Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) sieht eine Entspannung bei der Personalausstattung in den rund 10.800 bayerischen Kitas: „Die Personalsituation entspannt sich“, sagte die Ministerin zum Start des neuen Kita-Jahres in München. Die verstärkten Maßnahmen der letzten Jahre zur Fachkräfte-Gewinnung zahlten sich aus. „Wir gehen davon aus, dass ab 2027/2028 der Personalbedarf komplett gedeckt werden kann.“
Dies sei alles andere als selbstverständlich, findet Scharf. Denn die Dynamik der vergangenen 15 Jahre in der Kindertagesbetreuung in Bayern ist enorm: Das pädagogische Personal hat sich seit 2010 von damals rund 60.000 auf nun über 124.000 Fach- und Ergänzungskräfte mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Kitas stieg in diesem Zeitraum um mehr als ein Drittel und die Zahl der betreuten Kinder sogar um 43 Prozent von 453.000 auf nun rund 647.000.
„Wir haben deshalb eine vollkommen veränderte Geschäftsgrundlage“, findet Scharf mit Blick auf die Kinderbetreuung. Es sei deshalb richtig, die Hälfte des bisher direkt an die Eltern ausgezahlten Familiengeldes ab 2026 unmittelbar in die Kitas zu investieren. „Ich möchte die Familien bestmöglich unterstützen und eine verlässliche Kinderbetreuung in Bayern sicherstellen“, erklärte Scharf.
Mehr Geld vom Freistaat für die Kitas, aber finanzielle Einbußen für junge Familien
Bisher bekommen Eltern mit dem 2018 eingeführten Familiengeld für ein- und zweijährige Kinder unabhängig vom Einkommen 24 Monate lang je 250 Euro pro Monat vom Freistaat - also insgesamt 6.000 Euro. Ab dem 1. Januar 2026 bekommen alle Landeskinder zum ersten Geburtstag mit dem neuen „Kinderstartgeld“ 3.000 Euro als Einmalzahlung ausbezahlt.
Das auf diese Weise eingesparte Geld soll jedoch komplett in die Verbesserung der Kinderbetreuung fließen, versprach Scharf. Bis 2030 stehe damit rund eine Milliarde Euro zusätzlich an Landesmitteln für die Kitas zur Verfügung. Ein großer Teil dieser Summe soll für weiteres Personal verwendet werden: So ist geplant, bis 2029 rund 15.000 sogenannte Teamkräfte in den Kitas zu beschäftigen, die das pädagogische Personal etwa von Organisationsaufgaben entlasten sollen. Die Finanzierung dieser Teamkräfte will der Freistaat komplett übernehmen, um Kommunen, Kita-Träger und Eltern finanziell zu entlasten.

Schon jetzt fließt mit rund 2,7 Milliarden Euro rund ein Drittel der gesamten Sozialausgaben des Freistaats Bayern in die Betriebskostenförderung der Kitas. Die zusätzlichen Kita-Mittel durch das neue Kinderstartgeld sind jedoch zunächst beschränkt: Weil 2026 das Familiengeld für die dann zweijährigen Kinder noch weiterbezahlt wird, fallen Mehrkosten von rund 160 Millionen Euro an. Diese Summe soll 2027 „gegenfinanziert“ werden. Im Klartext: Die jährlich gut 400 Millionen Euro eingesparter Mittel stehen in vollem Umfang erst ab 2027 für die Kitas zur Verfügung.
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Neben zusätzlichem Geld versprach Scharf den Kitas weitere Verbesserungen: „Wir werden stark entbürokratisieren“, kündigte sie an. So sollen etwa durch mehr Eigenverantwortung vor Ort künftig „bis zu 10.000 Einzelanträge pro Jahr“ für die Kitas wegfallen.
Sozialministerin Scharf: Quereinsteiger-Kurse sehr erfolgreich
Beim Thema Personal sieht sich Scharf auf dem richtigen Weg: Mehr als 15.000 Interessierte hätten bislang an Quereinsteiger-Kursen teilgenommen. Fast in jedem Landkreis gebe es inzwischen eine Fachakademie für Sozialpädagogik. Und für akademische Fachkräfte gebe es rund 400 neue Studienplätze. Gefordert bei der Personalgewinnung seien aber auch die Kita-Träger als direkte Arbeitgeber, findet die Ministerin: „Dort liegt eine große Verantwortung für gute Arbeitsbedingungen und eine leistungsgerechte Bezahlung.“
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