
Im Sommer ist einiges los im Bad Wörishofener Kurpark. Die Grünfläche im Westen der Stadt ist wegen der verschiedenen Gärten und Seen ein beliebtes Ausflugsziel. Neben den üblichen Besuchern fallen besonders die Menschen auf, deren Augen dauernd auf den Boden gerichtet sind. Bei genauerem Hinsehen fällt der Grund dafür auf: Sie sind ohne Schuhwerk unterwegs. Sie gehen den etwa 1,5 Kilometer langen Barfußpfad, der ein besonderes Erlebnis für alle Sinne, aber besonders für die Fußsohlen ist.
Der Pfad wurde vor sechs Jahren angelegt und verläuft quer durch den Park, darunter auch durch den Duft- und Aromagarten, den Heilkräutergarten und den Rosengarten. An den 25 „Erlebnisstationen“ lassen sich die verschiedensten Materialien „ergründen“. Start und Ende bildet eine Kneippanlage mit Schließfächern.
Los geht's mit dem „Osteo-Fuß“, einem kleinen Trainingsparcours. Zunächst ist es sehr ungewohnt, sich ohne Schuhe zu bewegen. Ich laufe wie auf rohen Eiern und muss auf jeden Schritt achten. Die Aufmerksamkeit wird sofort geschärft, schließlich möchte man nicht in eine Distel oder einen spitzen Stein treten. Die Besucher werden mittels Füßen aus Stein, die in den Boden eingelassen sind, durch den Park gelotst.

Eine Infotafel informiert über die Vorteile des Barfußgehens. Die Stärkung des Immunsystems, die Verbesserung der Durchblutung und die Förderung der Fußmuskulatur sind nur einige davon. Deshalb empfahl auch Sebastian Kneipp das Barfußlaufen. Auf seiner Gesundheitslehre basiert das Programm in der Kurstadt Bad Wörishofen.
An den nächsten Stationen geht es durch ein Becken aus Tannenzapfen, über Ziegelsteine und durch feuchten Lehm. Tatsächlich wurde der „Fuß“ in Deutschland erst 1875 vom Meter abgelöst. In Großbritannien ist der Fuß jedoch bis heute ein gängiges Längenmaß. Am „Maß-Fuß“ kann man selbst ausprobieren, zu welcher Stadt der eigene Fuß am besten passt. Denn die Interpretation von „einem Fuß“ ging je nach Ort weit auseinander.
Das Highlight für Groß und Klein ist allerdings das Schlammbecken. Wäre da nicht die Haltestange, müsste man tatsächlich Angst haben, im Morast stecken zu bleiben. Nach einer kurzen Waschgelegenheit geht es in ein Labyrinth, das unter anderem Steine in allen Größen, Holz, Sand, Späne und Kirschkerne enthält. Die sind ohne Schuhe eine echte Herausforderung. Langsam wird mir bewusst, wie selbstverständlich Schuhe für uns sind.

Besonders interessant für heiße Tage ist der Sandstrand am See oder der „Zeit-Fuß“, an dem man sich als menschliche Sonnenuhr versuchen kann. Im Heilkräutergarten lässt sich auf mittelalterlichen Sitzbänken Platz nehmen, die mit Kräutern bepflanzt sind. Ein Hinweisschild rät vom Sitzen bei nassem Wetter ab.
Wer vom Barfußlaufen nicht genug bekommen kann, für den empfiehlt sich ergänzend der zwei Kilometer lange Rundweg „zum Tannenbaum“, der durch die freie Natur bis zu einer Kneippanlage führt. Startpunkt ist ebenfalls im Kurpark.
Für den Barfußweg sollte man etwa eine Stunde Zeit mitbringen. Mit einigen Pausen kann man jedoch etwa die doppelte Zeit einplanen. Zuletzt gibt es an einer Wasserstelle die Möglichkeit zum Waschen, was meine Füße zugegebenermaßen jetzt auch dringend nötig haben.
Sie fühlen sich zwar etwas geschunden, aber auch warm und durchblutet an. Irgendwie wollen sich meine Füße nicht so recht an die Schuhe gewöhnen. Warum sollten sie auch, denke ich mir.
Und nehme meine Sandalen in die Hand...
Barfußlaufen im Allgäu
Weitere Informationen zu Anfahrt nach Bad Wörishofen, den Stationen und dem Kurpark findest du
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Noch mehr Hintergründe zum Thema Barfußlaufen gibt der Wahl-Allgäuer Wolfgang Hilden aus Roßhaupten. Er hat sogar ein Buch über seine Passion geschrieben. Im
erzählt er wie es dazu kam. Unser Autor Tobias Schuhwerk (er heißt wirklich so!) hat Wolfgang auch schon besucht. Die ganze Geschichte liest Du
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