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Hitzewelle in Bayern: Erste Bewässerungsverbote drohen

Wetter

Bayern vor Rekordhitze: Erste Kommune droht mit Bewässerungsverbot

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    Aufgerissen und ausgetrocknet ist eine Sandbank an der Niedrigwasser führenden Donau.
    Aufgerissen und ausgetrocknet ist eine Sandbank an der Niedrigwasser führenden Donau. Foto: Armin Weigel, dpa

    Überall liest man dieser Tage von verschiedensten, mehr oder minder offensichtlichen Tipps, um die Hitzewelle besser ertragen zu können: das Homeoffice mit Klimaanlage oder Ventilator kühlen, besonders während der Mittagsstunden ausruhen, im Schatten bleiben und bitte ja keine harte, körperliche Arbeit – die schlage schließlich schnell auf den Kreislauf. Landwirte können über viele solcher Ratschläge allenfalls schmunzeln. Sie müssen ihre Tiere tränken, die Felder gießen, Ernten einfahren. Eine erste Kommune könnte nun aber die Wassernutzung einschränken.

    Hitzewelle in Bayern: Für Landwirte gibt es kein Hitzefrei

    Josef Kraus beispielsweise bleibt keine Wahl, Hitzewarnung hin oder her: Der Obstbauer aus Gessertshausen im Landkreis Augsburg muss raus aufs Feld, sonst verkommen die Früchte. Seine Erntehelfer und er haben keine Maschine, die Erdbeeren müssen von Hand gepflückt werden. Wie Kraus mit der Hitze zurechtkommt? „Hut, Sonnencreme und viel, viel trinken“, sagt der Landwirt im Gespräch mit unserer Redaktion. Genau wie er befinden sich zahlreiche Bauern in Bayern am Beginn einer schweißtreibenden Woche. Und da sich ihre Arbeitszeiten nach dem Reifegrad der Pflanzen richten, haben sie kaum Spielraum, der Sonne auszuweichen. „Wir starten morgens um 4.30 Uhr, wenn die Sonne gerade aufgeht, und schauen, dass wir bis zum Mittag fertig sind“, sagt Kraus. „Danach wird es unerträglich.“

    Der Obstbauer Josef Kraus muss seine Erdbeeren per Hand ernten. Am frühen Morgen ist es dafür noch am kühlsten.
    Der Obstbauer Josef Kraus muss seine Erdbeeren per Hand ernten. Am frühen Morgen ist es dafür noch am kühlsten. Foto: Carina Sirch

    Heu und Getreide aber kann frühestens am Mittag eingefahren werden, wenn der Morgentau an den Pflanzen getrocknet ist – sonst droht Schimmelgefahr. In einer aufgeheizten Traktorkabine wird es da schnell unerträglich. Nochmals mit ganz anderen Problemen konfrontiert sind Landwirte, die Tiere halten. Wie Andreas Hummel. Der Bauer aus dem Oberallgäu besitzt 40 Milchkühe, denen die Hitze schwer zu schaffen macht. „Die Kühe pendeln permanent zwischen Stall und Weide“, erzählt er. Im Stall sei es kühler, er habe dort einen großen Ventilator installiert.

    Auf der Weide wiederum wächst das Gras für Tiere – wenn auch nur spärlich, wegen der Trockenheit. „Das ist viel Stress für die Tiere“, sagt Hummel. „Die Milchleistung geht da merklich zurück, der Wasserverbrauch dafür nach oben.“ Mancher Kollege verpasse seinen Tieren aktuell regelmäßig eine Dusche mit dem Wasserschlauch. Auch kleine Düsen, die Wasser zu feinem Nebel versprühen und somit kühlend wirken, gebe es in einigen Ställen. „Meine Wasserquelle lässt das aber nicht zu.“ Sein eigener Brunnen sei schon fast leer, er greife deswegen seit der vergangenen Woche auf das reguläre Wasser der Gemeinde zurück, um seinen Hof zu bewässern.

