In Bayern sind in diesem Jahr so viele Menschen im Wasser ums Leben gekommen wie seit langem nicht mehr. In den ersten sieben Monaten des Jahres zählte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Freistaat 48 Badetote – das sind 37 Prozent mehr als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres. Damals sind 35 Personen in bayerischen Gewässern ertrunken, in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 waren es 33. Höher lag die Zahl zuletzt nur 2019.
Warum es im Freistaat so viel mehr Todesfälle beim Baden gab, das können auch die Wasserretter der DLRG nicht erklären. Denn bundesweit ging die Zahl leicht zurück – um sieben Prozent auf 236 Personen. Insbesondere in der zweiten Junihälfte häuften sich die Unglücke in Flüssen und Seen. DLRG-Präsidentin Ute Vogt sieht einen direkten Zusammenhang mit dem Wetter. „Wir wissen, dass es an sonnigen und heißen Sommertagen zu mehr Unfällen kommt.“ Die tragischen Folgen der Sommerhitze zeigten sich an einem Wochenende Ende Juni, als 15 Menschen bundesweit bei Badeunfällen ums Leben. Die DLRG sprach in diesem Zusammenhang von „einem der tödlichen Wochenenden der letzten zehn Jahre“. Insgesamt zählte man im Juni 70 Badetote – 18 mehr als vor einem Jahr.
Tödliche Badeunfälle: Leichtsinn und Selbstüberschätzung beobachten Retter vor allem bei Männern
Nun, da das Sommerwetter zurückkehrt, ruft Vogt erneut zur Vorsicht auf. „Mein Appell an alle, die in den kommenden Wochen die Gewässer aufsuchen: Bleiben Sie vorsichtig, beachten Sie die Baderegeln und gehen Sie keine Risiken ein.“ Tatsächlich beobachten die Wasserretter, dass zu häufig Gefahren ignoriert werden. Junge Männer neigten am ehesten dazu, die eigene Schwimmfähigkeit falsch einzuschätzen. Für Ältere werde dagegen vor allem der schnelle Temperaturwechsel zur Gefahr. Die Folgen seien oft Herz- und Kreislaufprobleme, im schlimmsten Fall Bewusstseinsverlust.

Ein gutes Drittel der Badetoten in Bayern in diesem Jahr war nach Zahlen der DLRG älter als 70 Jahre, ein Viertel zwischen 11 und 30 Jahren. „Bei diesen Fällen handelt es sich oft um Badeunfälle infolge von Leichtsinn und Übermut. Viele Opfer konnten kaum oder gar nicht schwimmen“, betont Vogt. Und: Fast alle dieser Verunglückten waren männlich.
„Für Kinder sollte das Tragen einer Weste verpflichtend sein“
Bayernweit starben vier Menschen beim Paddeln, Boot fahren oder Surfen. „Die meisten von ihnen wären vermutlich noch am Leben, wenn sie eine Rettungsweste oder wenigstens eine Schwimmweste getragen hätten“, sagt Vogt und fordert: „Für Kinder sollte das Tragen einer Weste verpflichtend sein. Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen.“ Vor allem das Tretboot-Unglück am Eibsee, wo Anfang Juli ein Vater und sein Sohn ertranken, löste Bestürzung aus. Inzwischen ist klar, dass beide nicht schwimmen konnten. Nach Ansicht der DLRG müssten auch Verleiher von Tretbooten oder Stand-up-Paddles (SUPs) verpflichtet werden, Kunden eine Weste anzubieten.
Eine allgemeine Pflicht zum Tragen von Rettungswesten auf Tretbooten, Kanus oder SUPs gibt es bislang nicht. Vogt fordert daher: „Die Länder sollten das Tragen von Westen für Kinder auf Booten und SUP-Boards verpflichtend vorschreiben.“ In Bayern wäre dafür das Verkehrsministerium zuständig. Dort verweist man darauf, dass „jedes Motor- und Segelboot mit einem geeigneten Rettungsmittel pro Person ausgestattet sein“ muss. Zudem hätten Vermieter von Kajaks oder Kanus die Mieter vertraglich zu verpflichten, Rettungswesten zu tragen. Im Zusammenhang mit der Novellierung der Bayerischen Schifffahrtverordnung seien allerdings weitere Verschärfungen in der Diskussion.
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