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AVV und MVV: Welche Vorteile hätte ein gemeinsames Netz?

Nahverkehr

Welche Vorteile hätte ein großes Netz von AVV und MVV?

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    Von Dillingen bis nach Berchtesgaden mit einem Ticket: Das wäre nach einer Fusion von AVV und MVV denkbar.
    Von Dillingen bis nach Berchtesgaden mit einem Ticket: Das wäre nach einer Fusion von AVV und MVV denkbar. Foto: Marcus Merk

    Die Idee klingt gut: Von Dillingen bis an den Königssee im Kreis Berchtesgaden mit nur einem Ticket fahren zu können, das ist ein Traum für Busreisende. Denn einer der Gründe, warum Nahverkehr bisher nur in sehr begrenzten Räumen funktioniert, ist der Umstand, dass in jeder Region andere Tarife und Fahrkarten gelten. Damit könnte in Südbayern bald Schluss sein.

    Seit Martin Sailer, Landrat im Kreis Augsburg und Aufsichtsratsvorsitzender des Augsburger Verkehrsverbunds (AVV), jüngst angekündigt hat, dass der Augsburger und Münchner Verkehrsverbund (MVV) zum größten ÖPNV-Netz Bayerns fusionieren werden, ist „das große Netz“ in der Großregion Verkehrsthema Nummer eins.

    AVV und MVV sind auf Fusionskurs

    Zwar musste der CSU-Politiker wieder zurückrudern, denn noch ist nichts beschlossen. Außerdem hatte Sailer sich bei seinem Vorpreschen mit den anderen AVV-Gesellschaftern, der Stadt Augsburg und den Landkreisen Aichach-Friedberg sowie Dillingen, nicht abgesprochen. Grundsätzlich würde ein Zusammenschluss von allen begrüßt. Eine Arbeitsgruppe aus München und Augsburg will bis zum Herbst die Auswirkungen ausloten. „Wenn uns die Ergebnisse vorliegen, werden wir mit dem Freistaat in vertiefenden Gesprächen klären müssen, ob und in welchem Umfang dieser unter Umständen dazu bereit wäre, die sogenannten Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste zu übernehmen“, sagt Sailer. Ende 2025 könnte es so weit sein, dass die Verkehrsverbünde verschmelzen, hofft er.

    Eva Weber und Martin Sailer haben bei einem möglichen Zusammenschluss mitzureden.
    Eva Weber und Martin Sailer haben bei einem möglichen Zusammenschluss mitzureden. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch zählt die Vorteile auf: Der MVV sei schon heute mehr als nur ein einheitlicher Tarif. „Wir wollen alles bieten, damit die Bürger einfacher Bus und Bahn nutzen können“, sagt er. Etwa nur noch eine Fahrkarte im Verbundgebiet, umfassende Vertriebsangebote vom Verkauf beim Busfahrer bis zum Handyticket, dazu verkehrsmittelübergreifende Auskunft in Echtzeit und einfach zu lesende Fahrplanaushänge. Im Verbund könne man leichter mal das Auto stehen lassen.

    Auch Sailer und der Aichach-Friedberger Landrat Klaus Metzger erhoffen sich durch einen Zusammenschluss mehr Qualität und eine höhere Wirtschaftlichkeit. Dennoch bleibt vor allem Metzger vorsichtig. Es müssten noch viele Gespräche geführt und Fragen geklärt werden. Vor allem die Regeln der Mitsprache, aber auch finanzielle Eckpunkte und Förderungen. Sailer erwartet sich von der Aufnahme in den MVV qualitative Verbesserungen. Insbesondere in den ländlichen Gebieten, wo der öffentliche Nahverkehr traditionell nicht so stark aufgestellt ist. Auch bezüglich Zuverlässigkeit und Service sieht Sailer Luft nach oben. Er hofft beispielsweise, dass man künftig größere Busunternehmen zu günstigeren Preisen gewinnen kann. Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) räumt ebenfalls ein, dass es angesichts der Kostenentwicklung im Nahverkehr Handlungsbedarf gebe. Darum sei es naheliegend, die Fühler nach München auszustrecken. Eine Vollmitgliedschaft sei aber nur ein Szenario, womöglich komme auch eine lockerere Anbindung in Betracht. 

    Verkehrsexperte: Faire Chancen für Busbetriebe

    IHK-Verkehrsexperte Experte Peter Stöferle sagt unserer Redaktion, die Industrie- und Handelskammer stehe einem Zusammenschluss grundsätzlich offen gegenüber: „Am Ende ist es wichtig, dass Städte und Gemeinden, Gewerbegebiete und Schulen auch im ländlichen Raum gut miteinander vernetzt sind.“ Dies sei aber nicht alleine von der Größe des Verbundes abhängig, sondern vom politischen Willen, öffentlichen Nahverkehr ausreichend zu finanzieren. Stöferle benennt noch einen anderen Aspekt, die Busbetriebe: Es sei wünschenswert, dass auch nach einer Fusion mittelständische Unternehmer die Chance hätten, sich zu fairen Bedingungen an Ausschreibungen zu beteiligen.

    Andere Fachleute, wie der frühere MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag aus Untermeitingen (Landkreis Augsburg), raten eindeutig zu einem Zusammenschluss: „Man kann die politischen Entscheidungsträger nur ermutigen, die Integration des AVV in den MVV schnell und konsequent voranzutreiben.“ Freitag war von 1997 bis 2018 der Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes. Der Nutzen liegt ihm zufolge auf der Hand. Viele wichtige Verkehrsströme im öffentlichen Nahverkehr würden vom Quell- und Zielgebiet schon heute außerhalb der Grenzen des AVV verlaufen. Und diese Entwicklung werde sich verstärken. „Deshalb ist es für die Nutzer in den Großräumen München und Augsburg wichtig, Angebote im Tarif, der Kundenkommunikation und dem Fahrplan aus einer Hand zu erhalten“, so der Ex-Manager. Nur so könne eine nachhaltige Verkehrswende gelingen. Aus Kundensicht hieße das: Busfahren könnte in einem deutlich größeren Netz günstiger, einfacher und damit attraktiver werden.

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