Ein unliebsamer Mitbewohner, der auf dem Rücken oder Bauch herumliegt, im besten Falle noch rollen kann, ist eine Sache. Wenn dieser Störenfried aber plötzlich anfängt aufzustehen und hinter einem herzulaufen, ist das ein ganz anderes Thema. Doch genau damit wurde Urmel, die Katze des Hauses und ehemals alleinige Herrscherin ihres Domizils, konfrontiert.
Denn Baby Raphael war nicht nur ohne Vorankündigung in ihre vier Wände eingezogen. Es entwickelte sich auch zum Kleinkind und machte sich im Haus immer mobiler breit. Schon mit neun Monaten stand der Zwerg plötzlich auf zwei Beinen und wankte leicht betrunken anmutend hinter der Katze her. Sehr zu deren großem Grauen mit fröhlichem Gebrüll – und das beinahe jedesmal, wenn er sie bemerkte. Was nicht sehr schwer war, da Urmel sich ihrerseits gerne lautstark ankündigte.
Da blieb der einstigen Hausherrin nur die tägliche Flucht durch die Zimmer und am Ende nach draußen – zum Glück war zu diesem Zeitpunkt Sommer. Nicht auszudenken, wenn es auch noch kalt und nass gewesen wäre. An einen kompletten Umzug war schließlich auch nicht zu denken. Urmel wohnt außerhalb der nächsten Ortschaft. Dort gibt es nur wenige Nachbarn mit nicht demselben Futterangebot. Mäuse fangen kam schon gar nicht in Frage – höchstens mal aus Langeweile.
Apropos Futter: Zumindest in dieser Hinsicht hatte sich Frauchen was einfallen lassen, wenn es schon ohne zu fragen für Familienzuwachs sorgt. Statt auf dem Boden durfte die Katze des Hauses mittlerweile auf der Bar im Wohnzimmer fressen. Dort, in luftiger Höhe, für Raphael unerreichbar, gab es auch einen Schlafplatz für sie. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn der Kleine ihr die Mahlzeiten streitig gemacht hätte. Und das hätte er, ist sich Urmel sicher. Schließlich wollte er bereits mehr davon, nachdem er einmal ein auf dem Boden liegendes Stück Trockenfutter entdeckt und probiert hatte.