Das gebrochene Stuhlbein, die abgeknickte Antenne des Transistorradios, die eingerissene Hose, die angeknackste Holzeisenbahn: Manches würde wohl auf dem Müll landen. „Eine aufwendige Reparatur lohnt sich oft nicht mehr“, sagt der Kaufbeurer Seniorenbeauftragte Felix Franke.
Ob Haushaltsgeräte, Spielzeug oder Klamotten - sie reparieren alles
Aus diesem Gedanken heraus ist die Idee für eine Repair-Café entstanden, in dem Ehrenamtliche künftig ihre Dienste anbieten. Gemeinsam - so lautet das Motto, denn auch die Eigentümer der kaputten Kleingeräte aus dem Haushalt, Spielzeuge und Textilien sind gefragt. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe bieten“, sagt Franke, „und sehen das als Statement gegen die Wegwerfgesellschaft“.
Repair-Cafés gibt es mittlerweile in vielen Städten. Sie sind Teil einer wachsenden Bewegung, in der die knapper werdenden Ressourcen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Mittelpunkt stehen. Die Projekte heißen Gemeinschaftsgärten, Kleidertauschparty und Werkstätten, die zu Treffpunkten werden. So soll es auch beim Kaufbeurer Repair-Café sein.
Infos zum Repair-Café Kaufbeuren:
Ort
: Bismarckstraße 20. Im Aufenthaltsraum der Tagesstätte für psychische Gesundheit der Diakonie.
Öffnungszeiten
: Jeden ersten Samstag im Monat von 14 bis 17 Uhr.
Auch in Kempten gibt es ein Repair-Café:
Ort:
Untere Eicher Straße 2.
Öffnungszeiten
: Jeden zweiten Samstag in einem ungeraden Monat von 15 bis 18 Uhr.
Angeschoben wurde das Projekt vom Seniorenbüro, der Träger ist das Generationenhaus, Tagesstättenleiter Ralf Sander stellt die Räume zur Verfügung und etliche Sponsoren unterstützen das Angebot, das je nach fachlicher Ausrichtung mehrere Stationen für die Besucher und ihre defekten Gegenstände vorsieht, an denen es etwa um Textilien, Holz und Elektrik geht. Dort werden festsitzende Rädchen geölt, Klötze geleimt und Topflappen geflickt.
Spende als Gegenleistung
Ein weiteres Ziel: „Alt hilft Jung“, betont Gerhard Juskowiak diesen sozialen Aspekt. Er ist einer von einem Dutzend Ehrenamtlichen mit fachlichem Hintergrund, die sich künftig im Repair-Café engagieren. „Aber wir sind keine aktiven Profis“, sagt der pensionierte Berufssoldat, der früher am Fliegerhorst als Ausbilder im Bereich Elektronik gearbeitet hat. Weder sollten die Ansprüche zu groß sein, noch gebe es eine Garantie auf die Reparaturen, die gegen eine Spende erledigt werden.
Mit dem Geld werden die Kosten des Repair-Cafés bestritten. Dieser Aspekt ist auch Franke wichtig. Das Repair-Café wolle keine Konkurrenz zu Handwerk und Einzelhandel darstellen, sagt er. Deshalb seien Laptops und Handys sowie Elektrogeräte wie Waschmaschinen und große Möbel auch von einer Reparatur ausgenommen. Zudem stehe ein integrativer Aspekt im Vordergrund. Während der Öffnungszeiten in der Tagesstätte gibt es Kaffee und Kuchen, Wartephasen können Besucher im hauseigenen Büchermarkt überbrücken.
Weiterhin suchen die Initiatoren für das Repair-Café Sponsoren (etwa für Werkzeug) und Ehrenamtliche, die nicht nur technisch versiert sind, sondern auch organisatorisch mithelfen.