Von außen ist es ein gewöhnliches Einfamilienhaus. Beim Betreten des Hauses schlägt einem jedoch ein intensiver Geruch entgegen. Und um in die Küche zu gelangen, müssen mehrere kniehohe Barrieren überwunden werden, die im gesamten Haus verteilt Durchgänge geschlossen halten sollen.
Man kennt ähnliche Vorrichtungen von Haushalten mit Kleinkindern, damit diese nicht die Treppe hinunterstürzen. Diese sind allerdings nicht für Babys, sondern für 35 Frettchen, die im Haus umherflitzen oder gemütlich in der Ecke dösen. Das Haus von Bärbel Rimmel-Fischer und ihrem Mann Klaus Fischer ist so etwas wie ein Tierheim für die kleinen Raubtiere.
Die Frettchen gehören zur Familie der Marder und sind eine Unterart des Europäischen Iltis. Sie wurden vor Tausenden von Jahren gezähmt und vor allem zur Hasenjagd eingesetzt.
Heutzutage sind sie beliebte Haustiere, die jedoch aufwendig zu halten sind, da sie nicht gänzlich stubenrein und anfällig für viele Krankheiten sind.
Frettchen anstelle von Katzen
"Die Liebe zu den Tieren fand ich über meine Mutter. Sie hatte früher schon Frettchen." Als sie selber Haustiere haben wollte, ihr Mann aber gegen Katzen allergisch ist, "haben wir uns eben Frettchen zugelegt", erzählt die 59-Jährige. Als sie sich noch weitere dazu holten, wurden sie von ihrer Tierärztin gefragt, ob sie ein, zwei Tiere mehr aufnehmen könnten. "Schließlich haben wir dann 2014 unser Projekt Frettchen-Tierheim gestartet."
Das habe sich schnell rumgesprochen. Mittlerweile leben in dem Haus drei Gruppen: fünf private Tiere, 13 Frettchen, die vermittelt werden sollen und 17 Langzeitbewohner. Denn das Ofterschwanger Tierheim sei auch ein Seniorenheim und ein Hospiz, in dem Frettchen alt werden und sterben können.
Mit Geschick handzahm und gesund
Seit Oktober 2017 seien sie offiziell ein Verein mit dem Namen "Alpenfrettchen", der vom Veterinäramt als eine dem Tierheim ähnliche Einrichtung eingestuft wurde. "Wir haben inzwischen schon über 100 Tiere an neue Besitzer vermittelt und 35 beerdigt", sagt Rimmel-Fischer. Die Frettchen kämen meist aus Tierheimen zu ihnen, oder es handle sich um ausgesetzte Tiere.
Viele wüssten kaum etwas über die Haltung der Tiere und wunderten sich, wenn sie bissig werden. "Am Ende setzen sie die armen Frettchen in der Wildnis aus, wo sie keine Chance haben zu überleben", sagt Rimmel-Fischer. Bei ihnen werden die Tiere wieder aufgepäppelt und "selbst die bissigsten Frettchen in kürzester Zeit wieder handzahm".
Paten und Mitglieder gesucht
Doch die Pflege der 35 Frettchen ist aufwendig und vor allem teuer. "Für ein Frettchen fallen schon mal 180 bis 220 Euro für Kastration, Impfung und einen Chip an." Weitere Tierarztkosten blieben nicht aus, da die Tiere sehr empfindlich seien und oft krank würden.
Hinzu kämen die Kosten für Katzenstreu und Futter. "Wir brauchen zwei bis drei Kilogramm Fleisch pro Tag." Deshalb sucht das Ehepaar dringend Paten für einzelne Frettchen, die sich auch mit den Tieren beschäftigen, oder Mitglieder für ihren Verein. "Wir freuen uns über jede Spende. Einen festen Beitrag für die Mitgliedschaft haben wir nicht", sagt Rimmel-Fischer.
Wer sich für den Verein und seine Arbeit interessiert, kann sich auf der Internet-Seite
informieren und Kontakt aufnehmen.
"Jeder, der selbst Frettchen halten will, kann bei uns vorbeikommen und sich mit uns austauschen", sagt Rimmel-Fischer.