Nach achtjähriger Vorbereitungszeit ist der Startschuss für eines der größten Projekte in der Geschichte des Allgäus gefallen: Der französische Konzern Pierre et Vacances will auf dem Gebiet der Stadt Leutkirch und der Oberallgäuer Gemeinde Altusried den Centerparc Allgäu mit 1000 Ferienwohnungen schaffen. In dem Ferienpark, der Ende 2018 eröffnen soll, werden jährlich eine Million Übernachtungen erwartet. Investitionssumme: 350 Millionen Euro. Zum Spatenstich waren unter anderem Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel, Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer und der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha gekommen. Ab Montag beginnen Aushubarbeiten.

Die Urlaubsoase entsteht auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots, das 1939 zwischen Leutkirch und Frauenzell angelegt und bis in die 90er Jahre genutzt worden war. Bevor Center Parks den Zuschlag erhielt, war dort ein Sägewerk mit einer Jahreskapazität von einer Million Kubikmeter Holz vorgesehen. Der Park soll dank einer Fülle von Attraktionen Urlauber aus ganz Deutschland und darüber hinaus anlocken. Geplant sind etwa eine große Wasserwelt, eine Wildwasserbahn, Rutschen, fünf Restaurants, ein Kinderbauernhof, ein Marktplatz sowie ein Spa & Countryclub. Da viele Bereiche überdacht sind, ist der Park auf eine ganzjährige Belegung ausgerichtet.
Einer der Größten europaweit
„Der Park Allgäu wird der größte unserer Centerparcs in Deutschland und derzeit auch in Europa“, sagte Frank Daemen, Chef der bislang fünf Centerparcs in Deutschland. „Wir bauen quasi einen neuen Stadtteil.“ Daemen verspricht wirtschaftliche Impulse für das ganze Allgäu und verweist dabei auf Erfahrungen an anderen Standorten. „Laut einer Studie für unseren Park Bostalsee im Saarland geben die Gäste ein Drittel ihrer Urlaubskasse außerhalb des Parks in der Umgebung aus“, sagt er. Ausflugsfahrten bis nach Trier oder Luxemburg seien dort an der Tagesordnung.

Deshalb rechnet Daemen auch damit, dass viele künftige Gäste beispielsweise nach Neuschwanstein und Oberstdorf fahren. Früher waren Centerparcs darauf ausgelegt, ihre Gäste im Park „zu halten“. Doch das sei längst vorbei. „Wir wollen mit der Marke Allgäu werben und so die Gäste hierher locken.“ Der Park sei im Übrigen für alle Menschen offen, das Gelände frei und kostenlos zugänglich. Nur wer ins Schwimmbad wolle, müsse zahlen. Laut Altusrieds Bürgermeister Joachim Konrad darf das Allgäu innerhalb des Parks für seine Attraktionen werben. Er rechnet fest mit positiven Impulsen für seine Gemeinde, aber auch für die gesamte Region.
Leutkirchs Oberbürgermeister spricht von einem kleinen Wunder
Der Park wird laut Betreiber 650 Arbeitsplätze schaffen. Gesucht würden ab Anfang 2018 etwa Heizungsmonteure, Elektriker, Gärtner, Service- und Verwaltungskräfte, Reinigungsmitarbeiter und Kinderanimateure. Die Stellenbesetzungen würden sicher schwierig, weil es im Allgäu eine niedrige Arbeitslosigkeit gibt. „Aber wir schaffen das“, sagt Daemen. Auch beim Bau des Parks setzt er stark auf Kooperation mit heimischen Unternehmen, zum Beispiel für die Bereiche Dachdecken und Malerarbeiten.

Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle sprach von einem kleinen Wunder, dass auf einem Militärgelände, das in „finsterster Zeit unseres Landes“ entstand, nun ein multinationaler Ferienpark für Familien entsteht. Ähnlich beschrieb es Theo Waigel, der durch seine politischen Kontakte bei der Realisierung des Parks mitgeholfen hatte. Marc Haak Wegmann, Europachef von Centerparcs, kündigte an, dass das Unternehmen schon bald auf die Suche nach einem zweiten Standort in Süddeutschland gehen werde.
Anfang Oktober wurde der Spatenstich für den „Market Dome“ (links eine Computerdarstellung) des Centerparks Allgäu vorgenommen. Auch Allgäuer Braunvieh fehlte dabei nicht – sehr zur Freude von (von links) Joachim Konrad (Bürgermeister von Altusried), Hans-Jörg Henle (OB von Leutkirch), Manfred Lucha (baden-württembergischer Sozialminister), Franz Pschierer (bayerischer Wirtschaftsstaatssekretär), Dr. Theo Waigel (Bundesfinanzminister a. D.), Marc Haak Wegmann (Europachef von Centerparcs) und Frank Daemen (Deutschlandchef von Centerparcs).