Das Licht in der Abfertigungshalle bleibt aus. Nur eine einzige Werbesäule leuchtet mannshoch und sendet unbeirrt ihre Botschaft in die dunkle Leere. "Die wurde vermutlich vergessen abzuschalten", sagt Flughafensprecher Christian Albrecht. Die an Ostern hier eigentlich herrschende hektische Betriebsamkeit ist am Nürnberger Albrecht-Dürer-Airport einer gespenstischen Ruhe gewichen.
Wie an den meisten Flughäfen Deutschlands ist auch hier der Passagierflugverkehr wegen der Corona-Krise fast völlig zum Erliegen gekommen. Weltweite Einreisebeschränkungen und Reisewarnungen zur Eindämmung der Pandemie haben den internationalen Personenverkehr auf ein Minimum reduziert. Den Rückgang am Nürnberger Airport beziffert Albrecht auf 90 Prozent.
Doch der Flughafen ist nicht stillgelegt, sondern befindet sich im Standby-Modus - jederzeit bereit, wieder in den Normalbetrieb hochzufahren. Er ist weiter geöffnet, um wichtige Rettungs- und Frachtflüge durchzuführen. In Betrieb bleiben die Ambulanz-Flugzeuge des ADAC und der Flight-Ambulance-Service AG (FAI) sowie die Rettungshubschrauber der DRF-Luftrettung.
Auch am Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafen wird der Betrieb für wichtige Frachtgüter und für Rückholaktionen von im Ausland gestrandeten Deutschen aufrechterhalten. Auch hier liegt die Zahl der Starts und Landungen derzeit bei weniger als zehn Prozent des Vorjahresniveaus. "Wir können heute noch nicht abschätzen, wann sich der Luftverkehr wieder regenerieren wird", sagte Flughafenchef Jost Lammers.
Nach der Landung eines Frachtflugzeugs mit acht Millionen Schutzmasken aus China am Dienstag werden in der Woche nach Ostern in München zwölf weitere Transporte mit Corona-Hilfsgütern aus China erwartet, wie ein Lufthansa-Sprecher sagte.
Wizz Air will nach Ostern am Allgäu Airport wieder abheben - vielleicht
Am Allgäu-Airport Memmingen heben derzeit keine planmäßigen Linien- und Charterflüge ab. Nur Business- und Trainingsflüge seien nach Anmeldung erlaubt, sagte eine Sprecherin. Die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air plane in der Woche nach Ostern zwar "ein paar wenige" Passagierflüge nach Ohrid und Skopje in Nordmazedonien. Ob diese tatsächlich stattfinden, sei aber unklar.
Zu den wenigen stattfindenden Starts und Landungen in Nürnberg gehören zwei Sonderflüge mit Erntehelfern aus Rumänien - die auch auf den gleich neben dem Flughafen beginnenden Spargelfeldern sehnlichst erwartet werden.
Ein paar Autovermieter und eine Reisebank halten im Terminalgebäude die Stellung, bei reduzierten Öffnungszeiten. Ihren Geschäftsrückgang beziffern die Angestellten auf 70 bis 95 Prozent. Einer bemüht sich um neue Geschäftsfelder - er ruft Gastronomen an, ob sie Bedarf an einem Mietwagen haben, um Essen an ihre Kunden zu liefern.
"Wir halten unseren Stammkunden die Treue", sagt der 20-jährige Angestellte am Bankschalter. Die kämen auch ohne Flug, um in der leeren Schalterhalle ihre Geldtransaktionen ins Ausland oder Goldgeschäfte abzuwickeln.
Wie für Tausende Beschäftigte am Münchner Airport gilt auch für den Großteil der knapp 1100 Mitarbeiter der Flughafen Nürnberg GmbH in den nächsten drei Monaten Kurzarbeit. Nicht betroffen seien nur die unverzichtbaren Dienste wie die Flughafenfeuerwehr, die Verkehrsleitung und die Passagierkontrolle, erläutert Flughafensprecher Albrecht.
Viele der in Nürnberg stationierten Airlines nutzen den Stillstand für Wartungsarbeiten an den am Rollfeld geparkten Maschinen. Auch die eigentlich erst später geplante Sanierung des Vorfelds wurde nach Albrechts Worten vorgezogen. Dort werden das Unterflurfeuer, die in den Boden eingelassenen Beleuchtungen, und das Bankett erneuert sowie die Kanalisation gewartet.
Angesichts der enormen Ertragseinbußen in Folge der Corona-Krise kämen jetzt aber alle für 2020 geplanten Investitionen auf den Prüfstand, sagt Albrecht. "Wie heftig die Rückgänge sein werden, hängt von der Dauer der Krise und der Reisebeschränkungen ab. Wir blicken da zurzeit in eine Glaskugel."
Vor Ausbruch der Pandemie galt der Flughafen Nürnberg, je zur Hälfte im Eigentum der Stadt und des Freistaats, als einer der am schnellsten wachsenden Airports Deutschlands. 2018 war das bisherige Rekordjahr mit 4,5 Millionen Passagieren und einem Gewinn von 4,1 Millionen Euro. Auch die Pleiten der Linien Air Berlin und Germania hatte man relativ gut verkraftet.
Gegen Sars-CoV-2 aber war der auf Platz 10 der deutschen Flughäfen rangierende Airport nicht gefeit. Das Virus mit seinen Auswirkungen auf den Luftverkehr sei allenfalls vergleichbar mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island, der 2010 zur zeitweisen Einstellung des Luftverkehrs zwischen Europa und den USA führte, meint Flughafensprecher Albrecht.