Raus aus dem Auto und erst einmal ein Rad schlagen. Nach dem langen Sitzen tut Bewegung gut. Seit zwei Tagen sind der achtjährige Charles van Opstal und seine Familie schon unterwegs. Los ging es am Sonntag im belgischen Antwerpen, Ziel ist ein Skigebiet bei Innsbruck. Da bietet sich eine Pause am Allgäuer Tor an, schließlich ist das die letzte Raststätte vor der Grenze Richtung Süden. Hunderte Fahrzeuge stoppen dort jeden Tag. Auch am Rosenmontag füllen ungezählte Urlauber und Einheimische an der Autobahn ihre Tanks und Mägen auf, leeren ihre Blasen und genießen den Blick auf die Alpen.

An diesem Vormittag sticht ein Länderkennzeichen immer wieder ins Auge: B, Belgien. Dort sind, wie in Bayern, gerade Ferien, sagt Opa Wilfried van Opstal. Er fährt mit seinen Enkeln zum Skifahren nach Österreich. Der Stopp stimmt die Familie schon einmal auf Berge und Schnee ein: „Für uns ist das ein richtiges Abenteuer“, sagt der Rentner. Und alle sind sich einig: Das Allgäuer Tor bei Dietmannsried (Oberallgäu) ist ein schöner Ort zum Pause machen – auch wenn es windig ist. Die Insassen eines polnischen Reisebusses machen sich flott auf zum Gastraum.
Volksmusik und Allgäuer Kässpatzen
In der Raststätte dröhnt Volksmusik aus den Lautsprechern, auf einer Tafel werden „Original Allgäuer Kässpatzen“ angepriesen. Die meisten Besucher beschränken sich aber auf Snacks und flüssige Wachmacher. Die Angestellten haben alle Hände voll zu tun, besonders häufig wird Kaffee verkauft. Aber nicht nur Essen und Getränke – im Tankshop wird alles verkauft, was das Autofahrerherz begehren könnte. Von Ladekabeln und Souvenirs über Armbänder, Socken und Halstücher bis zu Quietsche-Enten. Letztere gibt es in rauen Mengen, in allen Farben und Formen.
Hier sieht man schon mal ein paar Gipfel und kann letzte Vorbereitungen treffen.Durchreisender Walter Bezler aus Stuttgart
Der erste Weg der meisten Raststätten-Besucher führt aber nicht zum Einkaufen, sondern auf die Toilette. 70 Cent kostet ein Stopp in den Kabinen. Manch einer muss erst einmal wieder umdrehen und Geld holen oder sich bei seinen Begleitern ein paar Münzen leihen. Wie viele Menschen den Betrag täglich zahlen, wollen die Betreiber nicht verraten. An diesem Vormittag stehen die Drehkreuze aber kaum eine Minute still.
Danach einen Happen Essen, sich kurz die Beine vertreten und schon geht die Fahrt für die meisten weiter. Viele derer, die am Rosenmontag eine Pause am Allgäuer Tor einlegen, sind unterwegs in die Berge. Wie Walter und Christa Bezler aus Stuttgart. Die beiden wollen ins Tannheimer Tal in den Skiurlaub und haben den Halt im Oberallgäu eingeplant. „Hier sieht man schon mal ein paar Gipfel und kann letzte Vorbereitungen treffen“, sagt Walter Bezler und studiert mit seiner Frau eine Straßenkarte. Schließlich wollen sie sich nicht verfahren.

Auch bei Familie Kiesewetter aus Geislingen (Baden-Württemberg) steht Wintersport auf dem Programm. Schlittenfahren, Langlaufen, was man im Allgäu eben so machen kann. „Gebucht haben wir nichts, wir schauen, wo es uns hinverschlägt. Mit unserem Wohnmobil sind wir ja flexibel“, sagt Jeanette Kiesewetter. Weil starke Windböen über den Parkplatz fegen, hat es sich die Familie drinnen im Camper bei einer Brotzeit und Tee gemütlich gemacht. Trotzdem: Die siebenjährige Greta freut sich schon jetzt auf die Weiterfahrt und darauf, dass der Urlaub losgehen kann. Und weil sie ohnehin schon im Wohnmobil sitzt, kann ihre Familie sie auch nicht an der Raststätte vergessen.
Denn auch so etwas ist am Allgäuer Tor schon vorgekommen. Die ehemalige Pächterin Stefanie Weis erinnert sich noch gut an einen Vorfall, der schon etliche Jahre zurückliegt: Damals blieb ein neunjähriges Mädchen aus einer Reisegruppe allein auf dem Parkplatz zurück, die Polizei nahm mit Blaulicht die Verfolgung auf. Nicht oft, aber immer wieder komme so etwas vor, gerade bei größeren Gruppen. „In Zeiten von Mobiltelefonen ist das meist schnell gelöst“, sagt Weis.