    Wassermangel: Kommune in Unterfranken könnte Wassernutzung für Landwirte einschränken

    Gemeindewasser für den eigenen Betrieb nutzen: für den Landwirt aus dem Oberallgäu eine teure, aber unvermeidliche Notlösung. Für andere Landwirte aus wasserärmeren Regionen könnte doch sogar das bald nicht mehr möglich sein. In der unterfränkischen Kleinstadt Bad Königshofen könnte schon bald ein sogenanntes „Wasser-Spargebot“ erlassen werden, wie zuerst der Bayerische Rundfunk mit Beruf auf den Leiter des örtlichen Wasserzweckverbandes berichtete. Kommunen können solche Verbote selbst erlassen. Mit öffentlichem Wasser dürften dann weder Rasenflächen noch Spiel- und Sportplätze besprengt, Autos nicht mehr gewaschen sowie private Schwimmbecken nicht mehr befüllt werden. Und: Auch landwirtschaftliche Flächen dürften dann nicht mehr mit Wasser aus der Leitung bewässert werden.

    Die Landwirte müssen mit all diesen Herausforderungen noch eine Weile lang umgehen, und auch dem Rest Bayerns stehen weitere heiße Tage bevor. Meteorologen warnen bereits vor starker Belastung durch die Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit. Laut Vorhersagen kennt das Thermometer bis Mittwoch nur eine Richtung: nach oben. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) vermeldet, soll die Hitzewelle dann ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen – mit knapp 40 Grad Celsius unter dem Einfluss von Hochdruckgebiet Bettina in einigen Regionen des Freistaats. Selbst nachts sollen die Temperaturen vielerorts nicht unter 20 Grad fallen.

    Wegen hoher Temperatur: Kühe geben weniger Milch

    Ob Bewässerungsverbote auch andernorts in Bayern ins Auge gefasst werden, ist allerdings fraglich. Denn die heißesten Orte Bayerns werden wohl – wie so oft – in Unterfranken liegen. Insbesondere in Kitzingen wird es heiß werden. Dort sind bis zu 40 Grad möglich. Vor ziemlich genau zehn Jahren waren in der Stadt 40,3 Grad gemessen: bis dahin die höchste gemessene Temperatur in Deutschland. Auch in Kahl am Main, Aschaffenburg und in Regensburg in der Oberpfalz hält der DWD Spitzenwerte für möglich.

    Die gab es auch in der Vergangenheit. Dass es allerdings im Juni derart warm ist, ist ungewöhnlich. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der diesjährige Juni sehr sonnig, viel zu warm und zu trocken. Die Durchschnittstemperatur für ganz Bayern: 19,1 Grad – und damit 4,2 Grad über dem sogenannten langjährigen Mittel. Dieser Durchschnittswert bezieht sich laut DWD auf die Referenzperiode vom Jahr 1961 bis zum Jahr 1990. Im Vergleich dazu fiel auch deutlich weniger Niederschlag als üblich: 68 Liter pro Quadratmeter, das heißt weniger als zwei Drittel des langjährigen Mittels (112 Liter pro Quadratmeter). Wie so häufig wurden jedoch große Unterschiede zwischen Franken und Südbayern verzeichnet: Während am Alpenrand und im Bayerischen Wald zwischen 100 und 150 Liter pro Quadratmeter fielen, waren es in Unterfranken lediglich 20 bis 40 Liter.

    Möglicher Hitzerekord in Bayern: In Unterfranken soll es über 40 Grad heiß werden

    Für Landwirte, die diese Woche ernten müssen, stellt die Wettervorhersage alles andere als eine schöne Aussicht dar. Andreas Hummel, der Milchbauer aus dem Oberallgäu, hofft zumindest auf etwas Regen am Donnerstag, damit sich sein Wasserspeicher wieder fülle und er seinen Kühen wieder eine Dusche gönnen könne. Tatsächlich seien, so der DWD, am Donnerstag „eine Menge Gewitter zu erwarten“. Allerdings: nur an einzelnen Orten. (mit dpa)

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