz statt.

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