Aus einer Wildnis ohne Freizeitwert wurde das grüne Herz Memmingens: Die Landesgartenschau (LGS) im Jahr 2000 war der Auslöser dafür, dass direkt neben der Altstadt ein Naherholungsgebiet mit großer Anziehungskraft entstand. „In 21 Jahren als Stadtrat war die LGS das absolute Highlight“, sagt Stefan Gutermann, der heutige CSU-Fraktionschef. Und so taucht immer mal wieder die Frage auf, ob sich die Stadt nicht ein zweites Mal um eine Gartenschau bewerben könnte. Jetzt ist das Thema bei Oberbürgermeister Manfred Schilder gelandet.

Die frühere Bürgermeisterin Claudia Knoll arbeitet bei der „Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen“. Kürzlich habe sie zu Schilder gesagt, dass sich Memmingen ja um die LGS 2028 bemühen könne, erzählt sie. Denn einen Abstand von 28 Jahren zwischen erster und zweiter Gartenschau gebe es auch in anderen Städten. Über eine mögliche LGS-Bewerbung müsse man im Stadtrat sprechen, sagt der Rathauschef.
In Kempten nicht willkommen
Bereits im Jahr 2010 sei der Verein der Memminger Landesgartenschau-Freunde beim damaligen Rathauschef Dr. Ivo Holzinger vorstellig geworden, erzählt Zweiter Vorsitzender Andreas Schales. Der Oberbürgermeister habe geantwortet, dass er sich eine Bewerbung für die LGS im Jahr 2022 durchaus vorstellen könne. „Aber seither ist nichts mehr passiert“, sagt Schales. Auch an anderer Stelle ging es ums Thema Landesgartenschau: „Wir haben uns in der CSU-Fraktion schon öfters darüber unterhalten“, sagt Gutermann.

Bei einer erneuten Bewerbung könnte Memmingen allerdings nicht mit der Fläche aus dem Jahr 2000 ins Rennen gehen. „Man braucht ein neues Gelände. Es geht darum, eine Brache weiter zu entwickeln. Und es muss in ein städtebauliches Gesamtkonzept passen“, sagt Knoll. Eine LGS ist kein Vorhaben, das sich auf die Schnelle realisieren lässt: Zwischen einem Beschluss und der Gartenschau-Eröffnung vergingen etwa zehn Jahre, berichtet Claudia Knoll.
In 21 Jahren als Stadtrat war die LGS das absolute Highlight.Stadtrat Stefan Gutermann
Eine LGS ist aber nicht in allen Städten willkommen. Bei einem Bürgerentscheid haben es knapp 70 Prozent der Wahlberechtigten abgelehnt, dass die Landesgartenschau 2024 in Erlangen stattfindet. Auch in Traunstein gab es eine Abfuhr. Ein Aktionsbündnis rief die Bürger mit Erfolg dazu auf, gegen die Gartenschau zu stimmen. Und in Kempten gab es die Idee, sich für die Gartenschau 2026 zu bewerben. Doch die Stadt verwarf diesen Gedanken wieder - wegen zu hoher Kosten. Wer dagegen schon einmal eine LGS veranstaltet habe, sehe die Veranstaltung positiv, sagt Knoll.
1,3 Millionen Besucher
Das Beispiel Memmingen gibt ihr recht. Das einstige LGS-Gelände hat sich zu einem Mehrgenerationen-Treff unter freiem Himmel entwickelt. Im Stadtpark gibt es Seebühne und Festwiese, Aussichtsturm und Wakeboard-Anlage, Kneipp-Becken und Spazierwege. „Der Park ist auch eine beliebte Strecke für Jogger und Radler“, sagt Schales. „Ich kann mir vorstellen, dass Memmingen durchaus wieder bereit wäre für eine Gartenschau“, fügt er hinzu. Zu den Befürwortern gehört auch CSU-Fraktionschef Gutermann: „Wenn wir ein Gelände finden, stehe ich hundertprozentig dahinter.“ Zumal beim letzten Mal auch die Finanzen stimmten. Im Jahr 2000 gab es ein Plus von damals etwa zwei Millionen Mark. 1,3 Millionen Besucher hatten eine Eintrittskarte gelöst.
Diese Idee hat Charme - Kommentar von MZ-Lokalchef Helmut Kustermann:
Auch wenn das alles schon 17 Jahre zurückliegt, haben viele Memminger noch lebhafte Erinnerungen an die Landesgartenschau 2000: an die Blütenpracht und das meist herrliche Wetter, an den von Modezar Rudolph Moshammer gestalteten Paradiesgarten und das Riesenrad. Memmingen hat damals beste Werbung für sich gemacht - in ganz Bayern. Von der Gartenschau profitieren die Bürger noch heute: Der Stadtpark ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, das man freilich noch stärker für Veranstaltungen nutzen könnte.
Die positiven Erinnerungen an das Jahr 2000 führen fast zwangsläufig zu der Frage, ob sich Memmingen wieder um eine Gartenschau bewerben sollte. Man kann diese Frage nur mit Ja beantworten: Natürlich ist es eine gute Idee, diese Großveranstaltung wieder hierher zu holen. Vor allem deshalb, weil eine Landesgartenschau die Stadtentwicklung anschiebt. Denn Memmingen könnte sich nicht erneut mit dem Stadtpark Neue Welt bewerben, sondern müsste ein anderes Gelände weiterentwickeln. Die Frage, wo sich ein passendes Areal anbietet, müsste am Anfang aller Gespräche stehen.
Es hätte auch Sinn, sich schon bald mit dieser Frage zu beschäftigen. Denn eine solche Großveranstaltung kann man nicht von jetzt auf gleich organisieren, die Vorbereitungen dauern Jahre. Eine zweite Gartenschau in Memmingen ist auch ein Thema für den Arbeitskreis, der sich mit der Vermarktung der Stadt beschäftigt